Facebook-Managerin will Klarnamen Der Kampf gegen die Anonymität im Internet

San Fransisco (RPO). Anonymität im Netz - seit dem Blutbad von Norwegen ist die politische Diskussion darüber wieder voll entbrannt. Jetzt fordert auch Randi Zuckerberg, Schwester von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Marketing-Managerin des Konzerns, ein Ende der Anonymität. Allerdings dürften die Interessen der Konzerne ganz andere sein als die der Politiker.

Tipps gegen fiese Facebook-Fallen
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Wie mehrere Medien berichten, drängt Zuckerberg auf eine Verwendung von Klarnamen im Internet. So zitiert etwa die "Huffington Post" die Managerin mit den Worten: "Die Menschen benehmen sich viel besser, wenn sie unter ihren wahren Namen eingeloggt wären." Ihrer Ansicht nach verstecken sich die Nutzer hinter der Anonymität und denken, sie könnten im Internet das gleiche sagen, was sie sonst nur hinter verschlossenen Türen sagen würden.

Eigentlich sind bei Facebook auch nur Klarnamen erlaubt, allerdings gibt es immer wieder Beispiele von Fake-Profilen, wie zuletzt vor allem durch Einladungen zu den öffentlichen Facebook-Partys bekannt wurde. Und auch das Facebook-Pendant, Google+, fordert Klarnamen. Das Unternehmen sorgte zuletzt für Aufregung, weil das Unternehmen ganze Profile löschte, nach heftiger Kritik dies aber ändern will.

Zunahme extremistischer Seiten

Die "Huffington Post" schreibt in ihrem Artikel weiter, dass auch Google-Vorstandsmitglied Eric Schmidt die Anonymität im Internet als gefährlich bezeichnet hatte. Ähnlich argumentiert jetzt auch Randi Schmidt. Bei Politikern dürften die beiden Netzwerke damit auf offene Ohren stoßen, schließlich werfen sie den Konzernen immer wieder mangelnde Offenheit vor.

Allerdings sind die politischen Forderungen nach einer besseren Kontrolle des Internets und deren Inhalte eher der Tatsache geschuldet, dass etwa die Zahl der extremistischen Seiten im Internet zunimmt. Auch weil der Attentäter von Norwegen sich im Internet herumtrieb, soll nun etwas geschehen. Doch wie genau, weiß eben keiner der Politiker wirklich - und ihre Hilflosigkeit zeigt sich umso mehr. Denn im Netz tummeln sich Menschen aller Coleur wie im wahren Leben - nur eben auf einer anderen Ebene. Alle unter Generalverdacht zu stellen, ist da fehl am Platz.

Und die sozialen Netzwerke selbst fordern die Klarnamen aus ganz anderen Gründen. Denn je mehr sie ihre Nutzer kennen, umso genauer lässt sich etwa Werbung auf sie abstimmen. Letztlich geht es nur darum, dass bei den Unternehmen die Kasse klingelt.

Wichtige Rolle im arabischen Frühling

Die Diskussion um ein Ende der Anonymität im Netz wirkt umso skurriler, wenn man bedenkt, dass gerade deutsche Politiker immer wieder den Datenschutz bei sozialen Netzwerken kritisieren. Müssten aber alle solche Klarnamen verwenden, wäre es zwar leichter etwa für die Polizei, bestimmte Personen im Netz aufzufinden, aber eben nicht nur für diese. Auch Betrüger oder Stalker hätten leichteres Spiel. Arbeitgeber könnten das Privatleben von Mitarbeitern leichter durchleuchten.

Genau aus diesem Grund empfehlen Datenschützer gerade Jugendlichen, sich im Netz möglichst anonym zu bewegen. Die jetzigen Forderungen stehen daher im völligen Gegensatz zu diesen Empfehlungen. Zudem ist überhaupt nicht klar, wie man solch ein Klarnamen-Gebot überhaupt umsetzen sollte. Das Beispiel Facebook zeigt ja bereits, dass es trotz eines solchen Gebotes genug Möglichkeiten gibt, sich ein Fake-Profil zu erstellen.

Und es gibt noch einen wichtigen Grund, warum gerade in sozialen Netzwerken Anonymität manchmal von enormer Wichtigkeit ist - nämlich dann, wenn man in einem autoritären Staat lebt und der Außenwelt von den Umständen im eigenen Land erzählen will. Der arabische Frühling hat gezeigt, dass soziale Netzwerke eine wichtige Rolle beim Umsturz spielten. In China dagegen ist es für Regimekritiker auch heute noch wichtig, nicht erkannt zu werden.

Gerade die Rolle von Facebook bei den Revolutionen in der arabischen Welt hatte Randi Zuckerberg noch auf einer Konferenz in diesem Jahr hervorgehoben, wie chip.de schreibt - eben weil die Identitäten von Dissidenten geschützt worden seien. Nun aber spricht sie in dieser Hinsicht eine ganz andere Sprache

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