Persönlichkeitsprofile bei Facebook "Gefällt-mir"-Button macht Nutzer nackt

Düsseldorf · Wissenschaftler haben analysiert, welche Inhalte Facebook-Nutzer "liken". Daraus erstellen sie erschreckend genaue Profile: Hautfarbe, Geschlecht, private Probleme, sexuelle Vorlieben. Für die Werbe-Industrie unbezahlbar wertvolle Daten. Wehren können sich Nutzer kaum.

Die meisten der über eine Milliarde Mitglieder von Facebook haben ihre Profile für die Öffentlichkeit gesperrt und machen sie nur ihren - virtuellen - Freunden zugänglich. Damit sind aber nicht alle Daten unter Verschluss.

Die "Gefällt mir"-Klicks, die ein Facebook-User macht, sind nämlich öffentlich einsehbar, es sei denn, man schränkt dies gezielt ein. Und aus diesen zahllosen Vorlieben können Forscher ausführliche Profile der Nutzer erstellen. Das fanden Forscher der britischen Universität Cambridge und des US-Softwarekonzerns Microsoft jetzt heraus und veröffentlichten ihre Ergebnisse in einer Studie.

Untersucht wurden die "Gefällt mir"-Klicks von 58.466 Usern in den USA. Diese Datensammlung analysierten die Wissenschaftler mithilfe von Algorithmen, wie sie beispielsweise auch für persönlich zugeschnittene Werbung verwendet werden.

Liebe, Sex und Scheidung

So konnten sie aus den öffentlich einsehbaren Daten unter anderem das Geschlecht, die sexuelle Präferenz oder die Tatsache herauslesen, dass sich die Eltern eines Nutzers gerade haben scheiden lassen.

Bei der Unterscheidung von Weißen und Afro-Amerikanern lagen die Forscher zu 95 Prozent richtig, Männer und Frauen konnten sie zu 93 Prozent korrekt zuordnen. Sie folgern, "dass sich die Nutzungsmuster im Netz zwischen diesen Gruppen deutlich genug unterscheiden, um eine fast perfekte Zuordnung vorzunehmen".

Mit 88-prozentiger Wahrscheinlichkeit konnten die Forscher dadurch das Geschlecht der Nutzer vorhersagen, mit 95-prozentiger Sicherheit unterschieden sie weiße von schwarzen US-Bürgern. Ebenfalls sehr genaue Ergebnisse lieferte die Analyse für den Beziehungsstatus, die Religionszugehörigkeit und Drogenmissbrauch.

Wer Curly Fries bestellt, ist ziemlich klug

Auch auf den Intelligenzquotienten erlauben die Daten Rückschlüsse: Wer Mozart mag, die politische Satiresendung "Colbert Report", den Filmklassiker "Der Pate" oder Curly Fries (spiralförmige Pommes), der hat der Untersuchung zufolge einen hohen IQ.

Wer jedoch den "Gefällt mir"-Button bei Harley Davidson, dem Sänger Bret Michaels der Rockband "Poison", dem Schauspieler Tyler Perry oder der Country-Band Lady Antebellum angeklickt hat, bei dem geht es angeblich im Oberstübchen nicht ganz so hoch her.

Werbetreibende, Behörden oder die eigenen Facebook-Freunde könnten mit Hilfe von Computerprogrammen Informationen herausfinden, die der Einzelne nicht habe teilen wollen, warnen die Forscher. "Mit der immer weiter wachsenden Anzahl digitaler Spuren wird es schwierig für Menschen, zu kontrollieren, welche ihrer Einstellungen offen gelegt werden", schreiben sie.

Die Ergebnisse der Untersuchung könnten für die Werbebranche bedeuten, noch tiefer in der Datenwelt von Facebook zu graben, für viele Nutzer, ihre Privateinstellungen zu überarbeiten.

Andere könnten sich auch einfach darüber wundern, was Curly Fries denn bitteschön mit Intelligenz zu tun haben.

(csr)
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