„Girls‘ Day“ bei Ubisoft in Düsseldorf Wie junge Frauen die Videospielbranche erobern

Düsseldorf · Männer werden Bauarbeiter, Frauen werden Krankenschwester - mit diesen verstaubten Rollenbildern sind viele Menschen aufgewachsen. Das Videospielunternehmen Ubisoft will damit aufräumen und hat deshalb zum „Girls‘ Day“ nach Düsseldorf eingeladen.

Am 27. April veranstaltete das Düsseldorfer Entwicklerstudio Ubisoft seinen sechsten Girls‘ Day.

Am 27. April veranstaltete das Düsseldorfer Entwicklerstudio Ubisoft seinen sechsten Girls‘ Day.

Foto: Ubisoft / Christina Willems

Auch im Zeitalter der Digitalisierung wird die Berufswahl junger Menschen immer noch von altmodischen Rollenbildern beeinflusst. Möchte ein junger Mann Erzieher werden, sorgt das in vielen Fällen für irritierte Blicke. Ähnlich überrascht reagiert das Umfeld, wenn sich Mädchen für naturwissenschaftliche oder handwerkliche Berufsfelder interessieren.

Um diesem Zustand ein Ende zu setzen, rief das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2001 den „Girls‘ Day“ ins Leben. Jungen Frauen sollte an diesem Tag bundesweit die Möglichkeit gegeben werden, Berufe in in Technik, Naturwissenschaften, Handwerk und Informationstechnik kennenzulernen. Seit 2011 existiert auch ein „Boys’ Day“, der Jungen Arbeitsmöglichkeiten im pädagogischen und sozialen Bereich näherbringen soll.

Videospiele aus einer neuen Perspektive

Das französische Videospielunternehmen Ubisoft, das mit Ubisoft Blue Byte auch einen Sitz in Düsseldorf hat, richtet seit 2016 einen eigenen Girls’s Day aus. Und lud deshalb am 27. April 2023 erneut zu einem Einblick in die spannende Videospielbranche ein. Zwischen 9.50 Uhr und 16.30 besuchten 20 junge Frauen das Studio in Flingern und durften an spannenden Vorträgen aus den Bereichen Game Development & Marketing teilnehmen.

Selbstverständlich gehörte auch ein umfangreicher Praxis-Teil zum Programm. Dabei wurden Pixel-Figuren kreiert, Marketing-Konzepte entwickelt und kleine Animationen programmiert. „Die Mädels finden es super und haben viel Spaß“, so Project Specialist Ecucation Katharina Bochnig gegenüber unserer Redaktion. Einige Mädchen wären anfangs noch zurückhaltend gewesen, andere besäßen bereits jetzt ein gutes Verständnis für Technik und Marketing.

Wie schnell aus der Teilnahme am Girls‘ Day der Grundstein einer Karriere werden kann, verriet uns Natali Panic-Cidic. Die 30-Jährige ist bei Ubisoft im Bereich User Experience Research Operations tätig und hatte 2016 selbst am Girls‘ Day teilgenommen. Die begeisterte Gamerin beschäftigt sich schon lange mit dem emotionalen Einfluss von Videospielen auf die menschliche Psyche.

„Wie kann es einem Spiel gelingen, eine so emotionale Bindung mit uns aufzubauen?“, fragte sich Panic-Cidic, die ihre Bachelor-Arbeit über das beliebte Videospiel „The Last of Us“ geschrieben hat. Nach dem Abschluss ihres Studiums in Kunstgeschichte und Sprachwissenschaft stand sie vor der Frage, wohin es für sie beruflich gehen sollte. Und so entschied sich Panic-Cidic, den Girls‘ Day im Studio von Ubisoft zu besuchen.

 Natali Panic-Cidic hat 2016 am Girls’ Day bei Ubisoft teilgenommen und es 2021 ins Team des Düsseldorfer Studios geschafft.

Natali Panic-Cidic hat 2016 am Girls’ Day bei Ubisoft teilgenommen und es 2021 ins Team des Düsseldorfer Studios geschafft.

Foto: Ubisoft / Christina Willems

Vom Hobby zum Beruf

Erst dort erfuhr sie von den über 100 verschiedenen Jobs, die Ubisoft allein in Düsseldorf anbietet. Und dass auch Geisteswissenschaftler gute Chancen haben, eine Stelle in der Games-Branche zu finden. Diese Erkenntnis ermutigte die heute 30-Jährige, sich in ihrem Master-Studium auf die Bereiche Neuropsychologie und kognitive Narratologie zu spezialisieren.

„Der Spieler steht immer an erster Stelle, die Mitarbeiter sind nur die Stimme der Spieler“, so Panic-Cidic, die heute als User-Research-Expertin Nutzerstudien durchführt und mit Teams in China und Schweden kooperiert. Seit 2021 arbeitet sie bei Ubisoft in Düsseldorf und promoviert nebenbei in Theoretischer Medizin.

„Junge Leute wissen oft wenig über die möglichen Jobs in der Games-Branche und Mädchen schreckt der technische Aspekt zum Teil auch ab", erklärt Katharina Bochnig. Bei Ubisoft möchte man daher über die verschiedenen Berufsbilder in den Bereichen Game Design und User Research aufklären. Und zeigen, dass man kein Mathe-Ass sein muss, um sein Hobby zum Beruf zu machen. So wie Natali Panic-Cidic, die dank ihrer Fähigkeiten als Geisteswissenschaftlerin den Sprung in den Traumberuf geschafft hat.

(cwi)
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