Chinas weltweiter Cyber-Krieg Der Spion kommt mit der PDF-Datei

New York (RPO). Chinesische Hacker scheinen der Welt den Cyber-Krieg erklärt zu haben. Nach der Attacke auf den Suchmaschinen-Riesen Google gab es jetzt offenbar einen Angriff auf den Software-Anbieter Adobe, dessen Dokumenten-Format PDF Millionen Menschen nutzen. China scheint bei seinem Ziel, gegenüber dem Westen aufzuholen, im Internet jedes Mittel recht zu sein.

Das Google-Imperium
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New York (RPO). Chinesische Hacker scheinen der Welt den Cyber-Krieg erklärt zu haben. Nach der Attacke auf den Suchmaschinen-Riesen Google gab es jetzt offenbar einen Angriff auf den Software-Anbieter Adobe, dessen Dokumenten-Format PDF Millionen Menschen nutzen. China scheint bei seinem Ziel, gegenüber dem Westen aufzuholen, im Internet jedes Mittel recht zu sein.

Die Internet- und Computerwelt entwickelt sich zunehmend zu einem Cyber-Krieg der Nationen: Wie Google ist jetzt auch das US-Softwareunternehmen Adobe Ziel eines Hacker-Angriffs geworden. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde vor einigen Tagen ein "ausgeklügelter" und koordinierter Angriff auf seine Firmennetzwerke und die anderer Firmen bemerkt.

Angriff über PDF-Dokumente

Experten hatten bereits im August 2009 vor einer möglichen Sicherheitslücke im PDF-Programm von Adobe gewarnt. Im Dezember sorgte ein so genannter Zero-Day-Exploit für Beunruhigung. Dieser nutzte eine Sicherheitslücke aus, die den Experten bislang noch nicht bekannt war. Entsprechend spät können die Hersteller reagieren. Im Falle des PDFs wurde durch das Öffnen des Dokuments eine Schadsoftware eingeschleust, die spionagetauglich war, Server kapern konnte und auch Daten zerstörte.

Adobe verkündete unterdessen, man stehe mit den betroffenen Unternehmen in Kontakt. Ob es sich ebenfalls um eine Cyber-Attacke aus China handelte, wurde zunächst nicht bekannt. Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, wird wegen der zeitlichen Nähe aber ein Zusammenhang mit den Vorfällen bei Google vermutet.

Angriffe stehen gerade erst am Anfang

Ein weiterer Angriff chinesischer Hacker würde jedenfalls auch zu den Einschätzungen des deutschen Verfassungsschutzes passen. Dieser verzeichnet "seit 2005 anhaltend starke Internetangriffe per E-Mail gegen Wirtschaftsunternehmen und Bundesbehörden", hinter denen vor allem die chinesischen Nachrichtendienste vermutet werden. Der Verfassungsschutz rechnet mit einer rapiden Zunahme solcher Angriffe in den kommenden Jahren.

Diebstahl von Know-how

Was will China mit seinen Spionage-Methoden erreichen? Im Vordergrund steht der Diebstahl von Know-how. Der Rückstand im Bereich der Technologie-Entwicklung soll aufgeholt werden und auch militärisch will man in den nächsten Jahren zum Westen aufholen. Nicht zuletzt geht es aber auch darum, die eigene Bevölkerung zu kontrollieren und so die Macht des kommunistischen Regimes zu erhalten. Schätzungen des Chaos Computer Clubs zufolge durchforsten über 30.000 Staatsangestellte den Netzverkehr und zensieren Unerwünschtes.

Bislang kann über die tatsächlichen Ausmaße der chinesischen Cyber-Attacken nur spekuliert werden, da nur ein kleiner Teil an die Öffentlichkeit gelangt. Bestes Beispiel ist der Angriff auf die Rechner im Kanzleramt sowie im Außen-, Wirtschafts- und Forschungsministerium im August 2007. Der "Spiegel" berichtete damals von Spähprogrammen, die getarnt als Word- und Powerpoint-Dateien auf den Geräten gefunden wurden. Nach Informationen des Verfassungsschutzes waren die Angriffe von Hackern der Volksbefreiungsarmee durchgeführt worden. Experten der Bundesregierung hatten damals den Abfluss von rund 160 Gigabyte an Daten verhindert.

Politik kritisiert leise — Google bläst zum Angriff

Während die Politik eher zurückhaltende Kritik an den chinesischen Spionage-Aktivitäten äußert, hat jetzt einer der Big Player des Internets der Volksrepublik den Krieg angesagt. Google kritisiert die Hacker-Angriffe zur Verfolgung von Menschenrechtlern und hat mit seinem Rückzug aus der Volksrepublik gedroht.

Drohungen dieser Art lassen die chinesische Regierung aber bislang kalt. In einer ersten offiziellen Reaktion auf die Drohung erklärte Peking, dass ausländische Internetfirmen in China willkommen seien, wenn sie sich dort "nach dem Gesetz" verhielten. Außenamtssprecherin Jiang Yu sagte, die chinesische Regierung sei gegen "jede Form von Cyber-Attacken".

Ohne direkt auf den Fall Bezug zu nehmen, forderte Chinas Parlamentspräsident Wu Bangguo die USA auf, die "Kerninteressen" der Volksrepublik zu achten. Wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, sagte Wu bei einem Treffen mit US-Senatoren, beide Seiten müssten die jeweiligen Interessen berücksichtigen und "sensible Angelegenheiten" richtig handhaben.

(AFP/tim)
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