Attacke aus China Hacker greifen Googles E-Mail-Konten an

San Francisco (RPO). Private E-Mail-Konten von US-Regierungsvertretern und chinesischen Aktivisten beim E-Mail-Dienst Gmail sind Ziel eines Hackerangriffs aus China geworden. Die Hackerattacke sei "kürzlich" entdeckt und inzwischen gestoppt worden, teilte der Internetriese Google mit, der Gmail anbietet. Die chinesische Regierung wies am Donnerstag jegliche Beteiligung an dem Angriff von sich.

Der für Sicherheit zuständige Google-Manager Eric Grosse schrieb am Mittwoch in einem Internet-Blog, es seien hunderte private E-Mail-Konten betroffen gewesen, unter anderem von US-Regierungsvertretern, Aktivisten aus China, US-Militärs, Journalisten sowie Regierungsvertretern aus mehreren asiatischen Ländern, in erster Linie Südkorea.

Die Betroffenen seien informiert und ihre Konten gesichert worden. Außerdem habe Google die Behörden informiert. Die Firmensysteme und Server des im US-Bundesstaat Kalifornien ansässigen Unternehmens waren den Angaben zufolge nicht betroffen.

Ziel der Attacke sei es vermutlich gewesen, über das sogenannte Phishing an Passwörter heranzukommen, um den E-Mail-Verkehr der Betroffenen zu überwachen, schrieb Grosse. Mit Hilfe der gestohlenen Passwörter seien etwa Einstellungen zum Weiterleiten von E-Mails verändert worden. Der Angriff sei anscheinend von Jinan aus geführt worden, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Shandong im Osten des Landes. Beim Phishing werden Nutzer etwa mit gefälschten E-Mails zur Preisgabe geheimer Daten gebracht.

Das Weiße Haus hat bereits eine Untersuchung eingeleitet, wie ein Regierungsvertreter in Washington sagte. Die US-Regierung trage noch die Fakten zusammen, habe bislang aber "keinen Grund zu der Annahme", dass offizielle E-Mail-Konten von Regierungsvertretern geknackt worden seien.

Ob es einen Zusammenhang mit einem früheren Hackerangriff gegen Google gibt, war zunächst unklar. Google hatte Anfang 2010 verkündet, es sei im Dezember 2009 Ziel eines raffinierten Hackerangriffs gewesen, der offenbar auf die E-Mail-Konten chinesischer Menschenrechtsaktivisten zielte. Im März begann der Suchanbieter, Anfragen von seiner chinesischen Seite auf seine Seite in Hongkong weiterzuleiten, um so die chinesische Zensur zu umgehen. Angesichts des drohenden Verlusts ihrer Lizenz in China, beendete die US-Internetfirma im Juni jedoch die automatische Umleitung.

Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte zum neuesten Hackerangriff auf Gmail, es sei "inakzeptabel", China für die Attacke verantwortlich zu machen. Vorwürfe, die chinesische Regierung unterstütze Hackerangriffe, seien falsch. Google hat bislang in diesem Fall keine Vorwürfe gegen die chinesischen Behörden erhoben.

"Die chinesische Regierung lehnt kriminelle Aktivitäten immer ab, das umfasst auch Hackerangriffe und andere Aktivitäten, die das Internet schädigen", sagte der Sprecher des Außenministeriums. Entsprechende Taten würden bestraft.

(AFP/top)
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