Jugendliche in Lünen demonstrieren Facebook-Party: Feiern für den guten Zweck

Düsseldorf (RPO). Spontane Facebook-Partys werden zum illegalen Trend: Meistens muss die Polizei anrücken, um das unkontrollierbare Chaos aufzulösen. Doch in dem sozialen Netzwerk wird auch zu Partys aufgerufen, bei denen für ernste Themen demonstriert werden soll. In Lünen machen Jugendliche mobil.

Mit Thessas Geburtstagsparty kochte das Phänomen richtig hoch: Das Mädchen hatte bei Facebook zu ihrer Feier geladen – leider nicht nur seine Freunde, sondern öffentlich.

Das Ergebnis war, das 1600 junge Menschen in dem gutbürgerlichen Hamburger Wohnviertel anrückten. Es gab einige Ausschreitungen, rund 100 Polizisten waren im Einsatz. Was bei Thessa wohl aus Unwissenheit geschah, nutzen einige Organisatoren bewusst aus.

Sie rufen im sozialen Netzwerk zu Massenpartys auf – Veranstaltungen, die sich jeglicher Kontrolle entziehen - mit Absicht. In Aachen wurden zwei solcher Partys im städtischen Park aus Sicherheitsgründen bereits verboten: Freitag- und Samstagabend sollten die Feten steigen, tausend "Gäste" haben sich bereits angekündigt.

Bereits während der Pfingstfeiertage musste die Polizei in ganz Deutschland zu solchen spontanen Feiern ausrücken. Wer zu diesen Partys einlädt, muss inzwischen damit rechnen, die immensen Kosten für den Einsatz der Polizei zu übernehmen.

Feiern für eine bessere Jugendarbeit

Doch das soziale Netzwerk bietet auch bei ernsten Themen die Möglichkeit, die Massen zu mobilisieren. Die Facebook-Gruppe "Jugend braucht Freiraum" in Lünen, Westfalen, will am Samstag gegen die Schließung von Jugendzentren, die Einschränkung der Freizeitmöglichkeiten und Kürzungen von Geld in der Jugendarbeit protestieren.

Ihre politische Party am Samstag mitten auf dem Marktplatz der westfälischen Stadt soll Spaß machen - aber vor allem ein Zeichen setzen. Denn schließlich wird im öffentlichen Raum gefeiert - mit Musik, Getränken, Sofas, die mitgebracht werden sollen. Auch Bands und Sportvereine sollen sich beteiligen.

"Wenn die Stadt uns keine unkommerziellen Räume stellt und uns aus der Öffentlichkeit verdrängen will, nehmen wir uns selbst die Räume und drängen in die Öffentlichkeit", schreiben die Organisatoren auf ihrer Seite.

Liest man die Kommentare der Mitglieder der Gruppe, wird eines schnell klar: An Randale oder ausufernden Saufgelagen haben sie kein Interesse. Und so sind auch Politiker und Mitglieder der Stadtverwaltung bei der Facebook-Party willkommen. "Wir erwarten einen kritischen Dialog und eine sachliche Auseinandersetzung", schreiben die Macher von "Jugend braucht Freiraum".

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