Abschied in Wehmut Das Ende des Netscape-Browsers

New York (RPO). Er war einmal ein ganz großer: der Netscape Navigator, der einst am weitesten verbreiteste Internetbrowser. Am 1. Februar ist nun Schluss. An diesem Tag enden Entwicklung und Support. Für die Pioniere des Internet-Zeitalters ist es ein Abschied mit Wehmut.

Adieu Netscape!
Infos

Adieu Netscape!

Infos
Foto: Screenshot

Zuletzt befand sich die Software in der Obhut des zum Medienkonzern Time Warner gehörenden Internet-Unternehmens AOL, das sich künftig verstärkt auf das Geschäft mit der Online-Werbung konzentrieren will.

Die Netscape-Entwickler bei AOL hätten viel Zeit und Energie investiert, um die Software wiederzubeleben, schrieb Netscape-Direktor Tom Drapeau in einem Blog-Beitrag. "Diese Bemühungen hatten keinen Erfolg, um Marktanteile von Microsofts Internet Explorer abzuziehen." Zuletzt war Netscape nicht viel mehr als eine etwas andere und weniger aktuelle Version von Firefox, dem populären Open-Source-Browser, der weltweit einen Marktanteil von zehn Prozent hat. In Deutschland sind es sogar mehr als 30 Prozent.

Auch künftig kann man den Netscape-Browser weiter herunterladen. AOL stellt dann aber keine Sicherheits-Updates mehr bereit. Drapeau empfiehlt daher den letzten Netscape-Getreuen, auf den Firefox umzusteigen.

Der Netscape Navigator war zwar nicht der erste Web-Browser, aber der erste, der ein Massenpublikum erreichte und damit entscheidend am Internet-Boom beteiligt war. Im April 1993 entwickelte ein Team am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) an der University of Illinois den grafischen Web-Browser Mosaic. Vorher war das Web weitgehend auf die Anzeige von Text beschränkt; zugehörige Grafiken wurden in einem gesonderen Fenster dargestellt. Die Erfahrung mit Mosaic brachten Marc Andreessen und einige seiner Mitentwickler dazu, eine eigene Firma zu gründen, um einen kommerziellen Browser zu entwickeln. Ergebnis war der Netscape Navigator 1.0 im Dezember 1994.

Der Erfolg der Software begeisterte die Börse bei der Einführung der Aktie im August 1995. Der Einführungskurs verdoppelte sich innerhalb eines Tages, und Netscape erhielt so einen Marktwert von zwei Milliarden Dollar, obwohl der Umsatz nur 20 Millionen Dollar betrug. Der Erfolg rief Microsoft auf den Plan. Der Software-Marktführer gab seinen Browser Internet Explorer kostenlos ab und integrierte ihn in sein Betriebssystem Windows. Dies führte zwar zu einem Kartellverfahren, doch der Erfolg des Microsoft-Browser war danach nicht mehr aufzuhalten. Schließlich wurde Netscape an AOL verkauft. Der innovative Geist von Netscape aber lebt im Mozilla-Projekt weiter, das den Firefox entwickelt.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort