Kunst mit Google Street View Die wohl entlegensten Orte der Welt

Düsseldorf · Ein Waldweg im Nebel von Frankreich. Ein Pfad auf einer Hochebene im Nirgendwo von Norwegen. Selbst bis dorthin reicht Google Street View. Jeder von uns kann diese einsamen Straßen entlanggehen. Der Künstler Aaron Hobson hat es getan und sich fast darin verloren. Was er jetzt nun zeigt, ist eine Art Foto-Tagebuch seiner Reisen.

Die wohl entlegensten Orte der Welt
11 Bilder

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Eigentlich sollte Aaron Hobson nur in Los Angeles ein paar Orte auskundschaften, die sich gut für Dreharbeiten eignen könnten. Weil er sich in LA nicht auskannte, nahm er Google Street View zu Hilfe. Und war gefangen. Nach ein paar Tagen, erzählt er später "Spiegel Online" in einem Interview, sei er regelrecht süchtig gewesen.

Hobson machte sich auf, die Welt zu erkunden. Auf die virtuelle Art, versteht sich. Fasziniert durch die Möglichkeiten von Google Street View machte er sich auf die Suche nach dem Unbekannten, magisch angezogen vom dem Fremden und der Einsamkeit.

Biographische Erfahrungen mit der Einsamkeit

Er selbst lebte über Jahre im US-Staat New York nahe der Grenze zu Kanada. Die Isolation, das Alleinesein hat seine Persönlichkeit ebenso geprägt wie seine ersten Fotoserien in der Serie Cinemascapes. Darin porträtierte er überwiegend sich selbst. Mit dem Google-Streifzug macht sich nun eine Entwicklung bemerkbar. Hobson schaut nicht mehr auf sich, sondern die Welt. "Ich wollte mir die Einsamkeit anderer Menschen ansehen", sagt er im Interview.

Man muss sich das wohl so vorstellen, dass da einer weit und quer durch die letzten Winkel der Welt gereist ist. Aber das vor dem Monitor. Hobson hat sich die Straßen hinuntergeklickt, weil er dem Weg folgen und sehen will, was kommt. Wie es hinter nächsten Biegung aussieht. Wie sich die Menschen an anderen Orten mit der Ödnis arrangiert haben.

Er erzählt, wie er einmal einer abgelegenen Straße irgendwo in Norwegen folgte, Meile um Meile, Stunde um Stunde. Er sei in dieser Welt regelrecht eingetaucht und verlorengegangen.

Wie aus dem Kino

Wie lange dieser Trip dauerte, sagt er nicht. Aber er zog eine Schlussbilanz. Die Orte, die ihn am meisten beeindruckten, hielt er in einer neuen Fotoserie fest. Jetzt sorgt sie im Internet und in Kunstkreisen für Furore. Sie zeigt die wohl entlegensten Orte der Welt. Ein französischer Waldpfad im Nebel. Eine Kulisse der Armut in Südafrika. Eine Hütte im Nirgendwo einer Hochebene in Norwegen.

Hobsons Bilder sind ästhetisiert. Sie wirken wie dem Kino entsprungen. Mit Photoshop hat er die Aufnahmen aus Google Street View zu großartigen Panoramen zusammengesetzt. Zehn Minuten braucht er, um ihnen den letzten Schliff zu geben. Tiefenschärfe. Licht. Farbe. Mehr braucht es nicht.

Erstaunlich ist dabei nicht nur die ästhetische Kraft seiner Bilder, sondern auch die Macht von Google Street View. Dass das Internet die Welt zusammenrücken lässt, ist ein Gemeinplatz. Dass das globale virtuelle Dorf selbst diese entlegenen Winkel der Welt umfasst lässt einen dann doch staunen.

(pst)
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