Netflix, Watchever & Co. Diese Dienste bieten dem Klassik-TV die Stirn

Düsseldorf · Vor einigen Jahren noch gab uns das TV-Programm vor, wann wir welche Filme und Serien zu gucken haben. Damit ist Schluss. Pay-TV und Online-Streamingdienste machen den großen Sendern Konkurrenz und warten sogar mit eigenen Produktionen auf.

US-Serien in Deutschland gucken - so geht's
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US-Serien in Deutschland gucken - so geht's

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Foto: dpa, Monique Wüstenhagen

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Fernseh-Deutschland pünktlich um 20.15 Uhr auf dem Sofa zu sitzen hatte, um den Spielfilm im Hauptptogramm nicht zu verpassen. Die Technik macht's möglich: Von Setup-Boxen wie Apple-TV oder Google Chromecast über Video-On-Demand Angebote wie Lovefilm oder Maxdome bis zu den Mediatheken von ARD und ZDF können sich Fernsehjunkies heute aussuchen, wann und wo sie die neue Folge ihrer Lieblingsserie schauen wollen.

Durch die Programmvielfalt pickt sich der anspruchsvolle Zuschauer heute nur noch die Lorbeeren heraus, kein Programm wird mehr zufällig geguckt. Beliebt sind millionenschwere US-Produktionen wie "Homeland", "Breaking Bad" und "Game of Thrones". Doch eine Folge pro Woche reicht nicht, der süchtige Serienjunkie von heute will sich die Staffeln am Stück ansehen — eine pro Abend oder Nacht, wenn es sein muss. "Binge-Watcher" — angelehnt an "Binge Eating" (Heißhunger) nennen sich die Zuschauer, die Serienstoff nicht episodenweise, sondern am Stück konsumieren.

Und dafür geben die Deutschen auch gerne Geld aus: Mit zweistelligen Wachstumsraten ist das Bezahlfernsehen längst bei den Zuschauern angekommen — rund zwei Milliarden Euro beträgt der jährliche Umsatz in diesem Segment mittlerweile. Etwa 18 Prozent der deutschen Haushalte greifen bereits auf Pay-TV zurück.

Auch Amazon will mitspielen

Viele Online-Bezahlsender haben das erkannt und bieten auf ihren Plattformen bereits eigens produzierte Serien an. Vorreiter dabei ist der amerikanische Internet-Streamingdienst Netflix mit rund 40 Millionen Abonnenten weltweit, darunter auch in Großbritannien, Irland, die Niederlande und ganz Skandinavien. Wer einen Onlinezugang hat, kann für die Monatsgebühr soviel aus dem Angebot der Filme, Serien oder TV-Shows gucken, wie er will.

Der führende Anbieter für Internet-TV stellte die komplette erste Staffel seiner hochgelobten Exklusivproduktion "House of Cards" auf einmal online und entfachte beim Publikum eine regelrechte Serienorgie. Die Serie gewann auf Anhieb gleich drei Emmy-Awards, eine Folge kostete mehr als 4,5 Millionen Dollar.

Bisher ist Netflix nicht in Deutschland verfügbar. Das hängt Branchenexperten zufolge möglicherweise damit zusammen, dass deutsche Zuschauer Synchronfassungen gewohnt sind. Und das würde die Gewinnmarge schmälern. Es gibt aber auch immer wieder Spekulationen, ein Deutschland-Start sei 2014 geplant.

Auch der Online-Versandhändler Amazon will ins Seriengeschäft einsteigen und startet einer Mitteilung zufolge noch in diesem Monat mit zwei Eigenproduktionen in den USA. Dafür hat das Unternehmen 2010 extra die Amazon Studios ins Leben gerufen. Der Vorteil: Das Unternehmen greift auf die Masse an Daten seiner Mitglieder zurück und will so herausfinden, was die Zuschauer am meisten interessiert. Wann es auch in Deutschland so weit ist, steht bisher nicht fest.

"Watchever" mit hauseigener Serie

Dafür können sich die deutschen Abonnenten des Streaming-Dienstes "Watchever" auf eine exklusive, hauseigene Serie freuen. Ab dem 18. November wird die französische Mysterie-Serie "The Returned" auf dem Online-Flatrate-Portal zu sehen sein. "The Returned" lässt Tote auferstehen, die wieder ganz normal am Leben teilnehmen wollen und verflechtet Einzelschicksale mit einer Mordserie, die eine ganze Gemeinde im Bann hält. Die von der Schwestergesellschaft CANAL+ realisierte Serie wird sowohl in der französischen Originalversion als auch in der deutschen Synchronfassung zur Verfügung gestellt.

Bislang gibt vor allem Sky mit seinem Angebot im deutschen Bezahlfernsehen den Ton an. Mit Blick auf die Produktion eigener fiktionaler Inhalte hält sich der Pay-TV-Sender aber zurück. Zwar betont das Unternehmen schon seit Jahren, an entsprechenden Projekten zu arbeiten. Konkret wurde es aber bis heute nicht. Nachdem mit "Watchever" aber ein echter Konkurrent im Anmarsch ist, wird vielleicht auch Sky mit exklusiven Inhalten bald nachziehen müssen.

(met)
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