Verschlüsselungsverbot Cameron will WhatsApp-Verschlüsselung verbieten
Düsseldorf · WhatsApp könnte in Großbritannien bald in der jetzigen Form verboten werden. Mit einer entsprechenden Ankündigung reagiert David Cameron auf die Terroranschläge auf die "Charlie Hebdo"-Redaktion.
Konkret will der britische Premierminister David Cameron verschlüsselte Kommunikation verhindern — die hatte WhatsApp erst kürzlich eingeführt. David Cameron möchte sich im Mai als britischer Premierminister wiederwählen lassen und hat im Interview mit der BBC angekündigt, im Falle seines Wahlsiegs die Online-Gesetze zu verschärfen.
Aus Sicht der Regierung macht diese Wahlkampf-Forderung von Cameron Sinn, die er als Reaktion auf die französischen Terroranschläge äußerte. Cameron fordert, dass es keine Kommunikation geben darf, die nicht auch von der Regierung gelesen werden kann.
Es scheint so zu sein, dass die derzeitigen Methoden der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung tatsächlich von den Geheimdiensten nicht entschlüsselt werden können. Also soll sie kurzerhand verboten werden. Erst vor Kurzem hatte WhatsApp angekündigt, eine Verschlüsselung einzuführen, um die Privatsphäre der Nutzer besser zu schützen.
Es gibt aber auch Gründe, gegen solch ein Verbot.
Wenn die britische Regierung tatsächlich verbietet, dass die Briten verschlüsselt kommunizieren, passt dies zu einem Vergleich im realen Leben: Diese Regel wäre mit einem Verbot vergleichbar, dass Briten ihre Haustür nicht abschließen dürften, damit Polizisten bei Bedarf hereinkommen könnten.
Das Problem: Es können ja nicht nur Polizisten durch die Tür spazieren, sondern auch andere ungebetene Gäste. Die könnten nicht nur die Kommunikation belauschen, sondern auch Dinge stehlen. Dies kann online auch passieren. Der Vorschlag der britischen Regierung unterstreicht die Enthüllungen von Edward Snowden: Nicht nur Internet-Konzerne, sondern auch Geheimdienste haben einen riesigen Datenhunger.
Wie realistisch ist die Einführung eines solchen Verschlüsselungsverbots?
David Cameron hat noch nicht erklärt, auf welcher gesetzlichen Grundlage er das Verschlüsselungsverbot einführen möchte. Ohnehin sind die Überwachungsgesetze in Großbritannien im Vergleich zu Deutschland sehr streng. Briten müssen den Behörden ihre Passwörter verraten, wenn diese im Falle eine Beschlagnahmung auf die Daten Zugriff haben wollen. Ansonsten droht ihnen bis zu zwei Jahren Haft.
Für Deutschland ist solch ein Verbot nicht zu erwarten, wenn auch der eine oder andere Politiker eine Verschärfung der digitalen Überwachung, im Zuge der Stimmung nach den Anschlägen, fordern dürfte.