Dark Fantasy-RPG im Test Schnetzelspaß mit Abstrichen: „Wo Long: Fallen Dynasty“ lässt die Schwerter tanzen

Düsseldorf · Mit „Wo Long: Fallen Dynasty“ hat Team Ninja die besten Elemente aus „Nioh“ und „Sekiro“ kombiniert. Wir verraten, ob das gelungen ist und warum FromSoftware-Fans mit dem Fantasy-RPG so ihre Probleme haben dürften.

 „Wo Long: Fallen Dynasty“ wurde vom japanischen Studio Team Ninja entwickelt. Aus dessen Feder stammt schon das erfolgreiche Action-Rollenspiel „Nioh“.

„Wo Long: Fallen Dynasty“ wurde vom japanischen Studio Team Ninja entwickelt. Aus dessen Feder stammt schon das erfolgreiche Action-Rollenspiel „Nioh“.

Foto: Koei Tecmo / Team Ninja

Schon Dr. Emmett Brown, der exzentrische Wissenschaftler aus dem Kult-Film „Zurück in die Zukunft“ wusste, dass Zeitreisen alles andere als langweilig sind. Und weil das 21. Jahrhundert nun mal kein besonders passender Schauplatz für epische Schwertkämpfe ist, versetzt uns „Wo Long: Fallen Dynasty“ zurück ins China der Han-Dynastie. Im Jahr 184 n. Chr. wird das Land von Chaos und Zerstörung heimgesucht. Die einzige Hoffnung - wer hätte es gedacht - ist ein einsamer Milizsoldat. In dessen Haut schlüpft der Spieler zu Beginn der Story.

Schnetzeln mit Stil

Schon in den ersten Minuten des Spiels fällt auf, dass „Wo Long“ sich in vielen Bereichen von Genre-Konkurrenten wie „Nioh“ und „Sekiro“ abhebt. Da wäre zum Beispiel der umfangreiche Charakter-Editor. Während wir in ähnlichen Spielen einen festen Helden vorgesetzt bekommen, dürfen wir uns hier unseren Soldaten selbst zusammenbauen. Soll unser Hauptcharakter weiblich oder männlich sein? Blond oder brünett? Und wie wäre es mit einer fiesen Narbe? Die Möglichkeiten sind vielfältig und es macht Spaß, sich seinen ganz persönlichen Helden zusammenzubasteln. Auch später im Spiel haben wir die Möglichkeit, unseren Helden nachträglich anzupassen.

Der umfangreiche Charakter-Editor bietet viele Möglichkeiten, den Helden des Spiels nach den eigenen Wünschen anzupassen.

Der umfangreiche Charakter-Editor bietet viele Möglichkeiten, den Helden des Spiels nach den eigenen Wünschen anzupassen.

Foto: Koei Tecmo / Team Ninja

Während der Charakter-Editor einen sehr ausgearbeiteten Eindruck macht, hätten wir uns bei der Story mehr Liebe zum Detail gewünscht. Neben dem dynamischen Kampfsystem gerät die Geschichte des Spiels fast in den Hintergrund. Die meisten Figuren basieren auf historischen Persönlichkeiten, bleiben im Spielverlauf jedoch eher blass. Zwar verbessert sich das Verhältnis zu unseren Mitstreitern nach jeder Schlacht, so richtig ans Herz wachsen sie uns aber trotzdem nicht. Enge Bindungen, wie wir sie aus Spielen wie „Dragon Age“ oder „Fire Emblem“ kennen, gibt es hier nicht. Auch wenn ein klassisches Action-RPG auch ohne gut funktionieren kann, wäre es spannend gewesen, mehr über die unsere geisterhaften Begleiter zu erfahren.

Obwohl sie den Hauptcharakter tatkräftig im Kampf unterstützen, bleibt die Hintergrundgeschichte der geisterhaften Mitstreiter weitestgehend unbekannt.

Obwohl sie den Hauptcharakter tatkräftig im Kampf unterstützen, bleibt die Hintergrundgeschichte der geisterhaften Mitstreiter weitestgehend unbekannt.

Foto: Koei Tecmo / Team Ninja

Auf in die Schlacht!

