Boom bei Finanzierung kreativer Projekte Crowdfunding — Geld aus dem Internet

Hamburg (RPO). Wer eine kreative Idee realisieren möchte, der kann sich bei der Bank einen Kredit besorgen - oder sein Projekt via Internet durch Spender finanzieren lassen. Crowdfunding (deutsch: Schwarmfinanzierung) heißt eine neue Form der Geldbeschaffung, die immer mehr Menschen zum Mitmachen bei kreativen Projekten animiert.

Nach einer Studie des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien (Ikosom) wurden in diesem Jahr bereits 450.000 Euro gespendet. Über 5000 Spender unterstützten bereits 321 Vorhaben. Das Spektrum reichte dabei von Unterstützung für Rockbands über Theateraufführungen bis zur Realisierung von Sportprojekten.

Spenden ab fünf Euro

Wer Geldgeber für sein Projekt sucht, muss sich dafür auf einer der Crowdfunding-Plattformen im Internet registrieren. Die bekanntesten sind Inkubato, Mysherpas, Pling, Startnext und Visionbakerey. Hier stellen die Anbieter ihr Projekt ausführlich vor und geben die Gesamtsumme an, die sie für die Finanzierung benötigen.

Innerhalb eines bestimmten Zeitraumes - meist ein bis drei Monate - können Interessenten dann für das Projekt spenden. Wird die benötigte Summe nicht erreicht, erhalten die Spender ihr Geld zurück. Kommt hingegen mehr Geld als gesucht zusammen, fließt es in das Projekt ein.

Die Höhe der Summe können die Geldgeber frei bestimmen, bei vielen Projekten liegt die Mindestsumme bei fünf oder zehn Euro. Als "Rendite" erhalten Spender eine projektspezifische Gegenleistung. Das kann beispielsweise eine Einladung zu einer Filmvorführung oder anderen geförderten Events sein, eine exklusive CD oder ein Gratis-Konzert daheim.

Die Plattformen bieten Einzelpersonen, aber auch Vereinen oder Initiativen so eine neue Möglichkeit der Finanzierung. Zu den Kategorien, in denen Projekte eingestellt werden können, zählen Musik, Film und Video, Fotografie, Kunst, Mode, Theater, Sport sowie Essen und Trinken.

Von der 3D-Nofretete bis zum Kochbuch

Das Spektrum der Vorhaben ist überaus vielfältig. So sucht eine Hamburger Kulturmanagerin Geldgeber für ein mobiles Museum für Schüler. Ein Berliner Grafiker möchte eine 3D-Präsentation der Nofretete für iPad und iPhone realisieren und die Organisation "Mundraub" ein Handbuch für ungenutzte Obstbäume im öffentlichen Raum herausgeben.

Die Chancen, dass auch größere Summen zusammenkommen, stehen nicht schlecht. So sammelte eine Berliner Initiative kürzlich über 25.000 Euro für einen Dokumentationsfilm über die legendäre "Bar25", ein Hamburger Familienvater erhielt 3000 Euro für ein Kochbuch für Kinder und ein Bielefelder Produzent 3900 Euro für ein Hörspiel über Zombies.

"Crowdfunding ist in kurzer Zeit überaus populär geworden, und es gibt in Deutschland noch viel Potenzial", sagt René Klein vom Existenzgründer-Portal "Für Gründer". Ein Patentrezept für erfolgreiche Projekte gebe es zwar nicht, aber einige hilfreiche Regeln.

Eine möglichst genaue und verständliche Projektbeschreibung sei wichtig. Und die Initiatoren sollten sagen, was ihre Motivation ist und welches Ziel sie mit ihrem Vorhaben verfolgen. Billig ist die Suche nach Geldgebern für die Initiatoren allerdings nicht, laut Klein werden zwischen acht und zehn Prozent der gesamten Spendensumme als Gebühr fällig.

550.000 Euro an Spenden bis zum Jahresende

Nach einer Prognose des Portals werden bis zum Jahresende insgesamt 550.000 Euro für Crowdfunding-Projekte zusammenkommen. Das ist jedoch wenig im Vergleich zu den USA: Hier sammelten die Plattformen allein 2010 rund 80 Millionen Dollar ein.

Künftig soll die Idee der "Schwarmfinanzierung" auch für Unternehmen interessant werden. Derzeit starten die ersten Portale für das sogenannte Crowd Investing, auf denen junge Unternehmer Geldgeber suchen. Die sollen dann allerdings nicht mit Sachwerten, sondern mit einer handfesten finanziellen Rendite belohnt werden.

(apd/felt)
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