Netzwerk macht Jagd auf Pseudonyme Ärger um neue Facebook-Funktion

Düsseldorf · Und wieder einmal gibt es großen Wirbel um eine neue Facebook-Funktion: Seit einigen Tagen bekommen manche Nutzer beim Einloggen eine Meldung angezeigt, auf der sie Freunde identifizieren sollen - vermeintlich anonym. Doch das soziale Netzwerk nutzt die Daten offenbar, um Pseudonyme auffliegen zu lassen.

Facebook in Zahlen
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Foto: afp, Ed Jones

Wie verschiedene Medien berichten, gibt es im sozialen Netzwerk Facebook eine neue Funktion, die für reichlich Wirbel sorgt. Beim Einloggen wird Nutzern eine Popup-Meldung angezeigt mit der Aufforderung: "Hilf uns dabei Facebook zu verbessern".

In der Meldung wird ein Foto und der Name eines Freundes aus der Kontaktliste angezeigt, verbunden mit der Frage "Ist dies der echte Name deines Freundes?". Darunter werden mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben: "Ja", "Nein", "Ich kenne diese Person nicht" und "Ich möchte nicht antworten".

Angeblich soll die Antwort anonym bleiben und keinerlei Auswirkungen auf das eigene Konto oder das des Freundes haben. Doch das Technik-Portal "Heise" hat auf eine entsprechende Anfrage von Facebook die Mitteilung erhalten, dass mit der Funktion "Fake-Accounts" identifiziert "und die Plattform sicherer" gemacht werden solle und spricht von einem Test. Angeblich sollen die Daten nur für statistische Zwecke verwendet werden.

Facebook verweist auch auf seine AGB, in denen festgelegt wurde, dass Nutzer einen echten Namen angeben müssen. Nur Prominente mit einem Künstlernamen dürfen ein Pseudonym verwenden.

Erste Nutzerkonten gesperrt

Inwiefern die gesammelten Daten durch die neue Funktion nun tatsächlich verwendet werden, ist noch unklar. Das niederländische Portal "metronieuws" berichtet bereits von Fällen, in denen Nutzer aufgefordert worden seien, ihren Account durch das Einsenden einer Kopie des Reisepasses zu verifizieren. Wer sich weigere, werde von der Facebook-Nutzung ausgeschlossen, das Konto gesperrt. Betroffen sind demnach auch Nutzer, die extrem kurze Nachnamen haben - obwohl sie echt sind.

Rechtsanwalt Axel Arnbak von der Universität Amsterdam rät dem Bericht nach dringend davon ab, die angeforderte Reisepass-Kopie einzusenden. Weil der Datenschutz in den USA ganz anders sei, sei zu befürchten, dass die Passdaten missbraucht werden könnten. Facebook könne man einfach nicht vertrauen, sagte der Rechtsexperte.

Die Facebook-Nutzer sind erbost. In Blogs und Foren wird die neue Funktion als "Spitzelei" und "Sauerei" bezeichnet, das Netzwerk hat auch schon den Spitznamen "Stasibook" weg.

Aktivisten fordern seit Langem, Pseudonyme allgemein zuzulassen. Viele Nutzer wollen ihren echten Namen aus den verschiedensten Gründen nicht nennen, etwa aus Angst vor Mobbing, Stalking, weil sie politisch verfolgt werden oder sich einfach nur um die Sicherheit ihrer Daten sorgen.

(jre)
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