Games-Kritik „Resident Evil 2“ - Horror in Raccoon City

Düsseldorf · 21 Jahre nach der Veröffentlichung von „Resident Evil 2“ veröffentlicht Capcom ein Remake des Horror-Survival-Klassikers. Zum Glück ist die Neuauflage alles andere als ein blutleerer Zombie-Alptraum.

Computerspiel „Resident Evil 2“ im Test
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„Resident Evil 2“ im Test

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Foto: dpa-tmn/Capcom

Die Zombies sind wieder los. Technisch und inhaltlich verbessert, schickt Capcom ein Remake des Klassikers „Resident Evil 2“ von 1998 auf PC und Konsolen.

Mitte der 1990er Jahre waren Zombies eigentlich nicht gerade angesagt. Zwar hatte der spätere „Herr-Der-Ringe“-Regisseur Peter Jackson 1992 mit dem Film „Braindead“ dem Zombiefilm neues Leben eingehaucht, der große Hype blieb jedoch aus.

Dies änderte sich schlagartig, als Capcom 1996 das Horror-Adventure „Resident Evil“ und 1998 den Nachfolger „Resident Evil 2“ auf die Menschheit losließ. Zahlreiche weitere Teile und Kinofilme folgten.

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Foto: dpa-tmn/Rockstar Games

In der Neuauflage begibt sich Agentin Claire Redfield auf der Suche nach ihrem verschollenen Bruder Chris in die Stadt Raccoon City. In einer Tankstelle vor den Toren der Stadt rettet sie der junge Polizist Leon S. Kennedy in letzter Sekunde vor angreifenden Zombies.

Beide machen sich im Polizeiwagen auf den Weg in die Stadt – doch die ist bereits dem Untergang geweiht: Der mörderische T-Virus der Firma Umbrella hat die meisten Stadtbewohner in menschenfressende Untote verwandelt, die Straßen stehen in Flammen. Leon und Claire werden voneinander getrennt. In einer Polizeistation muss Claire ums Überleben kämpfen. Alternativ spielt man aus der Sicht von Leon.

Spieler kämpfen sich in der Third-Person-Perspektive durch die Gebäude und Straßen von Raccoon City. Die Munition ist knapp, das Kampfmesser geht irgendwann kaputt. Das Ziel lautet: überleben. Dafür muss man jedoch reichlich Hirnschmalz investieren: „Resident Evil 2“ zieht seinen Reiz vor allem aus knackigen Rätseln und Puzzle-Aufgaben. In dieser Hinsicht haben sich die Macher glücklicherweise sehr nah am Original von 1998 gehalten.

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Foto: dpa, tsn

Die Action-lastigen Ballerorgien späterer „Resident-Evil“-Teile bleiben aus: Gegner erscheinen spärlich und immer dann, wenn man sie nicht erwartet und erschrecken teilweise zu Tode.

Apropos Schreck: Das Remake setzt genau wie das Original sehr stark auf Atmosphäre und psychologischen Horror. Ein unheilvolles Stöhnen hier, ein scharrendes Geräusch da, ein platschendes Geräusch in der Kanalisation – nach etwa zehn Spielminuten verfallen Spieler in angenehme Paranoia: „Wer oder was steht hinter den nächsten Ecke? Soll ich diese Tür wirklich öffnen?“ So muss ein Horrorspiel sein.

An einigen Stellen scheint jedoch ein wenig das aus heutiger Sicht altbacken wirkende Leveldesign der 90er Jahre durch: Wenn man beispielsweise zum Heilen von Wunden Heilpflanzen essen muss, die zufällig in irgendeiner Rumpelkammer rumstehen, kann man sich ein leichtes Schmunzeln beim Spielen nicht verkneifen. Dem Spielspaß schadet das nicht.

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Foto: dpa-tmn/Ubisoft

Aber kann das Remake auch grafisch mit heutigen Titeln mithalten? Um es kurz zu machen: Die getestete Version sah auf der Playstation 4 im HDR-Modus an einem 4K-Fernseher einfach fantastisch aus. Besonders die Zwischensequenzen sind so lebensecht animiert, dass sich „Resident Evil 2“ grafisch vor keinem aktuellen Blockbuster-Titel verstecken muss.

Auch wegen der teils detaillierten Darstellung von Gewalt und Verletzungen hat „Resident Evil 2“ keine Jugendfreigabe erhalten. Das Originalspiel von 1998 landete einst auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, wo es bis 2014 blieb.

Und dann ist da noch eine Sache, die „Resident Evil 2“ von anderen Remakes unterscheidet: Das Problem vieler heute auf dem Markt erhältlichen Überarbeitungen älterer Games liegt darin, dass im Grunde über eine olle Spiele-Kamelle eine nette Grafik gezimmert wurde, mangelhafte Spielmechaniken jedoch nicht behoben wurden und das ganze dann zu einem unangemessen hohen Preis verscherbelt wird. Das alles gilt für „Resident Evil 2“ nicht.

Die Frischzellenkur hat dem Spiel gut getan. Spielerinnen und Spieler, die 1998 noch zu jung waren, um das Original spielen können, dürfen genauso bedenkenlos zuschlagen wie alte „Resident-Evil“-Veteranen, die den Klassiker noch einmal in einer aufgehübschten Version erleben wollen. Darüber hinaus enthält das Spiel die beiden Minispiele „The 4th Survivor“ sowie den berüchtigten Tofu-Mode, in dem man sich als gewaltiger Tofuklops durch Zombiehorden kämpfen muss.

„Resident Evil 2“ (ab 18 Jahren) erscheint für PC, Playstation 4 und Xbox One und kostet rund 60 Euro.

(csr/dpa)
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