Infrastruktur Dobrindt will kostenloses Internet in Zügen

Berlin · Bahnkunden in Deutschland werden auf stabiles und kostenloses Internet in Zügen und Bahnhöfen noch warten müssen. "Ich möchte nichts versprechen, was wir nachher nicht einhalten können", sagte Bahnchef Rüdiger Grube der dpa am Dienstag zum Auftakt der Bahntechnik-Messe Innotrans in Berlin und verwies auf laufende Tests.

 Der Vorsitzende der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube (Mitte) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) beraten über die Zukunft des Internet in Zügen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube (Mitte) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) beraten über die Zukunft des Internet in Zügen.

Foto: afp, agz

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte das bundeseigene Unternehmen gedrängt, Internetzugänge in allen Bahnhöfen und Zügen anzubieten. "Schnelles Internet sollte die Bahn ihren Kunden künftig kostenlos zur Verfügung stellen", sagte er der "Bild"-Zeitung.

 Die Bahn arbeitet an stabilem Internet in ihren Zügen.

Die Bahn arbeitet an stabilem Internet in ihren Zügen.

Foto: dpa, rje kde

Auch im Nachbarland Frankreich soll der Ausbau der schnellen Internetverbindungen für Bahnfahrer vorangetrieben werden. Noch seien die technischen Lösungen unbefriedigend, für Hochgeschwindigkeitszüge aber auch kompliziert, sagte der Chef der französischen Bahn SNCF, Guillaume Pepy, auf der Innotrans. "In den Hochgeschwindigkeitszügen, die mit 320 Kilometer pro Stunde unterwegs sind, bricht die Verbindung ab, wenn Tunnel passiert werden." Statt instabiler Satellitenverbindungen, wie es sie derzeit gebe, sollte auf den schnellen Datenfunk LTE und die darauffolgende Generation umgestellt werden, allerdings sei diese noch in der Entwicklung. Hier seien die Telekom-Anbieter gefordert.

Auf den Bahnhöfen in Frankreich könnten die Bahnfahrer kostenlos via Hotspots das Internet nutzen, in den Zügen müssen die Passagiere in der zweiten Klasse drei Euro pro Bahnfahrt zahlen, wenn sie die WLAN-Verbindung nutzen wollten, wie Pepy erklärte. Die Umrüstung eines Zuges koste die SNCF eine Million Euro.

Verkehrsminister Dobrindt sagte zur Eröffnung der Innotrans: "Ich freue mich, dass die Digitalisierung auch gerade bei der Deutschen Bahn heute so einen große Stellenwert hat." Vernetzung ist ein besonders im Fokus stehendes Thema der Messe, zu der die Veranstalter bis Freitag mehr als 100.000 Fachbesucher erwarten.

ICE werden die Vorreiter

Die Bahn will bis Jahresende die meisten ihrer ICE-Züge mit der nötigen Empfangstechnik für schnelles Internet ausrüsten. Bis Ende 2015 sollen auch die Intercity(IC)-Wagen Verstärker der neuen Generation bekommen. Für Bahnhöfe plant die Bahn bisher, von den insgesamt 120 mit Hotspots ausgerüsteten Bahnhöfen die 24 größten mit neuer WLAN-Technik auszustatten.

Bahnkunden müssen bisher für den Service zahlen, etwa eine Tagespauschale, einen Minutenpreis oder über einen anderen Tarif der Deutschen Telekom. Insgesamt gibt es 5600 Bahnhöfe.

Bahnreisende können auch in den nächsten Jahren mit den Hochgeschwindigkeitszügen ICE und TGV zwischen Frankfurt und Paris pendeln. Die Deutsche Bahn und die französische Staatsbahn SNCF setzen auf Kooperation und verlängerten die Zusammenarbeit in Berlin bis 2020 und kündigten zusätzliche Verbindungen von Stuttgart und Frankfurt nach Paris an.

Die beiden Bahnen sind Großkunden der etablierten Bahnhersteller wie Siemens, Bombardier Transportation oder Alstom, die auf der Innotrans ihre neuesten Schienenfahrzeuge präsentieren. Sie werden auf dem Weltmarkt zunehmend durch asiatische Anbieter bedrängt, insbesondere von den Chinesen. Die staatliche China South Locomotive & Rolling Stock Corporation (CSR) kündigte im "Handelsblatt" (Dienstag) an, vermehrt Geschäft in Europa machen zu wollen und so global die Spitzenposition in der Branche einzunehmen. "Wir wollen der weltweit führende Anbieter von Eisenbahnausrüstung werden", sagte CSR-Manager Xu Houguang der Wirtschaftszeitung. Auf der Innotrans sind die Chinesen stärker denn je vertreten.

Auf ihrem Heimatmarkt profitieren die Hersteller von dem rasanten Ausbau des Schienennetzes. In diesem Jahr gibt China gut 80 Milliarden Euro dafür aus, wie das "Handelsblatt" berichtet. Jährlich rollen danach etwa 300 neue Hochgeschwindigkeitszüge aus den Werkshallen von CSR und CNR. Die gesamte ICE-Bestandsflotte der Deutschen Bahn sei nicht einmal so groß.

Auch die Deutsche Bahn und SNCF wollen auf dem Weltmarkt weiter vorankommen. In den arabischen Staaten, allen voran Saudi-Arabien, werde der Ausbau der öffentlichen Schienentransportsysteme massiv vorangetrieben, sagte SNCF-Chef Pepy. Dabei konkurrierten die Franzosen mit der Deutschen Bahn, sie seien aber auch zum Teil Partner bei Projekten. Noch größere Chancen gebe es derzeit in den USA und vor allem in Asien, speziell in China.

(dpa)
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