Casual Games für Smartphone und Browser Spielesnack statt Drei-Gänge-Menü

Düsseldorf · Schnell mal im Bus oder in der Bahn ein Spielchen wagen, oder auch spontan loszocken ohne groß etwas installieren zu müssen: Casual Games auf dem Handy oder im Computerbrowser werden immer beliebter. Viele Titel sind inzwischen Qualitätsware, manches entpuppt sich aber auch als Abzocke.

Casual Games - schnell mal zocken
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Casual Games - schnell mal zocken

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Kostspielig und zeitaufwendig sind klassische Computer- und Videospiele. Sie schlagen meist mit 40 bis 60 Euro zu Buche, und man kann sich Wochen oder sogar Monate mit ihnen beschäftigen.

Der Gegenentwurf dazu sind Casual Games, kostenlose oder günstige Gelegenheitsspiele zum Daddeln mit dem Smartphone auf dem Weg zur Arbeit im Bus oder für die Fünf-Minuten-Pause am PC.

Casual Games bedeuten weniger Berührungsängste. Nicht nur eingefleischte PC- und Konsolenzocker greifen zum Gelegenheitsspiel, sondern auch Menschen, die sonst eigentlich nicht viel mit Zockerei am Hut haben.

Ein paar Minuten am Tag

"Wir sehen im Bereich Casual Games eine viel breitere Gruppe von Spielern als bei herkömmlichen Core Games", sagt Jörg Müller-Lietzkow, Professor für Medienorganisation an der Universität Paderborn. Tendenziell seien unter den Casual Gamern zum Beispiel mehr Frauen oder ältere Spieler, die nur ein paar Minuten am Tag spielen, als unter den klassischen PC- oder Konsolenspielern.

Ideal für spielerische Kurzeinsätze auf dem Smartphone sind zum Beispiel sogenannte Endless Runner: Der Held läuft wie in einem Jump'n'Run durch eine Welt voller Gefahren. Im Gegensatz zu Klassikern wie "Super Mario" gibt es hier aber keine einzelnen Level, sondern einen endlosen Hindernisparcours, der bei jedem Spielstart neu nach dem Zufallsprinzip generiert wird. Auf seinem Weg sammelt der Spieler etwa Münzen ein, die er zwischen zwei Partien in neue Fähigkeiten oder Ausstattung für die Spielfigur investieren kann.

Zu den beliebtesten Runnern gehören derzeit etwa "Jetpack Joyride" (Halfbrick Studios, für iOS und Android) mit klassischer Seitenansicht oder "Temple Run2" (Imangi Studios, für iOS und Android), das aus der Verfolgerperspektive gespielt wird oder auch "Subwa Surfers" (Kiloo Games, für iOS und Android).

Ohne Installation im Browser

Den PC zu Hause oder im Büro versorgen dagegen Anbieter wie King.com, GameDuell.de, Skill7.com oder die Webseiten von TV-Sendern und Zeitungen mit Zwischendurchspielen. Unter den Titeln sind kleinere Puzzle- und Actionspiele, aber auch klassische Karten- und Brett-Titel für Onlinepartien gegen andere Spieler - optional auch um Geld. Alle diese Games werden ohne Installation im Browser gespielt.

Selbst komplexe Strategie- oder Aufbauspiele laufen inzwischen problemlos im Browser. Zu den Klassikern zählen Puzzler wie "Bejeweled" (PopCap Games) oder das Facebook-Spiel "Farmville" (Zynga), die unzählige Nachahmer auf den Plan gerufen haben.

"Wir sehen gerade im Bereich Casual Games viele Kopien ökonomisch erfolgreicher Konzepte", erklärt Spieleexperte Müller-Lietzkow. Bei dieser Gattung ließen sich Spiele viel schneller und kostengünstiger nachahmen als etwa bei Konsolen- oder PC-Titeln. Für Spieler muss das kein Nachteil sein. Immerhin verkürzt sich so die Eingewöhnungszeit.

Gegner bekommt eine Mail

Bei digitalen Spielen relativ neu ist der Trend zu zeitversetzten Correspondence Games: Ist ein Spieler mit seinem Spielzug fertig, wird sein Gegner per E-Mail informiert. So kann eine Partie durchaus mehrere Tage dauern. Eine moderne Variante des Briefschachs findet sich etwa im iOS-Titel "Hero Academy" (Robot Entertainment). Auch Wörterspiele wie "Words with Friends" (Zynga, hier für Android) oder "Letterpress" (Atebits, hier für Android) funktionieren nach dem Correspondence-Prinzip.

Actionreicher geht es in sogenannten Tower-Defense-Spielen für Browser und Smartphones wie "Plants vs. Zombies" (PopCap), "Kingdom Rush" (Armor Games) oder "Fieldrunners" (Subatomic Studios) zu. Hier muss der Spieler aus Mauern oder Geschütztürmen Verteidigungsanlagen aufbauen, um einen schier endlosen Strom von Feinden zu stoppen.

Casual Games folgen meist dem Free-to-play-Prinzip. Der Start ist günstig oder gratis. Doch: "Um weiterzukommen oder langweilige Gameplay-Phasen zu überbrücken, muss man dann etwas kaufen", erklärt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

"Kaum Kostenkontrolle"

Gratis weiterspielen sei meist zwar auch ohne Geldeinsatz möglich, aber nur eingechränkt: "Die Spiele sind schon sehr darauf ausgerichtet, dass der Spielspaß sinkt, wenn man kein Geld locker macht."

Problematisch ist das Prinzip vor allem in Spielen für Kinder und Jugendliche. Obwohl es im Einzelnen betrachtet um kleine Beträge zwischen 50 Cent und 5 Euro geht, können sich während des Spiels in der Summe große Beträge anhäufen. "Man hat eigentlich gar keine Kostenkontrolle", sagt Tryba mit Blick auf die Eltern.

Allerdings lauert nicht hinter jedem Free-to-play-Titel automatisch Abzocke, und nicht in jedem günstigen Spiel muss oder kann Geld ausgegeben werden. Tryba rät daher, sich vorher über einen Titel zu informieren - etwa in Fachzeitschriften oder im Netz.

Ein weiterer Anhaltspunkt seien Bewertungen anderer Kunden, die es vor allem auf Downloadplattformen für mobile Spiele gibt. "Die halten wir aber nicht für das Allheilmittel", sagt Tryba. Kritisch lesen sollte man die Kommentare in jedem Fall: "Da wird auch viel gefälscht."

(dpa/csr/das)
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