DLD-Conference in München Die Macht der Leser

München (RPO). Wenn ab heute in Davos das Weltwirtschaftsforum tagt, dann wundert es schon, dass auch jemand in der Runde der großen Ökonomen und Politiker sitzen wird, der auf den ersten Blick nicht unbedingt durch großen wirtschaftlichen Erfolg auffällt: David Sifry, Chef von Technorati.com, einer Suchmaschine für "Weblogs".

DLD-Conference in München: Die Macht der Leser
Foto: Technorati.com

In den vergangenen Tagen saß dieser Mann auch in München, auf dem Podium der "Digital, Lifestyle, Design" (DLD) — eine Konferenz, die Hubert Burda Media organisierte. Wie Google vor einigen Jahren die Suche im Internet vereinfacht hat, hat sich Technorati eben auf das Durchsuchen von Weblogs spezialisiert.

Weblogs, kurz Blogs, sind Webseiten, die es einzelnen Personen ermöglichen, ihre Meinung, Fotos oder andere Inhalte zu veröffentlichen und einer großen Öffentlichkeit zukommen zu lassen. Da es sich bei diesen Inhalten nicht unbedingt nur um Katzenbilder oder andere Erfahrungsberichte beim Mittagessen gehen muss, können diese Internetseiten als ein weiteres Medium angesehen werden: Politisch, witzig, polemisch setzen sie sich zunehmend mit Themen auseinander, die vormals nur von etablierten Medien angegangen wurden. Übersetzt heißt das: David Sifry mach Meinungen zugänglich, Meinungen von Kleinstautoren, Internetnutzern wie du und ich.

Sowieso: die Internetnutzer. Auch wenn es auf den ersten Blick seltsam anmutete, dass das britische "Time"-Magazin die Internetnutzer zur Person des Jahres 2006 wählte: Inhalte in der Gemeinschaft zu schaffen und weiterzuentwickeln ist das, was derzeit im Internet boomt. Während Craig Newmark auf craigslist.com mit Hilfe seiner Leser einen erfolgreichen Kleinanzeigenmarkt betreibt, wurde auf flickr.com ein großes digitales Fotoalbum geschaffen. In Deutschland entwickelt sich mit qype.de gerade ein Portal, in dem sich die Internetnutzer eine Art "Gelbe Seiten" erschaffen: mit Empfehlungen von Hotels, Restaurants, aber beispielsweise auch Ausstellungen.

Und natürlich drängt sich in diesem Zusammenhang die Frage auf, welche Rolle klassische Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Internetportale von größeren Verlagen und Fernsehsender in dieser Entwicklung spielen werden. Eine der größeren der Internetbranche, Arianna Huffington, fand darauf eine Antwort. "Es ist nicht notwendig, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen", erklärte sie in München und fügte hinzu, dass beide Seiten auch weiterhin existieren werden: "Alte Medien leiden an Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, die neuen an Zwangsneurosen." So gesehen ergänzten sie sich auf verrückte Art ideal.

Wer ein bisschen nachdenkt, dem wird klar, dass eine Rolle der etablierten Medien sein könnte. Es kommt darauf an, nicht zwischen zwei Meinungen zu moderieren, sondern einzuordnen, zu bewerten.

Und so ist es dann doch sehr hilfreich, dass es einen Mann wie den Technorati-Gründer und Chef David Sifry gibt und dass er in Davos eine Rolle spielen wird. Ebenso wie beispielsweise der Mitbegründer des Internet-Telefonnetzwerks Skype Niklas Zennström, der derzeit an einem Projekt namens Joost arbeitet, mit dem er das Fernsehen revolutionieren will. Sie alle schaffen Neues und haben dabei immer eines im Blick, was Marissa Mayer, die Google-Vorzeigelady auf der Internettagung so treffend formulierte: "Innovationen entstehen, indem man sich auf die Bedürfnisse des Kunden konzentriert." Das ist banal, aber dennoch richtig und wichtig.

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