Tiscali senkt DSL-Flatrate auf 15,90 Euro "Das Breitband muss billiger werden"

Frankfurt/Main (rpo). DSL garantiert mit rasend schnellen Downloads ein hohes Surfvergnügen. Doch, so ein Experte, der Wettbewerb auf diesem Gebiet funktioniert noch nicht. Obwohl Telekom-Mitbewerber günstigere Preise als die Bonner anbieten würden, habe der rosa Riese seine Gebühren erhöhen können, weil er 90 Prozent des Marktes beherrsche. Seine Forderung: DSL muss billiger werden.

Die Preise für den DSL-Breitbandanschluss ins Internet kommen in Bewegung: Tiscali senkt den Preis seiner DSL-Flatrate von bisher 19,99 Euro um rund 20 Prozent auf 15,90 Euro. "Das Breitband muss billiger werden", sagte der Vorsitzende der Tiscali-Geschäftsführung, Carl Mühlner, der Nachrichtenagentur AP.

Die Begründung für die zum 1. August wirksame Preissenkung verbindet der Tiscali-Manager mit Kritik an der Preispolitik der Deutschen Telekom. Alternative DSL-Anbieter mit eigenem Breitbandnetz sind für die Verbindung zum Hausanschluss der Privatkunden auf Überbrückungshilfe der Telekom angewiesen.

Die Telekom möchte diese Leistung mit der Bezeichnung T-DSL ZISP gern nach der Menge der übertragenen Daten berechnet haben. "Wir halten volumenabhängige Tarife für ausgewogener, weil sich dann das tatsächliche Nutzungsverhalten auch in den Preisen widerspiegelt", erklärt Telekom-Sprecher Frank Domagala. Aber die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hat einen entsprechenden Antrag der Telekom am 13. Juni erst einmal abgelehnt.

Mit Blick auf die erwartete höhere Kostenbelastung hat Tiscali nach Angaben Mühlners seit April vorsorglich Rückstellungen in einstelliger Millionenhöhe gebildet. "Jetzt wollen wir die Rückstellungen an unsere Kunden weitergeben", sagt Mühlner. So sei Deutschland das einzige Land mit getrennten Preisen für den DSL-Anschluss und die Internet-Nutzung mit DSL.

Der DSL-Anschluss schlägt bei bereits vorhandenem ISDN-Anschluss mit zusätzlich 12,99 Euro im Monat zu Buche. Die DSL-Flatrate der Telekom wurde im November vergangenen Jahres von 25 auf 29,95 Euro angehoben. "Dies zeigt, dass der Wettbewerb nicht funktioniert", sagt Mühlner. Trotz der niedrigeren Preise der Wettbewerber hat die Telekom bei den DSL-Internet-Verbindungen immer noch einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent.

Im bisherigen Preisrahmen könne die schnelle DSL-Breitbandtechnik nur wenig mehr als 12 Prozent der Bevölkerung erreichen, schätzt Tiscali-Manager Mühlner. Daher sei das Wachstum bei den DSL-Zugängen bereits deutlich abgeflaut. "Wir wollen Wachstum erzeugen, indem wir diesen Markt erweitern." Von einem richtigen Massenmarkt könne erst gesprochen werden, wenn DSL wenigstens für 50 Prozent der Bevölkerung eine finanzierbare Perspektive biete.

Die Preise für DSL sind seit einem Jahr aber eher nach oben gegangen als nach unten. Hintergrund sind die im Vergleich zu schmalbandigen Internet-Zugängen (Modem und ISDN) geringeren Gewinnmargen. Alle Zugangsanbieter - Tiscali liegt hier in Deutschland hinter T-Online, Freenet und AOL nach eigenen Angaben auf Platz vier - unterhalten auch deswegen umfangreiche Web-Portale, wo mit Werbung, Vermittlung von Shopping-Kunden und kostenpflichtigen Angeboten weit höhere Gewinnmargen erzielt werden können.

Einen Haken allerdings hat die neue Tiscali-Flatrate noch: Sie steht unter der Vorbehaltsklausel, dass die Regulierungsbehörde bei ihrem Beschluss gegen eine Volumenkomponente im T-DSL-ZISP-Tarif bleibt. Die Deutsche Telekom aber hat einen neuen Antrag eingereicht, zu dem es nach Angaben von Behördensprecher Rudolf Boll am Montag eine Anhörung gab. Eine Entscheidung muss innerhalb von zehn Wochen getroffen werden.

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