Football Manager 2020: Erster Eindruck Also, wenn ich der Trainer wäre …

Am 19. November erscheint mit dem „Football Manager 2020“ der neueste Ableger der Fußballtrainer-Simulation von Sports Interactive. Mit einigen sinnvollen neuen Features.

 Der Football Manager 2020 erscheint am 19. November für PC und Mac.

Der Football Manager 2020 erscheint am 19. November für PC und Mac.

Foto: Sports Interactive Limited

Was wäre Fußball ohne hitzige Diskussionen? Vor allem gerne um den Trainer, der mal wieder alles falsch gemacht hat. Oder um den Kader. Aber man muss sich nicht streiten. Denn man kann auch selbst in die Rolle von Lucien Favre, Hansi Flick, Jürgen Klopp oder eines anderen Trainers in den großen und kleinen Ligen weltweit schlüpfen: im Football Manager 2020. Und für alle, die ihn nicht kennen: Er hat nichts mit Fußball-Spielen wie Fifa oder PES gemein. Es kommt hier nicht auf Reflexe und den geschickten Umgang mit dem Controller an, sondern auf den Sachverstand, die Spielidee, die Taktik und den Kader.

Im Football Manager übernimmt man die Rolle des Trainers seines Lieblingsvereins. Und in der neuen Version „2020“, die am 19. November erscheint, sieht alles moderner und hübscher aus als im Vorgänger, der doch sehr an angestaubte PC-Zeiten erinnerte. Der Football Manager 2020 wirkt aufgeräumter, übersichtlicher und zugänglicher als jemals zuvor.

Die Anforderungen an den PC halten sich indes immer noch in Grenzen. Selbst mit älteren oder technisch etwas schwächer ausgestatten Rechnern kann man das Traineramt seiner Wahl übernehmen. Auf Wunsch wird man noch in die Historie und Philosophie des Vereins eingeführt. Und dann ist man schon fast im Spiel, das in der fiktiven Fußball-Welt Anfang Juni 2019 beginnt.

Nun müssen die Weichen gestellt werden: Mit dem Vorstand kann man über die Erwartungen diskutieren und über das Budget. Wie zufrieden ist der Spieler mit den Trainingseinrichtungen, der Jugendabteilung, der Nachwuchsrekrutierung? Und was ist mit Co- oder Assistenz-Trainern? Als neuer „Chef“ hat man zwar nicht immer das Standing, um sich sofort mit allem durchzusetzen. Aber gleich zu Beginn kann man sich in die vielen Details verlieben, auf die man Einfluss haben kann – oder auf Wunsch auch nicht. Denn vieles lässt sich delegieren. In der 2020-Version sogar noch mehr und feiner justiert als zuvor: Neu im Spiel ist ein „Technischer Direktor“ und man kann auch einen Verantwortlichen für die Spieler-Entwicklung suchen. Ebenfalls neu ist das übersichtliche Leistungszentrum: Dort erfährt der neue Trainer schnell, welche Nachwuchs- und Jugendspieler sich besonders gut machen und wie der eigene Stab ihr Potenzial einschätzt. Wurden Spieler verliehen? Im Leistungszentrum bekommt an einen Überblick über ihre Zufriedenheit und ihre Entwicklung. Musste man früher auf Nachrichten der virtuellen Assistenten warten, sieht man nun schnell, was sich im erweiterten Kader tut.

Und der ist natürlich ein Herzstück im Football Manager: Bis zu drei vorgegeben Taktiken mit passenden Formationen können gewählt werden – die sich indes alle frei anpassen lassen. Konter-Fußball im 5-1-3-1 ist ebenso möglich wie Tiki-Taka im 4-1-4-1. Will man auf schnelle Flügelspiel setzen? Oder sollen Flügelverteidiger eher Mittelfeldspieler sein? Das Spiel bietet wie zuvor viele Freiheiten, jede Rolle lässt sich zudem fein justieren. Neu ist indes, dass der Co-Trainer empfiehlt, welche Formation am ehesten zum Kader passt. Und auch vor jedem Spiel wird er seine Einschätzung abgeben, welche Spieler aufgestellt werden sollten und warum. Darauf kann man hören, muss man aber nicht. Aber solche Mitteilungen stärken das Gefühl, tatsächlich mit einem Stab zu arbeiten.

