Verleihung in Köln Das sind die Gewinner des Grimme Online Awards 2015

Köln · Ein Newsletter, ein Blog und ganz viel Balsam für die Augen: In Köln wurden am Donnerstagabend die Grimme Online Awards verliehen. Damit werden die besten publizistischen Online-Angebote des Jahres ausgezeichnet. Eine Kategorie blieb dabei jedoch unbesetzt.

Grimme Online Award 2015: Alexander Gerst zu Gast in Köln
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Bilder vom Grimme Online Award 2015

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Seit 2001 vergibt das Grimme Institut den Grimme Online Award für die besten publizistischen Online-Angebote des Jahres. 25 waren diesmal nominiert, neun haben den Preis am Donnerstagabend bei einer Gala in Köln bekommen.

Kategorie Information

Ja, es sind die Grimme Online Awards 2015. Und trotzdem hat mit dem Checkpoint ein Format gewonnen, das noch aus dem frühen Internetzeitalter stammt: ein Newsletter. Lorenz Maroldt, Chefredakteur des Berliner Tagesspiegels, verschickt täglich morgens um sechs seine Checkpoint-E-Mail an fast 90.000 Menschen. Darin kommentiert er süffisant die Berliner Politik, berichtet Kurioses aus der Hauptstadt und gibt Tipps für den Tag. Das interessiert offenbar nicht nur Hauptstädter.

Am 17. Juli 2014 ist eine Boeing 777 von Maysia Airlines mit der Flugnummer MH17 über der Ostukraine abgestürzt. Mehr als 300 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. War es ein vermeidbares Kriegsverbrechen? Die Webreportage des Recherchebüros "Correct!v" begibt sich auf Spurensuche, dokumentiert seine Erkenntnisse mit Texten, Grafiken, Karten und Videos - und erzählt damit eine packende Geschichte. Das Besondere: Andere Medien können die gesammelten Materialien verwenden.

Mehr als 325.000 Menschen leben im Berlin-Neukölln, ein Bezirk, in dem die Unterschiede größer nicht sein könnten. Kiez-Kultur, Gentrifizierung, soziale Probleme - zu berichten gibt es hier viel. Und genau das macht das Blog neukoellner.net. Ein ehrenamtliches Team betreibt Lokaljournalismus nicht nur für Neuköllner. Stadtrundgänge und Restaurantests, Politik und Portraits in verschiedenen Formaten bilden viele Facetten Neuköllns ab.

Kategorie Wissen und Bildung

Die digitalen Einschläge kommen näher. Angriffe auf das Computernetzwerk des deutschen Bundestags, abgehörte Handys, Datendiebstahl. Vieles spricht dafür, dass dies nur Anfänge eines Cyberkriegs sind. Die Waffen der Zukunft sind digital. Was uns droht, dokumentiert die interaktive Webserie "netwars / out of CTRL". Fiktion wird mit recherchierten Fakten kombiniert, der Nutzer kann sich gewissermaßen frei im Informationsraum bewegen. Dazu gibt es eine Graphic-Novel-App. Hinter der Produktion stecken filmtank, Arte, das ZDF und der Heise-Verlag.

Kategorie Kultur und Unterhaltung

Für dieses Web-Angebot des Frankfurter Städel Museums kann der Bildschirm eigentlich gar nicht groß genug sein. Anhand der Werke von Claude Monet erläutern die Macher die Geschichte des Impressionismus. Das ist Balsam für die Augen und Futter fürs Hirn. Das Digitorial ersetzt den Museumsbesuch übrigens nicht. Ganz im Gegenteil: Wer damit durch ist, kann sich in Frankfurt ganz auf die Bilder und ihre Aura konzentrieren.

Ein gutes Beispiel dafür, dass die Grenzen zwischen Fernsehen und Internet immer mehr verschwimmen, ist das Projekt Hyperbole. Das Videonetzwerk verbindet gesellschaftliche relevante Themen mit Unterhaltung und Satire. Die Reihe "Disslike" hat es auf YouTube schon zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Aber auch schwierige Themen wie posttraumatische Belastungsstörungen finden in diesem Kanal Platz.

Journalistische Scroll-Formate, in denen Geschichten mit großen Bildern, Videos, Tönen, aber auch weiterhin mit Texten erzählt werden, waren schon in den vergangenen Jahren unter den Preisträgern. Die Form hat sich weiterentwickelt, wie auch dieser Beitrag der Berner Zeitung zeigt. Die Schweizerin Lena und Mamour aus dem Senegal wollen heiraten. Mamour lebt ohne Papiere in der Schweiz, die Vermählung wird ihm und Lena ein angstfreies Leben schenken. Wie fühlt sich das an, so kurz davor zu stehen? Lena und Mamour erzählen in Videos von Hoffnung, von Sorgen und von ihrer Liebe. Auch ihre Hochzeitsgäste kommen zu Wort.

Diese Arte-Dokumentation ist nichts fürs Büro. Für "Polar Sea 360° sollte man sich an einem ruhigen Abend Zeit nehmen. Und einen großen Bildschirm. Die Reise führt durch die Nordwestpassage zwischen Nordpol und Kanada. Das Besondere: Die Videoreportage wurde mit 360-Grad-Kameras gefilmt. Der Zuschauer kann sich also jederzeit umschauen und die Forschungsmission von Wissenschaftlern begleiten. Ohne eine schnelle Internetverbindung macht das übrigens deutlich weniger Spaß.

Kategorie Publikumspreis

Eine bewegende Videoreihe über einen Ex-Junkie. Die Macher über sich selbst: "Erzählungen aus einem Leben inmitten von Frühstücksblech und Affen, Kokarausch und Wahn, Beschaffungskriminalität und Drogendeals, Knastschlägerei und Flucht."

Überraschung: Die Kategorie Spezial blieb in diesem Jahr unbesetzt.

Der Autor war in diesem Jahr ehrenamtliches Mitglied der Nominierungskomission für den Grimme Online Award 2015. Auf die Wahl der Preisträger hatte er keinen direkten Einfluss.

(hip)
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