Marketing-Hit "Dumb ways to die" Grausam, süß und sehr erfolgreich

Das Youtube-Video "Dumb Ways to die" räumt in diesen Tag einen Preis nach dem anderen ab. Es kombiniert niedliche Figuren mit schaurigen Todesarten. Der gewaltige Erfolg fasziniert nicht nur die Werbefachleute, die derzeit in Cannes die Besten ihres Faches küren. Denn die fröhlichen Horrorgeschichten zeigen, dass Komik und eine subtile Botschaft mehr bewirken als dumpfe Verbote.

Darum geht es in "Dumb ways to die"
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Darum geht es in "Dumb ways to die"

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Seit November ist das Musikvideo "Dumb Ways to die" in der Welt. Seine Bilanz kann sich sehen lassen. Auf Youtube hat es seitdem mehr als 50 Millionen Abrufe gesammelt. Auch bei Facebook und Twitter hat es Millionen Fans gewonnen.
Sie alle haben sich offenkundig verliebt in die überaus witzig in Szene gesetzten Geschichten um die niedlichen Zeichentrickfiguren, die sich auf dummdämliche Weise ums Leben bringen.

Unterlegt ist das Ganze von einer lieblichen Melodie, eine Kinderstimme singt im Refrain von den dämlichen Wegen zu sterben (dumb ways to die). "Das ist der süßeste und süchtigmachendste Song, der je geschrieben wurde — und ich höre sonst Metal", schwärmt ein User in einem Kommentar bei Youtube.

Riesige Kontraste

Eigentlich geht es in dem Video um etwas unheimlich Langweiliges. Entwickelt hat die Idee die australische Werbeagentur McCann Melbourne im Auftrag des örtlichen U-Bahn-Betreibers. Ziel der Kampagne: Mehr Sicherheit am Bahnsteig. "Ein Thema, das selbst ich langweilig finde", wie Chloe Alsop aus der Marketingabteilung des Auftraggebers im Gespräch mit der Zeitschrift "Marketing" versichert.

Doch die Schöpfer vermieden die sonst so weit verbreitete Schock-Kampagne, die sie Leute vor den Gefahren falschen Verhaltens warnen soll. Stattdessen setzten sie auf universelle Komik. Für die sorgt vor allem der große Kontrast. Auf der einen Seite sind da diese überaus niedlichen, kindlich-bunten Figuren, die einem Bilderbuch für Zweijährige entsprungen sein könnten. Und auf der anderen Seite großer Brutalität.

Haarsträubende Geschichten

Wie die Zeichentrickmännchen sich durch denkwürdig blödes Verhalten den Garaus machen, zaubert wohl auch empfindsamen Gemütern ein Lachen ins Gesicht. Einen Grizzly mit einem Stöckchen kitzeln, sich im Weltall den Helm abzuziehen oder sich eine Tüte Klebstoff einzuverleiben, ist eben in keinem Falle ratsam. Und wenn dann im Refrain die geschundenen Figuren geköpft, verbrannt, massakriert und gevierteilt ein kleines Tänzchen aufführen, bleibt wohl jedem ihr kleiner Film in Erinnerung.

Erst ganz am Schluss wird deutlich, wer und was sich eigentlich hinter dem Video verbirgt. Zunächst dürfen einige Trickfiguren noch einmal demonstrieren, wie blöd man sich auch am Bahnsteig verhalten kann. Eins läuft blöd schauend seinem Luftballon hinterher, ein anderes hampelt mit Kopfhörern auf den Ohren an der Bahnsteigkante herum, bis es rückwärts vor den einfahrenden Zug stürzt. "Passt in der Nähe von Zügen auf Euch auf", heißt es dann abschließend nach dem letzten Refrain mit den Zeichentrick-Zombies.

Was nun aber auch die Marketing-Experten aus den Schuhen haut, ist nicht nur der weltweite Klick-Erfolg dieser Kampagne. Nein, sie erzielt auch noch die gewünschte Wirkung. All die Verbotsschilder am Bahnsteig der Metro in Melbourne haben nicht verhindern können, dass es immer wieder zu schweren Unfällen kam, weil die Leute nicht aufpassten. Seit dem Start von "Dumb ways to die" hat sich nach Angaben der Verkehrsgesellschaft die Zahl der Fälle deutlich verringert. Zudem sollen 44.000 Melbourner "geschworen" haben, zukünftig keine dämlichen Sachen mehr am Bahnsteig zu riskieren.

(pst)
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