Datenschutz-Offensive Apple-Kunden können ihre Daten auf neuer Website herunterladen

Düsseldorf · Egal ob Fotos vom iPhone, Einkäufe im Apple-Store oder Daten aus der iCloud — Apple-Kunden können ab sofort ihre Daten herunterladen. Zwei Tage vor dem Wirken der neuen EU-Datenschutzregeln schaltet Apple diese Funktion frei. Die Marke will sich damit stärker als Datenschutz-Konzern positionieren.

 Apple hatte in der Vergangenheit öfter Probleme in Sachen Datenschutz. Jetzt will sich der iPhone-Riese geläutert zeigen. (Symbolfoto)

Apple hatte in der Vergangenheit öfter Probleme in Sachen Datenschutz. Jetzt will sich der iPhone-Riese geläutert zeigen. (Symbolfoto)

Foto: dpa, kne axs lof

Bevor am Freitag die verschärften Datenschutzregeln in der EU in Kraft treten, hat Apple ein neues Datenschutz-Portal für seine Kunden ins Leben gerufen. Auf der Webseite können sich Apple-Nutzer eine Kopie ihrer persönlichen Daten herunterladen, die eigenen Daten bearbeiten, den eigenen Account aussetzen oder gar komplett löschen.

Wenn ein Nutzer erfahren möchte, welche Daten Apple gespeichert hat, muss er sich auf der neuen Webseite privacy.apple.com mit seiner Apple-ID einloggen und kann unter dem Menüpunkt „Kopien der Daten anfordern“ auswählen, welche Daten exportiert werden sollen. Der Kunde kann sich sämtliche App-Store-Aktivitäten, Einkäufe aus dem Apple-Store, Support-Anfragen, Game-Center-Informationen, iCloud-Daten (Lesezeichen, Kalendereinträge, Erinnerungen, Kontakte, Notizen), sondern auch in der Cloud gespeicherten Fotos, Mails und Dokumente herunterladen. Ausdrücklich ausgenommen sind gekaufte Mediendateien wie E-Books oder Filme. Hier stehen nur die Transaktionsinformationen zur Verfügung. Die Downloads werden in gängigen passenden Dateiformaten wie Tabellen oder PDFs ausgespielt, damit der Kunde diese nicht nur lesen, sondern auch in anderen Programmen wieder importieren kann.

Konto kann zeitweise deaktiviert werden

Neu ist auch die Funktion, das eigene Konto für eine bestimmte Zeit zu deaktivieren. Damit möchte Apple dem Recht auf Einschränkung der Verarbeitung nachkommen. Temporär können Nutzer dann ihr Konto bei Apple sperren. Käufe aus dem iTunes-Store sind dann genau so wenig nutzbar, wie der Empfang über Nachrichten via iMessage. Nutzer erhalten einen Code, der den Account wieder entsperrt. Wird dieser verloren, kann selbst Apple den Account nicht wieder aktivieren.

Für einige Funktionen in dem Datenschutz-Portal müssen die Nutzer allerdings etwas Geduld mitbringen. Es kann bis zu sieben Tage dauern, bis bestimmte Daten geladen oder bis der Account tatsächlich komplett gelöscht wird. Apple begründet das mit Sicherheitsvorkehrungen: „Um die Sicherheit deiner Daten zu gewährleisten, nutzen wir diese Zeit, um sicherzustellen, dass die Anfrage wirklich von dir stammt“, ist auf der Webseite zu lesen.

Neue Datenschutz-Hinweise

Gerade noch rechtzeitig zum Start der neuen Datenschutz-Regeln hat Apple dieses neue Portal ins Leben gerufen. Seit einigen Wochen erhalten Apple-Nutzer bei der Update von Betriebssystemen neue Datenschutz-Informationstafeln. Nach eigenen Angaben hat Apple die eigenen Produkte und Dienste für die neuen Datenschutzregeln in der EU nicht umbauen müssen. Lediglich die Darstellung der Datenschutzinformationen für den Kunden habe man verbessern wollen und das neue Datenschutz-Portal runde demnach die Vorbereitungen für den Konzern ab.

Apple will sich damit als Marke präsentieren, die im Gegensatz zu anderen Konkurrenten aus dem Silicon Valley, auf Datenschutz achtet. Apple-Chef Tim Cook hat bei jüngsten Präsentationen und Interviews mehrfach erklärt, dass Apple so wenig Daten wie nötig sammelt. Auch Manager Eddy Cue hatte kürzlich bei einem Auftritt auf der Konferenz South-by-Southwest mit deutlichen Seitenhieben auf Facebook und Google die Datensammelwut anderer Tech-Konzerne kritisiert.

Der Konzern hatte in der Vergangenheit Ärger mit US-Behörden, als diese Zugriff auf die Daten eines iPhones eines Kriminellen forderten. Zudem kam es zu einer Datenpanne, als private iCloud-Fotos Prominenter im Netz auftauchten. Apple hatte aber eine Mitschuld von sich gewiesen.

(dafi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort