Assanges Vision der Zukunft Internet als Mittel der Überwachung

Hannover · Internetaktivist Julian Assange ist da - allerdings nur virtuell. In seinem ersten Vortrag vor deutschem Publikum zeichnet er in Hannover ein pessimistisches Bild der Zukunft der Gesellschaft.

Julian Assange nahm an der Internetkonferenz "Convention Camp" teil - allerdings nur per Videochat.

Julian Assange nahm an der Internetkonferenz "Convention Camp" teil - allerdings nur per Videochat.

Foto: dpa, Julien Warnand

Julian Assange schaut ernst und wirkt müde am Dienstagmorgen, als er seinen Vortrag hält. Bei der Internetkonferenz "Convention Camp" spricht der Wikileaks-Gründer über seine Visionen zur Zukunft des Internets und der Gesellschaft. Anwesend ist er in Hannover jedoch nur virtuell - live per Skype zugeschaltet aus der ecuadorianischen Botschaft in London, wo der Internetaktivist seit Mitte Juni im politischen Asyl ausharrt.

Das Publikum in Hannover hört dem Internetaktivisten gespannt zu.
"Er kam schon sehr sympathisch rüber", meint Carolin Voigt aus Lehrte nach dem Vortrag. "Es gibt wenige Menschen, die ein solches Thema so authentisch behandeln können wie er", findet Johannes Schlag aus Hannover. "Es war zwar radikal und sehr kritisch, was er gesagt hat, er kann es aber gut rüberbringen."

Assange zeichnet ein pessimistisches Bild der Zukunft. "Die Staaten verflechten sich mit dem Internet", sagt der 41-Jährige. Sei das Internet zunächst Mittel der Emanzipation der Gesellschaft gewesen, diene es jetzt der staatlichen Überwachung. "Jegliche Information kann analysiert und kontrolliert werden." Deshalb müssten sich die Internetnutzer schützen. "Verschlüsselung ist die letzte Form des gewaltlosen Widerstands", meint Assange.

Seinen Vortrag verfolgen nach Angaben der "Convention Camp"-Veranstalter rund 700 Besucher, weitere hunderte Teilnehmer können im Nebenraum eine Übertragung sehen. Assanges freie Rede dauert allerdings nicht lange. Bevor er sich in einem anschließenden Interview den Fragen des Journalisten und Bloggers Richard Gutjahr stellt, liest er rund zehn Minuten aus seinem neuen, bislang unveröffentlichtem Buch vor. "Hätte mehr erwartet", wird daraufhin getwittert. "Onkel Julians Vorlesestunde", nennt es ein anderer User.

Mit seinem Vortrag eröffnete Julian Assange den Fachkongress, zu dem am Dienstag rund 1500 Besucher erwartet worden waren. Neben Themen wie Technologien und Medien sollten die Teilnehmer auch über Unternehmens- und Kommunikationskonzepte im Web 2.0, das Fernsehen der Zukunft, E-Commerce und "Smart Life" diskutieren.

(dpa)
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