Oxford Internet Institut Eine Karte zeigt die Machtverhältnisse im Internet

Forscher des Oxford Internet Instituts haben versucht, auf einer Landkarte die Kräfteverhältnisse im Internet abzubilden. Sie zeigt die populärsten Seiten im Netz verteilt nach 120 Ländern. Der erste Blick auf das Werk erinnert an die Welt des 19. Jahrhunderts, als europäische Staaten den Globus unter sich aufteilten. An ihre Stelle sind Google und Facebook getreten.

 Zum Vergrößern bitte auf die Lupe klicken.

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Foto: Oxford Internet Institute, Creative Commons

Dass die Karte von Mark Graham und Stefano De Stabbata spontane Assoziationen zum Zeitalter des Imperialismus weckt, ist auch ihrer Optik geschuldet. Sie ist wie eine dieser alten handgezeichneten Karten gestaltet, mit deren Hilfe sich die Kolonialländer die Welt erschlossen.

 Die zweite Karte gewichtet die Darstellung nach der Zahl der Internet-Nutzer: Je mehr User, desto größer die Fläche des Landes.

Die zweite Karte gewichtet die Darstellung nach der Zahl der Internet-Nutzer: Je mehr User, desto größer die Fläche des Landes.

Foto: Oxford Internet Institute Creative Commons

Auch ihr Titel spielt eine tragende Rolle. "Age of Internet Empires", steht oben links zu lesen — eine Anspielung auf das legendäre Computerspiel, in dem es im Grunde auch nur darum ging, sich in endlosen Schlachten zum Herrscher der Welt aufzuschwingen.

Google und Facebook unter sich

In der Internetwelt des Jahres 2013 dominieren zwei Farben. Der größte Teil ist rot. Das steht für Google. In 62 Ländern der Erde ist die Website des Konzerns mit ihrem Suchangebot und allem, was darauf aufbaut, die meistgeklickte. Nummer eins ist Google unter anderem in Nordamerika, Brasilien und Chile, in Indien, Australien und fast ganz Europa.

Der größte Konkurrent ist blau und heißt Facebook. Das Netzwerk hat 50 Länder für sich erobert: Nordafrika, große Teile von Lateinamerika und immerhin ganz Norwegen.

Freilich ist die Weltherrschaft noch fern: In Russland liegt die Suchmaschine Yandex an der Spitze, in China, unterstützt von den Behörden, Baidu. In Japan und Taiwan führt Yahoo ein erfolgreiches Nischendasein als Nummer eins.

In Palästina liegt ein Zeitungsangebot vorne

Dennoch bleibt die Vorherrschaft von Google und Facebook erdrückend. Die Karte illustriert eindrücklich, wie stark sich die Vorlieben und das Verhalten von Internet-Nutzern angeglichen haben. Die Globalisierung trägt die Vornamen Facebook und Google.

Insbesondere dann, wenn man auch noch die Feinheiten der Zahlen berücksichtigt. So weisen Graham und Stabbata darauf hin, dass Google in 36 der 50 Länder, in denen Facebook vorne liegt, die Nummer zwei ist. In den restlichen Facebook-Ländern bleibt zudem Youtube (Besitzer: Google) der Platzhalter auf Rang zwei.

Ein wenig an das berühmte gallische Dorf erinnert hingegen ein Blick auf die Gebiete in Palästina. Dort nämlich ist die AlwatanVoice die populärste Website — die Internetpräsenz einer Zeitung.

Russland nur noch ein dürrer Strich

Die Forscher des Oxford Institutes bemühen sich schon seit mehreren Jahren, die Datenflut und die Strukturen des Internets grafisch überschaubar zu machen. Neben der Karte "The Age of Internet Empires" veröffentlichten sie noch eine weitere Übersicht. Diese wirft ein ähnliches Licht auf die digitale Welt, lässt aber noch Rückschlüsse auf Arm und Reich zu.

Das südliche und mittlere Afrika schrumpft in dem mit Sechsecken konstruierten Bild zu einem dürren Krüppel zusammen, Russland ist nur noch ein schmaler Strich am nördlichen Rand. China und Europa wachsen hingegen zu Kolossen heran. Grund: Die Grafik berücksichtigt die Zahl der Internet-Nutzer und verrechnet sie mit den Abrufzahlen im Netz.

Auf der Website des Oxford-Instituts sind beide Karten in voller Größe und mit zahlreichen Anmerkungen zu finden.

(pst)
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