Altmaiers Sturz überschattet Digitalgipfel „Gut, dass sofort ein Arzt bei ihm war“

Dortmund · Der Wirtschaftsminister stolpert nach seiner Rede und stürzt fast kopfüber von der Bühne – die Anwesenden sind geschockt. Am Nachmittag meldet er sich relativ wohlbehalten aus dem Krankenhaus.

 Sanitäter machen sich auf den Weg zu Peter Altmaier.

Sanitäter machen sich auf den Weg zu Peter Altmaier.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Eigentlich wollte die Bundesregierung in Dortmund am Dienstag ein neues Konzept zur Vernetzung vieler Industrien in Europa vorstellen. Doch überschattet wurde der Digitalgipfel von einem Sturz von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU): Der war nach seiner Rede zuerst gestolpert und dann von der fast zwei Meter hohen Bühne stürzte. Der zeitweise bewusstlose Altmaier wurde von Sanitätern versorgt, er wurde mit einem Rettungswagen weggefahren, viele Spitzenpolitiker wie CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Außenminister Heiko Maas (SPD) wünschten ihm baldige Genesung.

Auch vor Ort waren die Gäste des Gipfels geschockt. „Alle machen sich große Sorgen“, sagte die Digitalpolitikerin Anke Domscheit-Berg (Linke). „Uns stockte der Atem“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der die Eröffungsrede vor dem Statement von Altmaier gehalten hatte, und vorne im Publikum saß. „Gut, dass sofort ein Arzt und Medizinprofessor bei ihm war“.

Der am Boden liegende Saarländer war durch Stoffwände vor neugierigen Blicken geschützt worden. Blutspuren am Boden wurden durch einen Tausch des Teppichs zügig beseitigt. Der wichtigste Tagungsraum wurde für einige Zeit geräumt.

Die Diagnose spricht sich am Nachmittag herum: Möglicher Nasenbeinbruch, eine Platzwunde, Prellungen und eine Schürfwunde. Es ist unklar wie lange der 61-jährige noch in der Klinik bleiben muss. „Glück im Unglück“, hieß es in der Bundesregierung, von der Bühne aus sprach ihm auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) Mut zu: „Ich will ihm gute Besserung wünschen.“ Um 16.18 meldete sich Altmaier über den Kurznachrichtendienst Twitter: „Von Herzen Danke für die vielen guten Wünsche! Nach den Schreckminuten nach meinem Sturz werde ich sehr gut im Klinikum Dortmund von fachkundigem Personal behandelt. Außer Prellungen und Platzwunden offenbar nichts Ernstes. Danke an alle! Peter Altmaier“

Dabei zeigte der Verlauf des Kongresses, dass man anscheinend relativ schnell davon ausging, dass der Sturz für den engen Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel keine katastrophalen Folgen haben würde. Eine kurz nach seiner Rede geplante Pressekonferenz von ihm wurde zwar ersatzlos abgesagt, aber der Kongress ging weiter. Statt Altmaier erläuterte dann später Thomas Jarzombek, Beauftragter des Bundeswirtschaftsministeriums für die Digitale Wirtschaft, mit Forschungsministerin Karliczek die neue Digitalplattform „Gaia X.“ Karliczek: „Gaia X ist unser gemeinsames Baby. Wir haben das Konzept entwickelt, um europäische Werte in der digitalen Welt zu verteidigen.“

Dabei wurde die Strategie weiterentwickelt, dass sich Europa stärker von der Übermacht der US-Internetkonzerne emanzipieren solle, eine Idee die Altmaier schon länger verfolgt. Bei „Gaia X“ sollen hunderte an Unternehmen in Europa ihre Kapazitäten zum Speichern und Verarbeiten von Daten so zusammenschalten, dass eine deutlich bessere Nutzung von Informationen möglich wird. Erste Partner des Projektes sind die Telekom, der Walldorfer Softwaregigant SAP, Siemens oder die Deutsche Bank. „Es geht darum, dass Daten zwar gemeinsam genutzt werden können, dass aber alle Beteiligten die Souveränität über die von ihnen bereitgestellten Daten behalten“, sagt Claudia Nemat, Innovationsvorstand der Telekom. Es sollten gemeinsame Standards entwickelt werden, damit Daten aus der Industrie oder von Dienstleistungsunternehmen oder von Mittelständlern besser ausgetauscht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort