Nacktfotos und -filme im Netz Digitale Rache an der Ex

Düsseldorf (RP). Nach der Trennung von Freund Patrick fand sich Paris Hilton auf einem Sex-Video im Internet wieder. So wie dem Party-Girl ergeht es vielen Frauen und Männern. Verprellte Liebhaber stellen oft Nacktfotos und -filme ins Netz.

Von Google-Stalking bis Photolurking - Neue Internetkrankheiten
Infos

Von Google-Stalking bis Photolurking - Neue Internetkrankheiten

Infos
Foto: gms

Als sie sich selbst in die Augen blickte auf diesem Foto, das sie nackt in einer Sauna sitzend zeigt, stockte der Düsseldorferin Sabine Heinze* der Atem. Das war ihr Gesicht auf dem anzüglichen Bild im Internet, ganz klar, doch ihr Körper war das nicht. Irgendwer musste ihren Kopf auf den unbekleideten Körper montiert und ins Netz hochgeladen haben. Aufgebracht erzählte Heinze ihrem Freund von dem Schmuddelbild - die beiden hatten nach einer Kurzzeittrennung wieder zusammengefunden. Der empörte sich anfänglich noch, doch als Sabine Heinze sagte, dass sie Strafanzeige erstattet habe, gab der Freund alles zu.

"Inzwischen hat sich das Verhältnis zwischen den beiden verschlechtert", sagt der Düsseldorfer Rechtsanwalt Tobias Strömer. Der Spezialist für Medienrecht hat die Akte Sabine Heinze bearbeitet und letztlich 8000 Euro für seine Mandantin erstritten. So einfach ist das nicht immer.

Normalerweise sei es fast unmöglich nachzuverfolgen, wer wann welches Bild ins Internet gestellt hat, sagt Strömer. Das sei wie ein Kampf gegen Windmühlen. Oftmals sind es nicht Montagen, sondern die Fotos und Filme - gelegentlich komplettiert mit Namen, Adresse und Telefonnummer der Abgebildeten - die in verliebten Zeiten aufgenommen wurden und plötzlich zum scharfen Rachewerkzeug werden.

Eines der prominentesten Opfer ist das Society-Gör Paris Hilton. Unter dem Titel "1 Night in Paris" veröffentlichte ihr Ex Patrick Salomon das Sex-Video zunächst im Internet, später wurde das Filmchen als DVD vertrieben. Kleine Randnotiz: Das Partyluder ließ sich an den Einnahmen beteiligen, angeblich soll der Streifen 20 Millionen Dollar eingespielt haben.

"In Zeiten der Fotohandys wird viel geknipst und gefilmt", sagt Wolfgang Röthgens vom Polizeikommissariat in Mönchengladbach. Auch die Verbreitungskanäle für die digitale Rache mehren sich: Die Bilddaten werden paketeweise über Tauschbörsen wie eDonkey, eMule oder Kazaa verbreitet, Filme über Videoportale wie MyVideo oder YouTube angeboten. Andere verschicken peinliche Bilder über MMS und als E-Mail, oder verkaufen sie sogar über das Versteigerungsportal Ebay.

Begehrte Bilder pflanzen sich fort wie bei einer Zellteilung, bleiben nicht nur auf den speicherstarken Servern der Schmuddelanbieter, sondern auch auf privaten Festplatten hängen. "Das kriegen Sie nie wieder aus dem Netz", sagt Strömer, der derzeit "vier, fünf solcher Foto-Fälle" bearbeitet. Die Dunkelziffer dürfte höher sein. Viele Opfer wissen gar nicht, dass Bilder von ihnen im Internet kursieren, andere halten aus Scham still. Zur Rechenschaft gezogen werden die Täter nur selten - und wenn, kommen sie meist mit einem milden Urteil davon.

Ein Dumme-Jungen-Streich sind die digitalen Racheakte deswegen keineswegs. Selbst wenn es manch einem Täter an der nötigen Cleverness mangelt. So wie dem Ex von Sabine Heinze. Er flog nur auf, weil er nach der Versöhnung vergessen hatte, die Bilder aus dem Netz zu entfernen.

* Name von der Redaktion geändert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort