Jeremy Fragrance bei OMR Sexismus-Kritik nach bizarrem Auftritt – Aldi distanziert sich, Vodafone kritisch

Update | Hamburg · Jeremy Fragrance beim OMR-Festival in Hamburg: Dass das ein Aufreger werden könnte, hatten viele geahnt. Doch die Art und Weise, wie sich der Parfüm-Influencer äußerte, sorgte für harsche Kritik. Ein früherer Partner distanziert sich nun.

 Jeremy Fragrance bei seinem umstrittenen Auftritt beim Digitalfestival OMR in Hamburg.

Jeremy Fragrance bei seinem umstrittenen Auftritt beim Digitalfestival OMR in Hamburg.

Foto: Screenshot/Youtube/OMR

Der bizarre Auftritt von Parfüm-Influencer Jeremy Fragrance beim Digitalfestival OMR in Hamburg hat viele Besucherinnen und Besucher den Kopf schütteln lassen. Die Folge war öffentliche Kritik nicht nur an Fragrance, sondern auch an den Veranstaltern. Diese haben nun Stellung bezogen.

Am Dienstag war Jeremy Fragrance, mit bürgerlichem Namen Daniel Schütz, der Eröffnungsgast auf einer der großen Bühnen des Festivals, der Red Stage. Unter dem Titel „Power, Baby! – Wie Jeremy Fragrance das Attention Game gewinnt“ wurde er von OMR-Moderator Roland Eisenbrand befragt – so war zumindest der Plan. Der Auftritt war jedoch über weite Strecken eher ein Monolog des Influencers.

Schon zu Beginn rief er „Kraft, Power, Strength“ in Richtung Publikum, oder auch „Stimulier mich sexuell, Baby“. Moderator Eisenbrand ließ Fragrance gewähren, war aber sichtlich überfordert. „Wir starten mal das Interview“, probierte er es nach einigen Minuten – und fragte Fragrance, was denn am Gerücht dran sei, er würde Drogen nehmen.

„Ziemlich ethisch geiles Leben“

Dieser antwortete erst mit Liegestützen auf der Bühne, nahm dann aber doch Stellung: „Wenn die Leute denken, ich nehme Koks, ist das nicht geil als Kompliment anzusehen, ohne Koks zu nehmen.“ Und weiter: „Ich habe in meinem Leben noch nie Drogen genommen. Ich trinke auch keinen Alkohol.“ Das sei auch die Wahrheit, denn er dürfe nicht lügen.

Generell führe er ein „ziemlich ethisch geiles Leben“, so Fragrance. Gleichzeitig äußerte er: „Ich könnte pro Tag fünf Mädels bumsen, ich könnte euch alle verarschen.“ Zudem habe er Videos aufgenommen, vor denen er mehrfach mit einer Freundin ohne eigenen Orgasmus Geschlechtsverkehr gehabt habe. Das habe zu einer „geilen Energy“ in seinem Gesicht geführt. Das so zu machen, sei aber nicht immer möglich. „Ich kann die ja nicht immer überall hinbestellen.“

Diese Sprüche und weitere vulgäre Äußerungen über Frauen sorgten im Anschluss an den Auftritt für reichlich Kritik – in Gesprächen unter den Besucherinnen und Besuchern des Festivals, aber auch öffentlich.

„Zur Schau getragener Chauvinismus“

Von „einem „Sexismus Fail“ sprach auf Twitter Frank Behrendt von der Agentur Serviceplan, auch die Account-Managerin Lisa Eppel schrieb auf Linkedin: „Das ist einfach nicht okay und auch nicht zu entschuldigen.“ Werbefachmann Thomas Koch sprache in seiner Kolumne bei der „Wirtschaftswoche“ von „zur Schau [getragenem] Chauvinismus“.

Gegenüber „t-online.de“ äußerten sich die Veranstalter zur Kritik. Man sei „mit den Beteiligten im Austausch“. Generell setze sich das OMR-Festival „für ein weltoffenes und vielfältiges Miteinander ein.“ Und weiter: „Diskriminierung jeglicher Art, Belästigung, (sexualisierte) Gewalt und Grenzüberschreitungen haben auf dem OMR-Festival keinen Platz und sind nicht geduldet.“

Zwischenzeitlich war das Video des Auftritts von Jeremy Fragrance nicht mehr anzusehen, da es seitens OMR auf privat gestellt wurde. Wie „Business Insider“ unter Berufung auf eine Sprecherin des Festivals berichtete, hatte das wohl lizenzrechtliche Gründe. Mittlerweile ist das Video wieder verfügbar.

Jeremy Fragrance hat auf Instagram mehr als 830.000 Follower, auf Tiktok ganze 6,6 Millionen. Immer wieder erreichen seine Videos deutlich mehr als 1 Million Aufrufe. In der Vergangenheit warb er etwa für Aldi Nord. Kürzlich kündigte zudem Sky an, eine Reality-Dokumentation über Fragrance zu drehen.

Das zweitägige OMR-Festival zog in diesem Jahr nach Veranstalter-Angaben mehr als 70.000 Menschen nach Hamburg. Themen waren Trends in Marketing und Digitalisierung. Tickets für das Festival waren ab knapp 400 Euro zu haben.

Vodafone kritisch – Aldi Nord distanziert sich

Die Red Stage, auf der Fragrance auftrat, wurde vom Düsseldorfer Unternehmen Vodafone gesponsert. Dort äußerte man sich kritisch. „Wir sind Sponsor des OMR-Festivals. Für die Inhalte und Sprecherauswahl sind die Veranstalter dieses digitalen Festivals zuständig“, teilte ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion mit. Und weiter: „Diversität, Toleranz und Respekt sind in den Unternehmenswerten von Vodafone fest verankert. Deshalb distanzieren wir uns ausdrücklich und in jeder Form von Aussagen, die als diskriminierend, sexistisch oder rassistisch aufgefasst werden können.“

Am Freitag äußerte sich auf Anfrage unserer Redaktion auch der frühere Werbepartner von Jeremy Fragrance, Aldi Nord. Man distanziere sich deutlich von Äußerungen, die Jeremy Fragrance im Rahmen der OMR getätigt hat, teilte ein Sprecher mit. „Diese sind in keinerlei Hinsicht mit den Werten und Haltungen der Unternehmensgruppe Aldi Nord vereinbar.“ Der Anbieter sei „Discounter für alle, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Religion, politischer Gesinnung oder sexueller Identität.“ Zudem betonte Aldi Nord, dass die Zusammenarbeit mit Jeremy Fragrance im Februar 2023 eine einmalige Kooperation gewesen sei. Weitere Aktionen seien weder geplant gewesen, noch derzeit geplant.

(hebu)
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