Resident Evil 4 Remake im Test Von kalten Körpern und warmen Erinnerungen
Düsseldorf · Fast 20 Jahre nach Release des Originals kämpft sich Leon S. Kennedy im „Resident Evil 4 Remake“ wieder durch Scharen von wahnsinnigen Dorfbewohnern und Kultisten. Wir verraten, ob die Neuauflage dem Hype gerecht wird.
Es begab sich zu einer Zeit, als VR-Brillen reine Zukunftsmusik waren und Kult-Rollenspiele wie „World of Warcraft“ noch in den Kinderschuhen steckten. Damals – genauer gesagt im Jahr 2005 - erschien mit „Resident Evil 4“ ein Horror-Adventure, das Kultstatus erlangen sollte. Fast 20 Jahre später kehrt der ehemalige Polizist Leon S. Kennedy zurück, um es noch einmal mit verrückten Dörflern, Kultisten und Zombies aufzunehmen. Wir haben „Resident Evil 4 Remake“ getestet und verraten, ob der Hype gerechtfertigt ist.
In geheimer Mission
Die Story des Spiels ist schnell zusammengefasst und unterscheidet sich nicht vom Original. Sechs Jahre nach der Zerschlagung des Biowaffenkonzerns Umbrella bekommt Ex-Cop Leon S. Kennedy den Auftrag, die Tochter des US-Präsidenten zu retten. Die wurde von der spanischen „Los Illuminados“-Sekte entführt und wird seitdem in einem heruntergekommenen Dorf gefangen gehalten. Auf seiner Suche begegnet Leon nicht nur der mysteriösen Agentin Ada Wong, sondern er kommt auch einer Verschwörung rund um den gefährlichen Parasiten „Las Plagas“ auf die Spur. Während sich Leon anfangs noch gegen Fackeln, Mistgabeln und Kettensägen zur Wehr setzen muss, stellt er sich am Ende der 16 Kapitel einer viel größeren Bedrohung entgegen ...
Obwohl die Story nicht verändert wurde, bekommen wir an einigen Stellen mehr Einblick in das Leben und die Gefühlswelt von Leon und seiner Präsidenten-Tochter Ashley. Während Leon im Original wie ein blasser, austauschbarer Action-Held wirkte, erfahren wir nun, dass die Ereignisse in Racoon-City seinen Charakter geprägt haben. Auch Ashley, die im Original nervtötend und oberflächlich wirkte, ist nun mehr als ein störendes Anhängsel. Das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren entwickelt sich im Laufe des Spiels und so werden wir Zeuge, wie aus dem Zweckbündnis eine zarte Freundschaft wird. Inklusiver ernster Gespräche, die im Original noch wesentlich alberner und austauschbarer waren.
Auf Messers Schneide
Während die Story nicht verändert wurde, hat sich Capcom das Fan-Feedback zu Herzen genommen und die Steuerung deutlich verbessert. Leon verfügt im Kampf über deutlich mehr Bewegungsfreiheit, kann einen Schritt zur Seite machen und sich im Kampfgeschehen umschauen. So haben wir auch in hektischen Situationen nicht mehr ständig Angst, unvorbereitet von hinten überfallen zu werden. Passiert das doch einmal, können wir Gegner dank des neuen Parade-Systems abblocken. Passen wir den richtigen Zeitpunkt ab, wehrt Leon nicht nur Mistgabeln, sondern auch Kettensägen und Tentakel elegant ab. Das bedarf etwas Übung, ist aber bei Weitem nicht so knifflig wie beispielsweise in FromSoftwares „Sekiro“.
Wer auf direkte Konfrontationen lieber verzichtet, dürfte sich freuen, dass Leon nun auch schleichen kann. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden spart der heimliche Messerangriff viel Munition und entschärft einige Stellen merklich. Eine langfristige Alternative ist dieses Vorgehen jedoch nicht, denn im Gegensatz zum Original kann das Messer in „Resident Evil 4 Remake“ zerbrechen. Zwar können wir die Waffe reparieren lassen, sollten aber dennoch schonend mit unseren Ressourcen umgehen.
Darf es sonst noch etwas sein?
Apropos Ressourcen: Ein Blick ins Inventar zeigt, dass sich Capcom hier an den Remaster-Versionen von „Resident Evil 2“ und „Resident Evil 4“ orientiert hat. Unsere Waffen, Kräuter und Schlüsselgegenstände transportieren wir in einem übersichtlichen und aufgeräumten Koffer. Brauchen wir mehr Platz, können wir beim mysteriösen Händler Updates erwerben. Ja, richtig gehört: auch der vermummte Ladenbesitzer ist wieder mit von der Partie. Leider hat der beliebte Nebencharakter im Remake eine neue Stimme verpasst bekommen und begrüßt uns auch nicht mehr mit seinem legendären „Whaddya buyin'?“. Dafür versorgt er Leon mit Nebenaufträgen, für deren Abschluss wertvolle Edelsteine winken.
Außerdem bietet er uns auch im Remake ein umfangreiches Sortiment aus Waffen, Medikamenten, Rezepten und Verbesserungen an. Waren, die auf den höheren Schwierigkeitsgraden auch bitternötig sind, denn Munition und Kräuter finden wir dort nur selten. Und auch um die Koffer-Upgrades kommen wir nicht herum, denn wie schon im Original quillt das Inventar relativ schnell über. Zum Glück können wir aus den gefundenen Materialien mit dem richtigen Rezept Munition und Heiltränke herstellen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Inventar.
Zum Gruseln schön
In den Momenten, in denen wir nicht von wahnsinnigen Dörflern oder Kettensägen-Giganten verfolgt werden, erkunden wir die gruseligen Schauplätze. Die sind für „Resi“-Veteranen zwar nicht wirklich neu, überzeugen aber trotzdem mit einer detailverliebten Umsetzung. Realistische Licht- und Wettereffekte bringen uns zum Staunen und imposante Schlösser und Grotten laden zum Verweilen ein. Auch wenn das Setting von „Resident Evil 4 Remake“ nicht unbedingt einladend ist, hat es einen ganz besonderen Charme. Die Szenerie wird von eindrucksvollen Soundeffekten untermalt, die uns immer wieder einen Schrecken eingejagt haben.
Und dank des DualSense-Controllers der Playstation 5 spüren wir sogar den Widerstand, wenn Leon durch ein Sumpfgebiet watet. Kantenflimmern oder andere Spielfehler sind uns auf der Playstation 5 nicht begegnet. Wer Wert auf eine besonders schöne Grafik legt, kann in den Einstellungen Raytracing aktivieren. Allerdings kann es in diesem grafisch anspruchsvollen Modus zu Rucklern kommen. Für ein flüssiges Spielerlebnis empfehlen wir daher den Performance-Modus. Das Setting wirkt auch mit optischen Abstrichen immer noch sehr atmosphärisch.
Fazit
Treue Fans der „Resident Evil“-Reihe kommen um „Resident Evil 4 Remake“ nicht herum. Das Spiel sorgt für rund 20 Stunden feinsten Schnetzelspaß und eignet sich für Anfänger und „Resi“-Profis. Capcom ist es gelungen, viele Schwächen des Originals auszumerzen und auch für Veteranen noch die eine oder andere Überraschung bereitzuhalten.
„Resident Evil 4 Remake“ erscheint am 24. März für Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series und PC. Hier geht es zum offiziellen Trailer.