Eliot Higgins will auch Ort des Foley-Mordes gefunden haben Britischer Blogger findet IS-Terrorcamp via Google Maps

London · Die IS-Milizen verhüllen sich meist, um nicht erkannt zu werden. Doch wo genau sie im Irak agieren, können sie offenbar nicht verbergen. Um sie zu finden, braucht es offenbar nur einen Internetzugang und einen Blick für Details. So wie ihn der britische Blogger Eliot Higgins besitzt. Er will herausgefunden haben, wo sich ein Trainingscamp der Terrormiliz befindet – und auch den Ort, an dem der US-Journalist James Foley ermordet worden ist.

 Auf diesen Bildern werden die Straßenlaternen und Plakate am Wegesrand verglichen.

Auf diesen Bildern werden die Straßenlaternen und Plakate am Wegesrand verglichen.

Foto: Screenshot bellingcat.com

Die IS-Milizen verhüllen sich meist, um nicht erkannt zu werden. Doch wo genau sie im Irak agieren, können sie offenbar nicht verbergen. Um sie zu finden, braucht es offenbar nur einen Internetzugang und einen Blick für Details. So wie ihn der britische Blogger Eliot Higgins besitzt. Er will herausgefunden haben, wo sich ein Trainingscamp der Terrormiliz befindet — und auch den Ort, an dem der US-Journalist James Foley ermordet worden ist.

Im Jahr 2012 machte Eliot Higgins mit seinem Blog das erste Mal von sich reden. Denn er war der Erste, der darüber schrieb, dass Cluster- und Fassbomben im syrischen Bürgerkrieg eingesetzt worden sind. Und so fragte sich mancher, ob hinter dem Blog nicht ein Geheimdienst-Mitarbeiter stand. Doch mitnichten.

Um solchen Spekulationen zu begegnen, so schrieb die "taz" vor einiger Zeit, outete sich der unter dem Blogger-Namen Brown Moses bekannt gewordene Higgins. Er ist ein Mann aus Lancester, der seinen Job bei einer Wohltätigkeitsorganisation verloren hatte, sich daher um die Tochter daheim kümmerte, nebenbei im Internet surfte und dabei versuchte, die im Syrien-Krieg verwendeten Waffen zu analysieren — in dem er das Netz nach Fotos und Videosequenzen durchforstete. Man müsse nur genau hinschauen, zitiert ihn die Zeitung.

Higgins beließ es aber nicht bei seinem Blog, sondern gründete via Crowdfunding auch eine Internet-Plattform, auf dem andere es ihm gleichtun können. "Bellincat" heißt diese, aber sie beschäftigt sich nicht mehr nur mit den syrischen Waffen. Im Gegenteil: Zwei erst wenige Tage alte Artikel beschäftigen sich vielmehr mit der Terrormiliz IS, die in Syrien und im Irak für Angst und Schrecken sorgt.

Besonderheiten am Straßenrand

Einer der beiden Artikel widmet sich der Frage, wo die IS eigentlich ihre Kämpfer ausbildet. Alles, was man dafür tun müsse, sei, die Propaganda-Fotos der Terrormiliz auszuwerten, schreibt der anonyme Autor des Artikels. Und genau das tat er auch, wie er auf der Webseite anschaulich nachweist. Er nahm verschiedene von den Islamisten im Netz veröffentlichte Fotos als Grundlage und versuchte mithilfe von Google Maps und anderen Webprogrammen herauszufinden, wo diese Aufnahmen gemacht wurden.

So sind auf den Bildern, die IS-Kämpfer beim Training oder beim Gruppenfoto zeigen, immer wieder Brücken im Hintergrund zu sehen. Schnell kam der Autor des Artikels auf die Stadt Mossul, durch die der Fluss Tigris fließt und die bereits vor einiger Zeit von den Islamisten eingenommen worden war. Anhand von Gebäuden konnte er demnach den wahrscheinlichen Standort — mitten auf großen Straßen — ausfindig machen. Um jedoch ganz sicher zu sein, versuchte der Verfasser des Artikels, auch kleine Besonderheiten aus den Bildern aufzugreifen. Einen Funkturm etwa oder den unverwechselbaren Torbogen an einem Straßenrand, ein Plakat an einer Brücke oder Straßenlaternen.

Immer wieder wurden diese Einzelheiten mit allgemein zugänglichen Fotos der Region und mit Google-Maps-Karten verglichen — bis sich der Autor sicher war, dass sich eines der Trainigscamps tatsächlich in Mossul befindet. Ähnlich ging Eliot Higgins selbst in dem zweiten Artikel vor — und der beschäftigt sich mit der Ermordung des US-Journalisten James Foley.

Die Ermordung von James Foley

Der Gründer der Webseite versuchte anhand kleiner Details in dem Video, das die IS von der Ermordung Foleys veröffentlicht hatte, ausfindig zu machen, wo die Tat verübt worden sein könnte. Foley und das vermutlich aus Großbritannien stammende IS-Mitglied, das neben ihm steht, hat er geschwärzt, um sich auf die Landschaft konzentrieren zu können. So zeigt er, dass sich hinter der hügeligen und sandigen Landschaft, in die Foley gebracht wurde, eine grüne Ebene befindet.

Offenbar spekulierte er dabei auf Rakka in Syrien, die "Hauptstadt" des von der IS ausgerufenen Kalifats. Und so nahm er auch hier unter anderem Google Maps zur Hand, um anhand von Bäumen, scheinbaren Wegen oder auch größeren Steinen den genauen Ort ausfindig zu machen — und ist davon überzeugt, dass es in der Hügellandschaft südlich von Rakka erstellt wurde. Anhand des Schattens der Personen im Video will er zudem herausgefunden haben, dass das Video am Morgen aufgenommen worden sei.

(das)
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