Täter verlangten Bitcoin-Überweisung Hacker-Angriff auf Twitter-Konten von Apple und US-Prominenten
San Francisco · Der Kurznachrichtendienst Twitter ist von einem massiven Hacker-Angriff betroffen. Die Konten von Promienten wie Elon Musk, Joe Biden und Bill Gates riefen dazu auf, Bitcoins im Wert von 1000 Dollar zu überweisen. Firmenchef Jack Dorsey verspricht Aufklärung.
Die Twitterkonten von bekannten US-Firmen wie Apple und von prominenten Unternehmern sind einem Hackerangriff zum Opfer gefallen. Auf den gehackten Konten des Kurzbotschaftendienstes erschien am Mittwoch ein Aufruf, binnen 30 Minuten sollten Bitcoins im Wert von 1.000 US-Dollar überwiesen werden. Zur Belohnung würden die Betroffenen die doppelte Summe der Kryptowährung zurückerhalten.
"Dies ist ein Betrug, nehmen Sie nicht teil", schrieb der Mitgründer der Kryptobörse Gemini Exchange, Cameron Winklevoss, bei Twitter. Twitter selbst sprach von einem "Sicherheitsvorfall", an einer Lösung werde gearbeitet. Die betreffenden Tweets wurden inzwischen gelöscht.
Zu den Konten, zu denen sich der oder die Hacker Zugriff verschafften, gehören der Zeitung The Guardian zufolge die des voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden, der des früheren Präsidenten der USA Barack Obama, Space-X-Gründer Elon Musk, Microsoft-Gründer Bill Gates, Amazon-Chef Jeff Bezos. Ebenfalls gehackt wurden die Twitterkonten von Kanye West und Michael Bloomberg. Außerdem waren die Konzerne Uber und zahlreiche Finanzfirmen betroffen.
Die Accounts bei Twitter sind normalerweise mit komplexen Passwörtern sowie der sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung geschützt, bei der zusätzlich ein frisch zugeschickter Code für die Anmeldung auf einem neuen Gerät erforderlich ist. Dass es dennoch gelang, Nachrichten im Namen der Prominenten abzusetzen, wirft ernsthafte Fragen zu den Sicherheitsvorkehrungen von Twitter auf - insbesondere weniger als vier Monate vor der US-Präsidentenwahl. Der Account des US-Präsidenten Donald Trump, für den Twitter ein zentraler Kommunikationskanal ist, war am Mittwoch nicht betroffen.
Auf ein in den Twitter-Nachrichten genanntes Bitcoin-Konto wurde in kurzer Zeit Kryptowährung im Wert von über 100.000 US-Dollar eingezahlt. Twitter hatte die Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft, nachdem Unbekannte vor knapp einem Jahr Nachrichten über den Account des Firmenchefs Jack Dorsey verbreitet hatten. Der Dienst erklärte damals, seine Systeme seien nicht gehackt worden, aber eine Sicherheitslücke bei Dorseys Mobilfunk-Anbieter habe das Versenden der Tweets per SMS zugelassen.
Jack Dorsey hat nach dem Vorfall am Abend rasche Aufklärung versprochen. Sobald die Firma „ein besseres Verständnis“ von dem habe, was passiert sei, werde man die Öffentlichkeit so ausführlich wie möglich darüber informieren, sagte Dorsey. „Wir alle bedauern, dass dies passiert ist“, schrieb er auf seinem Kurznachrichtenportal. „Ein harter Tag für uns bei Twitter.“
Tough day for us at Twitter. We all feel terrible this happened.
— jack (@jack) July 16, 2020
We’re diagnosing and will share everything we can when we have a more complete understanding of exactly what happened.
💙 to our teammates working hard to make this right.
Twitter hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Probleme mit dem Kapern von Accounts - aber noch nie auf so breiter Front und bei so prominenten Nutzern. 2017 etwa verbreiteten Unbekannte über zahlreiche Twitter-Konten eine Pro-Erdogan-Botschaft und Anfeindungen gegen Deutschland und die Niederlande. 2013 wurde die „Financial Times“ Opfer eines Hacks mit Falschinformationen. Zuletzt gelang es Ende Januar einer Gruppe, die sich „OurMine“ nennt, auf den Accounts mehrerer amerikanischer Football-Teams zu posten. Man habe damit zeigen wollen, „dass alles hackbar ist“, hieß es damals.