Crowd-Tangle Meta schließt vor US-Wahl wichtiges Analyseprogramm

San Francisco · Meta hat das Analyse-Tool CrowdTangle, das zur Überwachung von Social-Media-Posts und Desinformation genutzt wurde, kurz vor der US-Wahl geschlossen. Der Schritt stößt auf heftige Kritik.

Das Display eines Smartphones zeigt Symbole von sozialen Medien des Meta-Konzerns. (Symbolfoto)

Foto: dpa-tmn/Jens Büttner

Trotz eindringlicher Appelle von Journalisten und Akademikern hat der Facebook-Mutterkonzern Meta wenige Monate vor der US-Präsidentenwahl das Analyseprogramm CrowdTangle geschlossen. Mit dem Tool hatten Forscher, Medienhäuser und andere Einrichtungen nachverfolgt, wie populär bestimmte Posts in den sozialen Medien sind - aber auch, wie sich Desinformation in den Plattformen verbreitet. Die Schließung von CrowdTangle hatte Meta schon zu Jahresbeginn angekündigt, am Mittwoch wurde der Schritt umgesetzt.

Am selben Tag teilte Meta zur Begründung mit, dass CrowdTangle nicht das vollständige Bild dessen liefere, was auf den Plattformen vor sich gehe. Neue Tools seien viel umfassender.

Als Alternative zu CrowdTangle wurde die Meta Content Library eingeführt. Die ist allerdings nur für Forscherinnen und Forscher sowie Nichtregierungsorganisationen zugänglich, die meisten Medien bleiben außen vor. Kritiker bemängeln auch, dass das neue Programm nicht so nützlich wie CrowdTangle sei - zumindest noch nicht.

Im Mai hatten Dutzende Gruppen, darunter das Center for Democracy und Technology mit Sitz in Washington, das Forschungslabor für digitale Forensik der Denkfabrik Atlantic Council und die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch, in einem Brief an Meta appelliert, CrowdTangle zumindest bis Januar online zu lassen, damit es rund um die US-Wahl im November verfügbar sei.

„Diese Entscheidung gefährdet wichtige Aufsichtsmechanismen vor und nach der Wahl und untergräbt Metas Transparenzbemühungen in dieser kritischen Periode, und das in einer Zeit, in der soziales Vertrauen und die digitale Demokratie alarmierend fragil sind“, hieß es in dem Schreiben. CrowdTangle sei ein wichtiges Tool, dass Forschern dabei helfe, die gewaltige Menge an Informationen auf der Plattform zu durchkämmen und schädliche Inhalte und Bedrohungen zu erkennen.

(albu/dpa)