Elite-Unis starteten Hacker-Angriff auf Google Eiszeit zwischen USA und China

New York (RPO). Die Spannungen zwischen China und den USA nehmen zu. Für neue Verstimmungen sorgt nicht nur das Treffen von Präsident Barack Obama mit dem Dalai Lama. Auch haben Ermittler nun die Spur der jüngsten Hacker-Angriffe auf Internet-Seiten von Google und anderen US-Unternehmen aufgenommen: Sie gehen offenbar auf chinesische Elite-Hochschulen zurück.

Das Google-Imperium
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Eine Untersuchung habe ergeben, dass Angriffe in der Lanxiang Vocational School mit Verbindungen zum chinesischen Militär und der Shanghai-Jiaotong-Universität gestartet wurden, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf mit den Ermittlungen vertraute Personen.

Erste Zugriffsversuche auf geschützte Daten seien bereits im April des vergangenen Jahres registriert worden und damit viel früher als ursprünglich angenommen. Eingeschaltet in die Untersuchungen ist auch der US-amerikanische Geheimdienst NSA.

Unklar ist für die Ermittler laut "Times" aber noch, wer die Hacker-Angriffe veranlasst hat: Handelt es sich bei den Schulen vielleicht nur um Schein-Institutionen, die in Wahrheit für politische Geheimoperationen der chinesischen Regierung ausführen? Oder könnten die Hacker-Angriffe das Ergebnis einer groß angelegten Spionageaktion der Industrie sein? Die neuesten Erkenntnisse würden mindestens so viele Fragen wie Antworten aufwerfen, schreibt die Zeitung.

Schulen wolle eigene Untersuchung

Sprecher der chinesischen Schulen erklärten, sie hätten bislang keine Kenntnis darüber, dass die Google-Attacken auf ihre Einrichtungen zurückgehen sollen. Wenn das wahr sei, würde man nun eigene Untersuchungen starten, sagte Liu Yuxiang von der Shanghai-Jiaotong-Universität.

Google hatte im Januar aus Protest gegen Cyber-Angriffe auf sein chinesisches Angebot mit einem Rückzug aus der Volksrepublik gedroht. Ziel der Hacker waren dem Suchmaschinenbetreiber zufolge vor allem E-Mail-Konten chinesischer Dissidenten und Menschenrechtler. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte damals, die von Google geäußerten Vorwürfe seien schwerwiegend und zögen viele Fragen nach sich. Die US-Regierung bemühe sich bei der Regierung in Peking um Aufklärung.

Die Hacker-Attacke ist nur einer von vielen Konfliktpunkten, die derzeit das chinesisch-amerikanische Verhältnis belasten. Nach dem Treffen von Obama mit dem Dalai Lama bestellte das chinesische Außenministerium am Freitag den US-Botschafter in Peking ein, um förmlich Protest gegen das Treffen einzulegen. Die Regierung in Peking hielt Obama vor, sein Verhalten habe den US-chinesischen Beziehungen "ernsthaft geschadet".

Dalai-Lama-Besuch sorgt für Proteste

Trotz vorheriger Warnungen Chinas hatte Obama den Dalai Lama am Donnerstag im Weißen Haus empfangen. Als Zugeständnis an Peking wurde das Treffen der beiden Friedensnobelpreisträger sehr diskret gestaltet. Kameras waren bei der Unterredung entgegen sonstiger Gepflogenheiten im Weißen Haus nicht zugelassen. Das Treffen fand nicht in Obamas Amtsbüro, dem Oval Office, statt, sondern im benachbarten "Map Room" (Kartenraum).

China wirft dem im Exil lebenden Dalai Lama vor, auf eine Abspaltung Tibets von China hinzuarbeiten. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter versichert hingegen, dass es Pekings Herrschaft über Tibet anerkenne, aber mehr Rechte für sein Volk fordere.

Für Zündstoff sorgt aber auch Waffenverkauf im Umfang von 6,4 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro), den die USA an Taiwan planen. Peking sieht die Insel als abtrünnige Provinz. Ungeachtet der Warnungen aus Peking vor Konsequenzen traf wenige Stunden vor der Begegnung des Dalai Lama mit Obama der US-Flugzeugträger USS Nimitz planmäßig zu einem Besuch in Hongkong ein.

(RTR/dp)
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