Hacker-Szene tüftelt in Hamburg Fingerabdruck leicht geknackt

Hamburg · Selbst in der Hacker-Szene kann die Kommunikation im Netz persönliche Treffen nicht ersetzen. Tausende Computerexperten füllen Hamburgs Congress Centrum. In Zeiten der Snowden-Enthüllungen nutzen die Veranstalter das Treffen für eine politische Botschaft.

 Das ist der Fingerabdruck von Verteidigungsministerin von der Leyen. IT-Experten des Chaos Computer Clubs haben den Fingerabdruck der Verteidigungsministerin kopiert.

Das ist der Fingerabdruck von Verteidigungsministerin von der Leyen. IT-Experten des Chaos Computer Clubs haben den Fingerabdruck der Verteidigungsministerin kopiert.

Foto: dpa, htf

Wer die Spielwiese der Hacker besuchen will, muss erst einmal durch einen Tunnel. Vorbei an grünen, roten und orange-farbenen Lichtern sowie an Seitenwänden entlang, auf denen die kantigen Linien einer Computer-Platine zu sehen sind. Dahinter liegt eine Halle voller Geschäftigkeit und Gemurmel, Kabel und Laptops.
Hier zeigt sich die Kreativität der Hackerszene auf dem 31. Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs, kurz 31C3.

"Der Congress ist eine Mischung aus technischen und sozialen Dingen", sagt Rixx, eine 22-jährige Stuttgarterin. Besucher können sich vier Tage lang Hunderte Vorträge anhören - es geht um Sicherheitslücken, um Verschlüsselung, um Überwachung von Autos und Überlistung von Fingerabdruck-Sensoren. Schon am ersten Tag wurden Sicherheitslücken im Mobilfunk beschrieben und Wege aufgezeigt, Fingerabdrücke zu fälschen.

31c3 ist mehr als ein Hacker-Kongress

Doch mindestens genauso interessant ist, was außerhalb der Vortragssäle im Congress Centrum Hamburg passiert. Hier wird gelötet, programmiert, gebastelt und gelernt. Diese Vielfalt macht für Rixx die Szene aus: "Wir sind nicht böse Hacker, wir machen auch Sachen mit Kunst und mit Holz." Wer löten lernen oder einen Pulli maschinell mit dem Logo der Veranstaltung besticken lassen will, wird hier fündig.

Rixx selbst ist mit Freunden aus dem Stuttgarter "Hackerspace" Shack gekommen. Sie zeigt einer Handvoll Interessierten, wie sie ein koffeinhaltiges Brausepulver selbst mischen können. Ihr Mitstreiter Rash trägt einen weißen Laborkittel. Die Teilnehmer beugen sich konzentriert über Feinwaagen und füllen Pulver in Röhrchen. Immer dabei ist das Lieblingsgetränk der Szene, die ebenfalls koffeinhaltige Mate-Brause. "Man lernt lauter Gleichgesinnte kennen", sagt Rixx. Besonders beeindruckt ist sie von der aufwändigen Dekoration, die überall zu sehen ist.

Für die Deko sorgen auch die Teilnehmer selbst. Sie bauen blinkende Schilder zusammen oder schicken Animationen über LED-Streifen. An einem Tisch konstruiert eine Gruppe aus Rostock aus Zeltstangen eine Halterung für ihre Kabel. Der Rostocker Hacker Sorax kommt seit Jahren zum "Congress", wie das Treffen genannt wird. "Es sind mehr Leute da", sagt er. Schon im vergangenen Jahr kamen mehr als 9000 Besucher, dieses Jahr ist das Congress Centrum Hamburg noch voller.

Kampf um Privatsphäre

Auf dem Kongress kämen Menschen zusammen, die sich für dieselben Themen begeistern, erläutert Sorax. "Das ist das, was der Kongress leisten kann, und das ist dieses Jahr noch viel stärker." Selbst für die Hacker-Szene gilt eben, dass die Kommunikation im Netz persönliche Treffen nicht ersetzen kann.

Der Chaos Computer Club nutzt die Versammlung auch für seine politische Botschaft. Der Kampf um Privatsphäre in der digitalen Welt ist dem CCC schon lange ein Anliegen. Dieses Jahr hat er das Motto "A New Dawn" ausgesucht, eine neue Morgendämmerung. Die Szene will Antwort auf die Snowden-Enthüllungen finden. "Nach einer leichten Ohnmacht hat sich eher eine Aufbruchstimmung ergeben", hat der Rostocker Sorax beobachtet.

"Wir wissen so viel mehr darüber, wie die Überwachung funktioniert", sagt auch Kurt Opsahl von der amerikanischen Bürgerrechtsorganisation EFF. "Wir können Diskussionen führen, die es vorher nicht gab."

(dpa)
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