Event mit tausenden Teilnehmern in Dortmund Eine Stadt auf Pokémon-Jagd

Dortmund · Am Wochenende sind fast alle Hotelzimmer in Dortmund ausgebucht – wegen eines Handy-Spiels. Rund 50.000 Pokémon-Go-Fans jagen im Westfalen-Park nach virtuellen Monstern.

 Die Stadt Dortmund verwandelt sich am Wochenende in einen Wallfahrtsort für Pokémon-Fans (Symbolbild).

Die Stadt Dortmund verwandelt sich am Wochenende in einen Wallfahrtsort für Pokémon-Fans (Symbolbild).

Foto: RP/dpa, ste fdt skm

Wer einen Kurztrip nach Dortmund plant, sollte sich dafür nicht gerade das kommende Wochenende aussuchen: Auf dem Urlaubsportal Booking.com sind von Freitag bis Sonntag in der Stadt gerade noch zwei Unterkünfte zu haben. Zu horrenden Preisen, versteht sich. Der Grund klingt einigermaßen exotisch: Pokémon Go.

Am 30. Juni und 1. Juli wird der Westfalenpark zur Pokémon-Go-Safari-Zone. Die Stadt erwartet rund 50.000 Handyspiel-Fans, sowohl deutsche als auch internationale. Dortmund hatte sich gezielt beworben und konnte mit seinem Bündnis aus Stadt, Wirtschaftsförderung und Parkleitung überzeugen. Die nächsten Stationen auf der Pokémon-Tour sind Amerika und Japan.

Pokémon - da klingelt doch etwas? Im Sommer 2016 war der Hype um das Spiel, bei dem die Nutzer kleine Monster fangen, die sich auf dem Handydisplay in der realen Welt bewegen, riesig. Anhand der GPS-Standortdaten werden dabei Sehenswürdigkeiten oder auffällige Objekte der realen Welt in die Spielwelt integriert, so dass sich reale und fiktive Ebene vermischen. Mehr als 800 Millionen Mal wurde das Handyspiel seitdem heruntergeladen, überall begegnete man Menschen, die mitten in der Stadt gebannt in ihr Handy starrten und dabei die reale Welt außer Acht ließen.

Auch zwei Jahre später ist die Begeisterung für die App, die die Technologie Augmented Reality (erweiterte Realität) nutzt, ungebrochen, versichert Anne Beuttenmüller, Marketingleiterin der Firma Niantic, die Pokémon Go 2016 veröffentlichte. Auch wenn die Zeit vorbei ist, dass das Spiel Schlagzeilen machte. Weltweit gibt es aber mehr als 60 Millionen aktive Spieler, die Kreaturen suchen, fangen, selbst entwickeln und in Kämpfen gegeneinander antreten lassen.

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Foto: Laura Ihme

Schon kurz nach der Bekanntgabe des Safari-Termins Anfang Mai begann der Ansturm auf die Hotels. Viele Hoteliers wurden davon überrascht: „Das ist eine Ausnahmesituation, und zwar eine sehr schöne“, sagt Matthias Rothermund. Der Geschäftsführer von Dortmund-Tourismus spricht von der stärksten Wochenend-Nachfrage nach Hotelzimmern seit mindestens zwei Jahren.

Bei großen Messen in Dortmund oder Düsseldorf würden unter der Woche zwar auch schon mal die Zimmer knapp, dass aber so viele Freizeit-Gäste in Dortmund übernachten, sei extrem ungewöhnlich. Seit einiger Zeit bereits vermittelt die Dortmunder Tourist-Information Übernachtungswillige in Nachbarstädte wie Datteln, Castrop-Rauxel oder Lünen. Doch auch da laufen die Hotels schon voll.

Das wirkt sich auf die Preise aus. Eine Nacht in einem Dortmunder Hotelzimmer koste normalerweise durchschnittlich 81 Euro, sagt Dortmund-Tourismus-Chef Rothermund, zu Großveranstaltungen, Highlight-Events seien Aufschläge von 10 bis 30 Prozent üblich. Und fügt an: „Es gibt aber Hoteliers, die ihre letzten Zimmer zu Mondpreisen anbieten. Das heißen wir nicht gut.“ Für ein Doppelzimmer im Hotel Boutique 102 Dortmund City zum Beispiel verlangt Booking-Com aktuell für zwei Nächte 1062 Euro.

Diejenigen, die es in die Stadt geschafft haben, dürfen sich dann aber ganz dem Jagdfieber hingeben. An den sogenannten Poké-Stops im gesamten Westfalenpark sind den ganzen Tag lang Lockmodule aktiviert. Einige Pokémon-Monster erscheinen sonst nur ganz selten in diesen Breitengraden. So zum Beispiel das Pokémon Corazon, das in den Tropen zu Hause ist.

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Wer eine Pause braucht, kann eine der Team-Zonen aufsuchen, in denen es unter anderem Ladestationen für Smartphones gibt. „Die Netzabdeckung im Westfalenpark ist eine unserer größten Aufgaben“, betont Norbert Labudda von der Dortmunder Event-Agentur fulfil, die sich um die Umsetzung des Events kümmert. Man arbeite eng mit den führenden Mobilfunkanbietern für zusätzliche Netzwerkkapazitäten zusammen, um ein bestmögliches Spielergebnis zu bieten.

Als Ergänzung soll es in ausgewählten Bereichen des Parks ein Veranstaltungs-Wifi geben. Die Veranstalter locken außerdem mit Pokémon-Werbegeschenken und der Gelegenheit, Schnappschüsse mit seinem Lieblingsmonster zu machen. Alle Trainer sollen sich außerdem an beiden Tagen um 12 Uhr an der Seebühne zu einem riesigen Gruppenfoto zusammenstellen.

Marketingleiterin Anne Beuttenmüller weist daraufhin, dass es im Westfalenpark keine Arenen und Kämpfe geben wird. Diese sollen aber im Stadtgebiet möglich sein. Außerdem werden die Pokémon, die im Park zu finden sind, an den beiden Tagen auch für das gesamte Stadtgebiet aktiviert. Für alle Nicht-Pokémon-Fans heißt das: Noch mehr als sonst auf Passanten aufpassen, die statt auf die Straße in ihr Handy starren.

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