Die größte Stärke von „Wo Long“ ist zweifelsohne das Kampfsystem. Es darf nach Herzenslust und mit verschiedenen Waffen geprügelt werden. Wie schon beim FromSoftware-Hit „Sekiro“ steht dabei das Parieren im Mittelpunkt. Greifen wir im richtigen Moment an, wird der Feind betäubt und wir können einen mächtigen Spezialangriff entfesseln. Das setzt etwas Koordination voraus, ist aber ansonsten nicht schwierig. Leider agieren die meisten Gegner nicht sehr clever und haben unseren Angriffen wenig entgegenzusetzen. Wer auf knüppelharte Kämpfe a la „Dark Souls“ hofft, wird hier also eher enttäuscht.

Um den richtigen Zeitpunkt zum Parieren erwischen, sollten sich Spieler die Bewegungsmuster der Gegner gut einprägen.

Um den richtigen Zeitpunkt zum Parieren erwischen, sollten sich Spieler die Bewegungsmuster der Gegner gut einprägen.

Foto: Koei Tecmo / Team Ninja

Spaß machen die Gefechte aber trotzdem. Der fordernde, aber trotzdem einsteigerfreundliche Schwierigkeitsgrad ist zu keiner Zeit unfair und durch die verschiedenen Waffen und Zauber ist genug Abwechslung gegeben. Das Magie-System basiert auf der Lehre der fünf Elemente und erlaubt es dem Spieler, Zauber zu wirken und Waffen mit elementaren Fähigkeiten zu versehen. Wir können die magischen Fähigkeiten individuell ausrüsten, aber uns damit leider keine reine Magier-Klasse basteln.

 Obwohl es keine klassischen Magier-Klassen gibt, sind magische Angriffe und Verbesserungen ein zentraler Bestandteil des Kampfsystems.

Obwohl es keine klassischen Magier-Klassen gibt, sind magische Angriffe und Verbesserungen ein zentraler Bestandteil des Kampfsystems.

Foto: Koei Tecmo / Team Ninja

Atmosphäre mit Abstrichen

Wer an ostasiatischer Architektur und Musik Gefallen findet, wird sich in der Welt von „Wo Long“ garantiert wohlfühlen. Während des Spielverlaufs erforschen wir imposanten Burgen, verfluchte Tempel und Schluchten, die einem Reiseführer entsprungen sein könnten. Der Soundtrack ist vielfältig und wirkt zu keiner Zeit unpassend, langweilig oder störend. So viel Kreativität hätten wir uns auch beim Gegner-Design gewünscht, denn die Widersacher unseres Helden sehen irgendwie alle gleich aus. Mal sind es Dämonen, mal Untote und dann wieder untote Dämonen. Dabei bietet die Welt der chinesischen Sagen ein großes Repertoire an Schurken und finsteren Gesellen.

Das atmosphärische Setting des Spiels beweist eindrucksvoll, dass sich Produzent Fumihiko Yasuda für die Geschichte der Han-Dynastie begeistert.

Das atmosphärische Setting des Spiels beweist eindrucksvoll, dass sich Produzent Fumihiko Yasuda für die Geschichte der Han-Dynastie begeistert.

Foto: Koei Tecmo / Team Ninja

Neben der geringen Gegner-Vielfalt haben auch gelegentliche Standbilder und stockende Bewegungsabläufe unsere Begeisterung gedämpft. Zwar läuft das Spiel auf der Playstation 5 überwiegend flüssig, nach dem dritten oder vierten Ruckler leidet der Spielspaß dann aber doch.

Fazit

Wer auf klassische Hack & Slay-Games steht, wird an „Wo Long“ viel Freude haben. Die Kämpfe im Spiel sind knackig, aber nie unfair und auch Gelegenheitsspieler sollten das Kampfsystem schnell erlernen können. In Kombination mit einem starken Soundtrack und einem tollen, historischen Setting sind 40 Stunden Spielspaß locker drin. FromSoftware-Jünger, die nach einer neuen Herausforderung suchen, sollten sich den Kauf jedoch gut überlegen.

Wo Long: Fallen Dynasty“ ist am 3. März 2023 für Xbox Series X|S, Xbox One, PlayStation 5, PlayStation 4 und PC erschienen. Hier geht es zum offiziellen Trailer.

(cwi)
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