Bitkom-Umfrage Deutsche sehen eigene Digitalkompetenz skeptisch

Berlin · Die Deutschen trauen sich im Umgang mit der Digitalisierung wenig zu, wie eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergeben hat. Demnach schätzen selbst jüngere Menschen ihre Kompetenz im Umgang mit Computern, Internet und Smartphone nur als befriedigend ein.

 Thorsten Dirks ist Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom.

Thorsten Dirks ist Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom.

Foto: Rolf Vennenbernd

Die Agenda hatten sich Union und SPD vor drei Jahren gesetzt, um die Digitalisierung in Deutschland voranzubringen. Parallel hatte es erstmals einen Bundestagsausschuss für Digitales gegeben, allerdings teilen sich auf Regierungsebene drei Ministerien die Zuständigkeiten für die Unternehmen (Wirtschaft), Netzausbau (Verkehr) und Datenschutz (Justizressort).

Bitkom stellt vier Forderungen

Heute warnt Dirks vor allem vor Defiziten beim gesellschaftlichen Wandel. "Drei Viertel der 14- bis 29-Jährigen sehen die Digitalisierung als Chance, bei den Bundesbürgern ab 65 Jahre ist es aber nur knapp jeder Zweite", sagte er. Ein Grund sei, dass die Älteren noch deutlich weniger an der digitalen Welt teilnähmen. "Und selbst die jüngste und digital affinste Gruppe bewertet sich selbst gerade mal mit ,befriedigend' wenn man sie bittet, die eigene Digitalkompetenz einzuschätzen", sagte Dirks. Deutschland müsse aber beispielsweise jetzt die Grundlagen dafür schaffen, dass es weltweit führend bei Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz sein werde, sagte Dirks. "Wir brauchen vier Dinge: eine grundsätzliche Neuausrichtung unseres Bildungswesens, eine konsistente Datenpolitik, Ökosysteme der digitalen Transformation und die leistungsfähigsten digitalen Infrastrukturen."

In den Regierungsfraktionen ist man positiver gestimmt. Unions-Netzpolitiker Thomas Jarzombek (CDU) sagte, man habe in den vergangenen drei Jahren viele wichtige Grundlagen gelegt. "Es braucht aber zwei bis drei Jahre Zeit, bis diese Maßnahmen Wirkung entfalten." Er sieht noch Nachholbedarf bei Bildung und Weiterbildung sowie beim Netzausbau. SPD-Experte Lars Klingbeil teilt die Einschätzung und spricht zusätzlich bei der Digitalisierung der Verwaltung von einem "riesigen Rückstand". Er plädiert dafür, die Verantwortung in der nächsten Regierung zu zentralisieren — bei einem Minister oder Staatsminister im Kanzleramt.

Ein Vorschlag, der bei den Grünen auf Wohlwollen stößt. Konstantin von Notz, zuständiger Fraktionsvize, lobt den Bundestagsausschuss. Kritik übt er jedoch im Bereich IT-Sicherheit. "Bei der IT-Sicherheit brennt die Hütte", sagte er. Die Bundesregierung habe klare Regeln und mehr Anreize für die Wirtschaft setzen müssen, damit die Hackerangriffe auf die Firmen den Behörden melden. "Nur so können Sicherheitsinstrumente verbessert werden. Bislang scheuen Unternehmen davor zurück", sagte von Notz.

(jd)
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