44-Milliarden-Dollar-Deal Elon Musk übernimmt Twitter

Düsseldorf · Das Management schien zuerst nichts von Verhandlungen mit dem Großinvestor zu halten. Doch das Blatt hat sich gewendet. Der Online-Dienst teilte am Montag mit, dass er sich mit dem Tesla-Boss auf einen Deal verständigt hat.

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Das ist Elon Musk

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Foto: dpa/Benjamin Fanjoy

Elon Musk übernimmt Twitter für 44 Milliarden Dollar. Das gab der US-Kurznachrichtendienst am Montag bekannt. Die Kaufverhandlungen waren erst in der Nacht zu Montag gestartet. Die Twitter-Aktionäre erhalten demnach 54,20 Dollar je Aktie. Die Twitter-Aktie legte sechs Prozent zu. Musk hat bereits angekündigt, den US-Konzern von der Börse nehmen zu wollen.

Dabei sah es zunächst ganz anders aus: Als der Vorstand des Kurznachrichtendienstes auf das Übernahmeangebot mit einer sogenannten Giftpille reagierte, schien klar, dass Musk sich im Management von Twitter nicht nur Freunde gemacht hatte. Die Giftpille bestand darin, dass andere Anteilseigner zu günstigeren Konditionen Aktien zukaufen können sollten, wenn ein anderer Aktionär ohne Zustimmung der Twitter-Führung mindestens 15 Prozent übernehmen würde. Genau das war Musks Absicht. Und er reagierte auf die Pille mit einer für das Management noch bittereren: Er wolle dem Vorstand das Gehalt streichen, hatt der Gründer und Chef des Elektroautobauers Tesla angekündigt. Das dürfte die Bereitschaft des Vorstands, zu verhandeln, nicht gefördert haben, zumal die Führung mit rund 300.000 Euro pro Person selbst für deutsche Maßstäben nicht unbedingt fürstlich entlohnt wird.

Die Twitter-Spitze und Musk hatten dennoch Gespräche miteinander aufgenommen, und es gab offenbar keinen weiteren Bieter, der Musk gegen Zahlung einer Auflösungsgebühr ausbooten konnte. Noch in dieser Woche könne der Deal festgezurrt werden, hatten zunächst das „Wall Street Journal“ und die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Am Montagnachmittag hieß es dann, es könne noch am selben Tag eine offizielle Entscheidung geben.

Die Tatsache, dass der Bieter kurz nach der Verkündung seiner Übernahmepläne Finanzierungszusagen in Höhe von sogar 46,5 Milliarden US-Dollar präsentiert hat, hat die Twitter-Oberen wohl davon überzeugt, dass Musk es ernst meint. Etwa 25 Milliarden Dollar sollen Banken als Kredit zur Verfügung stellen, den Rest will Musk aus eigenem Aktienbesitz beisteuern.

46,5 Milliarden für einen Deal, bei dem Musk nach erster Ankündigung 43 Milliarden Dollar zahlen wollte – das ließ zumindest Raum für Spekulationen, dass Musk entgegen seinen bisherigen Absichten doch bereit sein könnte, sein Angebot noch einmal aufzubessern. 54,20 Dollar je Aktie hat Musk gesagt. Das sind knapp sechseinhalb Prozent mehr als der Kurs vom Montagnachmittag mitteleuropäischer Sommerzeit; ein gutes Geschäft also für jene, die beispielsweise erst kürzlich eingestiegen sind. Ende Januar etwa, als die Aktie binnen drei Monaten nach einer Dauertalfahrt fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hatte.

Dass die Übernahme danach tatsächlich zustande kommt, ist mit der Zusicherung des Deals vom Abend aber noch nicht gesichert. Das Twitter-Management kann den Eigentümern das Geschäft zwar empfehlen, aber er kann ja keinen Anteilseigner dazu zwingen, Musk seine Aktien zu verkaufen. Überdies sieht sich der potenzielle Alleinherrscher einer Aktionärsklage gegenüber. Einer der Twitter-Anteilseigner hat Musk wegen Wertpapierbetrugs angezeigt. Der hat angeblich schon im März mehr als fünf Prozent der Twitter-Aktien besessen, ohne dies bei der zuständigen Wertpapieraufsicht angezeigt zu haben.

Die Begründung: Musk habe sein Investment nicht innerhalb der gesetzlichen Meldefrist öffentlich gemacht, dadurch den Aktienkurs niedrig gehalten und zu für ihn günstigen Kursen weiter zukaufen können. Musk hat seine Beteiligung von rund neun Prozent erst Anfang April öffentlich gemacht. Beweise für die Behauptung des Klägers liegen bisher noch nicht vor. Aber allein die Tatsache, dass eine juristische Auseinandersetzung droht, könnte das Prozedere noch ein bisschen komplizierter machen.

 Twitter ist nach zähem Ringen auf ein Kaufangebot von Elon Musk eingegangen.

Twitter ist nach zähem Ringen auf ein Kaufangebot von Elon Musk eingegangen.

Foto: AFP/OLIVIER DOULIERY

Der reichste Mensch der Welt will den Dienst übernehmen, von der Börse nehmen und ihm dann mehr Meinungsfreiheit verordnen, als es nach Musks Meinung derzeit gelebt wird. Welche Absicht er tatsächlich verfolgt, bleibt offen. Echte Synergien zwischen dem Autobauer Tesla und Twitter sehen Fachleute nicht. Aber vielleicht hat Elon Musk auch ganz eigene Ideen im Kopf, will Twitter weiterentwickeln und fernab möglicher Störmanöver am Aktienmarkt den Dienst weiterentwickeln und später wieder zu Geld machen. Vielleicht wächst dann sein Vermögen von geschätzt 265 Milliarden Dollar noch ein bisschen weiter. (mit Reuters)

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