Netz-Reaktionen auf Steuerfall "Alice Schwarzer hat Frauenquote unter Steuerbetrügern erhöht"

Düsseldorf · Alice Schwarzer teilt öffentlich gerne aus – nun steht sie wegen Steuerhinterziehung selbst in der Kritik. Über Facebook und vor allem Twitter bläst ihr ein heftiger Wind entgegen. Doch die Journalistin erfährt auch Unterstützung.

Alice Schwarzer: Die Reaktionen auf Twitter
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Foto: dpa, Henning Kaiser

Alice Schwarzer teilt öffentlich gerne aus — nun steht sie wegen Steuerhinterziehung selbst in der Kritik. Über Facebook und vor allem Twitter bläst ihr ein heftiger Wind entgegen. Doch die Journalistin erfährt auch Unterstützung.

Ein Blick in den Kurznachrichtendienst Twitter und schnell wird klar: Die große Mehrheit der User im Netz schießt Giftpfeile in Richtung Alice Schwarzer. Am Sonntag hatte sie sich dazu bekannt, seit den 1980er Jahren ein Schweizer Konto gehabt und es erst im vergangenen Jahr beim Finanzamt angezeigt zu haben. Für die vergangenen zehn Jahre habe sie insgesamt etwa 200.000 Euro an Steuern nachgezahlt - plus Säumniszinsen.

Schwarzer hoffte offenbar, nach der Nachzahlung aus dem Gröbsten raus zu sein. Doch Journalisten des "Spiegel" brachten die Geschichte an die Öffentlichkeit. Seither bläst Schwarzer der Wind hart ins Gesicht.

Doppelmoral

Von Doppelmoral ist bei Twitter die Rede. Nun habe sie es endlich geschafft, die Frauenquote erfolgreich nach oben zu korrigieren — zumindest, was den weiblichen Anteil unter den zumeist männlichen Steuersündern betrifft, sagen andere.

Die Netzgemeinde ist mehrheitlich gegen sie. Doch Schwarzer erfährt auch Zuspruch. Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) hält die Enthüllung für fatal. "Dieses Signal, dass durchgestochen wird, wird viele abhalten, künftig eine Selbstanzeige zu erstatten", sagte der Vorsitzende der DSTG, Thomas Eigenthaler, am Montag im ZDF-"Morgenmagazin".

Unterstützung vom Bund der Steuerzahler

Der Fall eigne sich nicht zum Moralisieren. "Wenn das deutsche Recht die Möglichkeit der Selbstanzeige gibt, dann muss man das akzeptieren", erklärte Eigenthaler "Handelsblatt Online". Schwarzer habe ihre Steuerschulden plus sechs Prozent Zinsen beglichen.

Ähnlich sieht es der Bund der Steuerzahler. "Frau Schwarzer hat das legitime Instrument der strafbefreienden Selbstanzeige genutzt und damit den Weg in die Steuerehrlichkeit gefunden", sagte Präsident Reiner Holznagel "Handelsblatt Online". Holznagel verteidigte die Möglichkeit, sich selbst anzuzeigen. "Ohne dieses Instrument würden viele Steuerhinterzieher nie entdeckt", argumentierte er.

Schwarzer, die in den vergangenen Monaten mit ihrer Anti-Prostitutionskampagne oft im Fernsehen zu Gast war, wird jetzt selbst zum Talkshow-Thema. So lautet der Titel der ARD-Sendung "Hart aber fair" am Montagabend: "Was, die auch - kein Recht auf Steuergeheimnis für Alice Schwarzer?"

(nbe)
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