Was ursprünglich als dummdreister Versuch gedacht war, noch mehr Nacktfotos von jungen Frauen auf die Seite zu ziehen, entpuppte sich schon sehr bald als Bumerang. Zwar posteten unter dem Hashtag #leakforjlaw tatsächlich junge Mädchen, doch löste das eine Welle der Empörung aus. Seitdem sammeln sich in ironischer Absicht aufgenommene Bilder, in denen diesmal Männer Nippel zeigen oder nur eine Ziege die Hosen herunterlässt. Das ist nicht immer ästhetisch, aber als Reaktion auf einen durchtriebenen Hackerangriff auf die Privatsphäre wohl durchaus angemessen.

Unter dem Hashtag #ifmyphonegothacked finden sich bei Twitter ganz ähnliche Beiträge. Darin leben Nutzer mit allerlei Banalitäten und Peinlichkeiten die Vorstellung aus, was denn so alles ans Tageslicht käme, würden Bilder von ihrem Handy gehackt. Zu sehen sind etwa Hunde, blöde Frisuren oder das Mittagessen vom Vortag, aber auch allerlei Gags in Bilderform, wie sie Tag für Tag viral herumgereicht werden.

Dabei schwingt freilich auch eine indirekte Kommentierung in Richtung der Stars mit: Warum auf deren Telefon ganz selbstverständlich anzügliche Nacktbilder lagerten, kann so mancher nicht verstehen.

Derweil haben mehrere Webseiten die gehackten Bilder von ihren Internetauftritten inzwischen gelöscht. FBI-Ermittlungen sorgten offenbar dafür, dass unter anderem eine Seite zum Teilen von Bildern die Fotos am Dienstag (Ortszeit) nicht mehr zeigte.

Unklar war zunächst weiter, wie die Fotos entwendet wurden. Die meistverbreitete These war, dass sie aus privaten Archiven der Stars bei Apples Online-Speicherdienst iCloud gestohlen wurden. Auch eine inzwischen offenbar geschlossene Lücke in Apples "Find my Phone"-App, die verlegte oder gestohlene iPhones aufspüren soll, wurde genannt.

Dass die Bilder, die von Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence, US-Schauspielerin Elizabeth Winstead und weiteren Stars aufgetaucht waren, gänzlich aus dem Netz verschwinden, halten Experten allerdings für nahezu unmöglich.

Apple wies inzwischen jede Mitschuld von sich. Der Konzern erklärte am Dienstag, in keinem der untersuchten Fälle seien die Hacker an die Fotos gekommen, indem sie Apples Datenspeicher iCloud geknackt hätten. Sie hätten sich vielmehr in gezielten Attacken Zugang zu bestimmten Nutzeradressen verschafft. Unter anderem sei es den Hackern gelungen, etwa Passwörter von Prominenten ausfindig zu machen.

Die intimen Fotos kursierten erstmals am Sonntag im Internet. Lawrence-Sprecherin Liz Mahoney und Anwälte von Kate Upton hatten daraufhin mit strafrechtlichen Folgen für jeden gedroht, der die Bilder poste. Das FBI wurde in den Fall eingeschaltet. Wer hinter dem Treiben steckt, ist nach wie vor unklar. Auch die Dimension des Angriffs auf die Privatsphäre der Stars lässt sich noch nicht abschätzen.

Das Ausmaß des Falls tritt derweil immer deutlicher zu tage. So zählen zu den Opfern des Hackerangriffs neben Lawrence und Rihanna auch die Hollywoodstars Scarlett Johansson und Winona Ryder. Auch die kanadische Sängerin Avril Lavigne, die Klitschko-Verlobte Hayden Panettiere, die US-Fußballspielerin Hope Solo und das Topmodel Kate Upton sind betroffen.

Andere Stars wie die Sängerin Victoria Justice und die Schauspielerin Ariana Grande bestritten dagegen die Echtheit der Aufnahmen. Diese seien gefälscht, erklärten die Agenten der beiden Frauen. Die aus der Serie "Girls" bekannte Schauspielerin Lena Dunham rief Internetnutzer dazu auf, die Nacktfotos nicht anzuklicken. "Unterstützt diese Frauen und schaut Euch die Bilder nicht an", bat Dunham auf Twitter. Der Hacker, der die Aufnahmen gestohlen und veröffentlicht hat, sei ein "Sexualstraftäter", schrieb sie in einem anderen Tweet.

"Es ist so hart, wie Dir Leute Deine Privatsphäre nehmen", schrieb Lawrence unmittelbar nach dem Auftauchen erster Fotos im Kurzbotschaftendienst Twitter. Von dem Nacktfoto-Diebstahl sind offenbar ausschließlich Frauen betroffen.