Dafür kann man im neuen Football Manager detailliert einstellen, wer welche Aufgabe im Verein übernehmen soll – oder ob man sich selbst um jedes kleine Detail kümmern möchte. Bis hin zur Verpflichtung von jungen Talenten. Inklusive eines Plans, wann das Talent zum Rotations-, Stamm- und Schlüsselspieler werden soll. Vorsicht: Die Spieler merken sich solche Versprechen und reagieren entsprechend, wenn das später nicht eingehalten wird. Das führt zu Dialogen, die eskalieren können. Und auch da hat man nachgebessert und bietet mehr Optionen als vorher. Wer sich indes die Zeit nimmt, die passenden Angestellten zu finden, kann getrost einige der Aufgaben delegieren.

Bei der 1. Mannschaft indes sollte man die Kontrolle behalten. Nur so kann man sicher sein, dass die Spieler die eigene Spielidee umsetzen – oder auch nicht. Dann hilft, sich das Training anzuschauen und dort an den Stellschrauben zu drehen. Neu ist nun, dass vor allem das individuelle Training für einen Spieler mehr Optionen bietet als beim Vorgänger. Beispiel: Flanken. Beim Vorgänger konnte man das nur über passende Offensiv-Einheiten für die Mannschaft trainieren. Im Football Manager 2020 lässt sich ein Spieler da gezielt verbessern.

Doch Wunderdinge sollte man darüber nicht erwarten: Am Ende bleibt Fußball ein Mannschaftssport. Und die Spieler setzen Spielideen besser um, je öfter sie ein bestimmtes System spielen. Noch mehr Gewicht als zuvor wird zudem auf „Partnerschaften“ gelegt. Zwei Spieler, die oft zusammen auflaufen, können sich bei entsprechender Persönlichkeit immer besser verstehen. Das sieht man dann an einem Band zwischen den beiden, das langsam ins Hellgrüne übergeht – für das beste Verständnis. Das gab es zwar beim Vorgänger schon, aber nun ist es noch etwas wichtiger geworden. Denn das Verständnis bleibt – auch nach Jahren. Die besten Spieler der Welt nützen eben nichts, wenn sie sich nicht verstehen.

Der Kapitän schlägt zu Beginn der Saison einen Strafenkatalog vor. Den kann man annehmen, muss man aber nicht. Auch das ist neu im FM20.

Der Kapitän schlägt zu Beginn der Saison einen Strafenkatalog vor. Den kann man annehmen, muss man aber nicht. Auch das ist neu im FM20.

Foto: Sports Interactive

Davon kann sich dann auch überzeugen, wenn man die simulierten Partien quasi live verfolgt. Schneller geht es natürlich immer noch über den Ticker, aber gerade in der Simulation des Matches hat sich beim Football Manager 2020 viel getan. Fifa und PES sehen zwar immer noch sehr viel besser aus. Aber die Bewegungen der Spieler sind nun variabler und wirken echter. Im Rasen zeichnen sich die Spuren ab, und Torhüter stehen nicht so steif da wie beim Vorgänger. Es macht nun mehr Spaß, sich die Highlights der Partie anzuschauen. Beim Vorgänger hatte man darauf recht schnell verzichtet, weil es zu sehr nach Marionetten-Theater aussah. Und so sieht man dann auch genauer, was es bedeutet, wenn Spieler harmonieren: Da geht der blinde Pass zur Seite direkt an den Fuß des Mitspielers. Oder die Flanke landet zielgenau in den Lauf des „Partners“.

Aber dafür muss man als neuer Trainer Geduld mitbringen. Und man ist niemals davor gewappnet, dass ein an sich guter Defensiv-Künstler auch mal einen schlechten Tag hat – und Fehler nach Fehler produziert. Im Zweifel kann man immer noch neue Spieler verpflichten, wenn es das Budget hergibt. Und gerade das ist eine große Stärke des Football Managers: die gewaltige Datenbank real existierender Spieler samt Statistiken und Wertungen, auf die man zugreifen kann. Darunter finden sich auch einige Namen, die in der realen Fußballwelt vielleicht schon bald durchstarten werden. Unser Geheimtipp beispielsweise ist der 18-jährige Argentinier Thiago Almada.

Der Football Manager 2020 ist keine Simulation, die man für ein paar Minuten spielt. Es kostet Zeit, sich zurechtzufinden und sein Team zu managen. Dafür können sich Fußball-Aficionados austoben und als potenzieller Spitzentrainer beweisen. Und dafür benötigen sie noch nicht einmal einen Spitzen-Rechner. Der erste Eindruck stimmt auf jeden Fall positiv. Der Football Manager ist so komplex wie immer, aber alles sieht nun besser aus.

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