Gigantischer E-Mail-Adressenklau BSI informiert erst Montag über geknackte Mailkonten

Berlin · Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) will am Montag über das Vorgehen beim jüngsten Datenklau von 18 Millionen E-Mail-Adressen informieren. Mit Hochdruck werde derzeit eine datenschutzkonforme Lösung zusammen mit den Providern erarbeitet, teilte die Behörde am Freitag mit.

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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Bis Montag sollen die notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen sein. Bis dahin bleiben damit Millionen von Menschen im Ungewissen, ob sie Opfer des jüngsten Datendiebstahls wurden. Rund 70 Prozent der betroffenen deutschen Adressen-Inhaber sollen direkt über die Provider informiert werden. Bei den übrigen 30 Prozent der Adressen, die bei anderen Providern oder direkt vom Anwender gehostet sind, will das BSI einen Warndienst vorbereiten. Die Behörde verwies erneut auf ihr Angebot "BSI für Bürger", in dem grundlegende Sicherheitsregeln zusammengestellt sind.

Nach Informationen des Bundesinnenministeriums hatte das BSI bereits vor rund einer Woche den entdeckten Datensatz mit 18 Millionen E-Mail-Adressen inklusive Passwörtern von der Staatsanwaltschaft Verden bekommen. Die Datensätze seien am 27. März übermittelt worden, sagte ein Sprecher am Freitag in Berlin. "Sie wurden dann technisch analysiert und bereinigt und geprüft." Von ursprünglich 21 Millionen Datensätzen seien nach der Analyse 18 Millionen geknackte Mail-Konten übriggeblieben. Bei drei Millionen davon handele es sich definitiv um deutsche Mail-Adressen.

Das vom BSI entwickelte Warnverfahren soll dem von Januar ähneln, als der Zugriff Krimineller auf 16 Millionen Daten-Konten ans Licht gekommen war. Damals hatte das BSI einen Sicherheits-Check im Netz eingerichtet. Nutzer konnten dort ihre Mail-Adresse angeben und prüfen, ob sie betroffen waren. Die Website war allerdings mehrfach unter dem Ansturm der Nutzer zusammengebrochen.

Die Analyse der Daten und das Prüfverfahren seien technisch nicht unkompliziert, sagte der Innenressortsprecher. Dabei seien auch Datenschutzfragen zu beachten. Außerdem sei sicherzustellen, dass das Verfahren den zu erwartenden Belastungen standhalte. Er betonte grundsätzlich, trotz aller Bemühungen um Sicherheit sei nicht auszuschließen, "dass solche Identitätsdiebstähle auch in Zukunft eintreten werden - leider".

Wie am Donnerstag bekanntwurde, war die Staatsanwaltschaft Verden bei ihren Ermittlungen zu einem ähnlich großen Datenklau auf den Datenbestand gestoßen. Demnach handelt es sich diesmal aber um aktiv genutzte Adressen, die zum Teil schon für den Versand von Spam-Mails missbraucht worden seien. Kriminelle hätten damit nicht nur Zugang zu den privaten Mails, sondern könnten sich auch in Netzwerke einwählen und im Internet einkaufen, wenn die Nutzer dort die gleiche Passwort-Kombination verwenden.

Die Frage sei, wo die Daten überhaupt herkommen könnten, sagte Jörg Fries-Lammers, Sprecher von gmx und web.de, am Freitag der dpa. Möglicherweise könnten sie auch aus weiter zurückliegenden Diebstählen zusammengestellt sein. "Die Erfahrung zeigt, dass es sich in solchen Fällen oft um einen Mix aus älteren und aktuellen Daten handelt", sagte Fries-Lammers. Einzelne Adressen könnten etwa aus Netzwerken oder Plattformen von Spielekonsolen stammen, die vor Jahren geknackt wurden.

(dpa)
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