Deutschland-Atlas Jeder Vierte lebt ohne Internet

Berlin · Fast 25 Prozent der Deutschen nutzen weder im Beruf noch zu Hause das Internet. Die meisten haben nicht vor, das zu ändern. Sie leben nach wie vor in einer Welt des vergangenen Jahrhunderts.

 In Deutschland sind vor allem auf dem Land noch etliche Haushalte offline.

In Deutschland sind vor allem auf dem Land noch etliche Haushalte offline.

Foto: Seybert, Gerhard

Die Studie "(N)Onliner Atlas 2012" liefert einen klaren Befund: 17,1 Millionen Deutsche ab 14 Jahren sind offline. Für Millionen Internet-Nutzer unvorstellbar. Kein Online-Shopping, keine sozialen Netzwerke, keine Kommunikation über E-Mails, Twitter oder Skype.

Der Siegeszug des Internets stößt damit in Deutschland an seine Grenzen. Über 20 Jahre gingen die Nutzerzahlen steil nach oben. Zum Vergleich: 2001 lag der Anteil der Onliner in Deutschland bei gerade einmal 37 Prozent.

Doch jetzt ist der Deckel ganz offensichtlich erreicht. Gerade einmal 0,9 Prozent mehr sind es geworden, die sich einen Zugang zum World Wide Web verschafft haben.

Viel mehr werden es kurzfristig nicht werden. Gerade einmal rund drei Prozent der Offliner planen laut Studie, sich demnächst einen Internetzugang zuzulegen. Die Autoren der Studie sprechen von einem digitalen Graben, der sich durch Deutschland zieht.

Wie man sich den typischen Offliner vorstellen darf, geht aus dem Online-Atlas nicht hervor. Sie beschreibt die Online-Nutzung lediglich mit Hilfe von Zahlen und Statistiken. Vier Kriterien stechen dabei jedoch besonders hervor: Alter, Region, Einkommen und Bildungsgrad.

Region Insbesondere in den östlichen Bundesländern und im Saarland sind viele Menschen offline. In Sachsen-Anhalt, dem Saarland und Mecklenburg-Vorpommern leben im Bundesvergleich die wenigsten Internetnutzer - nur rund 68 Prozent gehen hier ins Netz.

Spitzenreiter sind dagegen die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen mit rund 80 Prozent. Baden-Württemberg ist der Flächenstaat mit den meisten Internetnutzern.

Alter Zweites markantes Kriterium für die Internet-Nutzung ist das Alter. Bei den jüngeren Altersgruppen ist das Potenzial nahezu vollständig ausgeschöpft. Bei Nutzern im Alter zwischen 14 und 19 Jahren liegt die Online-Quote mit 97,7 Prozent am Limit, bei den bis 30-Jährigen sind es immer noch 96,9 Prozent. Auf lange Sicht wird Deutschland demnach voll im Internet aufgegangen sein.

Der Unterschied zu den Altesten ist frappant. Vor allem die über 70-Jährigen sind mit dem Internet nicht vertraut. Ihr Anteil liegt bei gerade einmal 28,2 Prozent. Auffällig der große Unterschied zu der Altersdekade darunter. Dort fällt die Quote mit 60,4 Prozent mehr als doppelt so groß aus.

Einkommen Auch das Einkommen hat ganz offensichtlich Auswirkung auf das persönliche Nutzungs-Verhalten. Wenig überraschend lautet die dazugehörige Regel: Je geringer das Verdienst, desto größer die Chance, ein Offliner zu sein. Das Internet ist schlichtweg auch eine Kostenfrage.

Die digitale Kluft zwischen Arm und Reich fällt jedoch deutlich größer als man das gemeinhin hätte erwarten können. Bei einem Netto-Haushaltseinkommen unter 1000 Euro liegt der Online-Anteil bei nur 52, 4 Prozent , bei einem Einkommen von über 3000 Euro 92,7 Prozent.

Bildungsgrad Auch beim Thema Bildung lassen sich unübersehbare Unterschiede feststellen. So nutzen 60,6 Prozent der Nutzer mit Hauptschul-Abschluss und 90,8 Prozent der Abiturienten.

Für die repräsentative Studie hat die Initiative D21 in diesem Jahr mehr als 30.000 Telefoninterviews geführt und ausgewertet.

(dpa)
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