Sony-Präsentation zur Gamescom Playstation setzt auf Android

Köln · Bei der Pressekonferenz am Dienstagabend präsentierte der japanische Elektronikkonzern zwar keine neue, kleinere Variante der Playstation 3. Aber dafür rückt der Playstation Store stärker ins Zentrum – und wird auf Android-Geräte ausgedehnt.

Gamescom 2012: Sony stellt Neuigkeiten vor
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Bei der Pressekonferenz am Dienstagabend präsentierte der japanische Elektronikkonzern zwar keine neue, kleinere Variante der Playstation 3. Aber dafür rückt der Playstation Store stärker ins Zentrum — und wird auf Android-Geräte ausgedehnt.

Innovativ will man sein und neue Wege beschreiten. Große Worte von Jim Ryan, Chef von Sony Computer Entertainment Europe, bei der Pressekonferenz am Dienstagabend in Kölner Staatenhaus. Erst recht, wenn man bedenkt, dass die Playstation 3 in Europa mittlerweile mehr als fünf Jahre alt ist.

Eine neue Konsole wird zudem noch mindestens bis 2013 auf sich warten lassen. Und doch hat der japanische Elektronikkonzern tatsächlich nicht geschlafen, sondern sich Gedanken gemacht, wohin die Zukunft führen mag.

Das Ergebnis ist Playstation Mobile, das im Herbst startet. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als der bekannte Playstation Store — nur dass er nicht mehr nur auf Geräte von Sony beschränkt bleibt wie eben der Playstation oder der portablen Spielekonsole Vita. Vielmehr öffnet man ihn für von Sony zertifizierte Hardware auf Android-Basis.

Das heißt also, dass die Japaner bald auch Spiele für Smartphones und Tablets mit Googles Betriebssystem anbieten. Hersteller wie Asus und das neue Wikipad wurden bei der Pressekonferenz genannt, HTC soll ebenfalls schon auf den Mobile-Zug aufgesprungen sein. Von iOS dagegen hat Ryan nicht gesprochen.

Zwei Drittel spielen Casual Games

Damit hätte die Apple-Konkurrenz auf einmal ein heißes Eisen im Feuer, dem iPhone und iPad so leicht nichts entgegensetzen können. Für Sony wiederum wäre das ebenfalls ein Gewinn, weil man so einen Fuß in die Tür des immer größer werdenden mobilen Marktes setzt.

Und Android ist immer noch die am weitesteten verbreitete Basis für Smartphones. Klar auch, dass man auf Spiele-Häppchen (Snack Sized Games) setzt — womit Casual Games gemeint sind. Knapp zwei Drittel der deutschen Gamer spielen nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom dieses Genre.

Sony möchte zudem nicht nur eigene Spiele vertreiben, sondern Playstation Mobile auch für andere große oder kleine Entwickler öffnen. Man will so eine breitere Basis schaffen und auch Werbung für die Playstation machen — denn die Spielstände sollen sich Plattform übergreifend austauschen lassen. Es kommt also nicht mehr darauf an, womit man spielt. Auch der Ort wird bedeutungslos.

Dafür wird der Begriff Playstation zu weit mehr als nur einer Bezeichnung für Hardware. Vielmehr handelt es sich um ein Gaming-Netzwerk. Dazu passt das Cross-Buying zumindest bei einigen Titeln: Wer "All-Stars Battle Royale" oder die neuesten Teile von "Sly Racoon" und von "Ratchet & Clank" für die Playstation 3 kauft, kann kostenlos die Variante für die Vita herunterladen.

Modernes Gewand für alte PS-One-Titel

Überhaupt scheint die Vita immer mehr in den Fokus bei Sony zu rücken. So wird es zu "Assassin's Creed III" einen eigenen Vita-Ableger namens "Liberation" geben, der an die Story des neuen dritten Teils anknüpft. Und "Declassified" taucht in die Welt von "Call of Duty: Black Ops" ein: Das Handheld-Spiel samt Multiplayer-Modus soll zwischen dem ersten und zweiten Teil spielt.

Beide Titel sahen bei der Präsentation am Dienstagabend schon sehr beeindruckend aus. Auch "Killzone" wird mit "Mercenary" um ein eigenständiges Vita-Abenteuer in der Welt des Science-Fiction-Shooters bereichert.

Mit "Tearaway" hat der Little-Big-Planet-Entwickler Media Molecule ebenfalls ein putziges Spiel rund um den Helden Iota für die Vita kreiert, das die Möglichkeiten des zweiten Touchpads auf der Rückseite der Handheld-Konsole sehr intelligent ausnutzt: Wenn man in bestimmten Situationen dagegen schlägt, sieht man auf einmal wie der Boden im Display zerreißt und Finger die Gegner aus dem Weg schubsen.

Sony geht noch einen Schritt weiter und zeigt der Wii U von Nintendo, dass man durchaus mit der Konkurrenz mithalten kann. Zu "Little Big Planet 2" wird es ein neues Abenteuer zum Download geben. Dabei dient dann die Vita als Controller: Das Display der Handheld-Konsole wird so beispielsweise zum "Röntgenschirm" mit dem man beim Playstation-3-Spiel auf dem Fernseher durch Wände schauen kann. Oder aber man verschiebt mit dem Touchscreen Blöcke, die den Weg versperren und baut Brücken. Das sieht auf den ersten Blick ziemlich gut und durchdacht aus, muss sich indes noch im Test beweisen.

Aber auch alte PS-One-Titel wie "Crash Bandicoot" sollen nun Schritt für Schritt für die Vita im modernen Gewand neu aufgelegt werden. Da profitiert Sony von dem gewaltigen Fundus an Spielen, die man mittlerweile im Portfolio hat.

Rabatt für das Plus-Jahres-Abo

Dass die "alte" Playstation immer noch nicht ausgereizt ist, beweist dagegen "Wonderbook". Das sieht zwar auf den ersten Blick nicht so spektakulär aus. Doch eine PS-Eye-Kamera an der Playstation kann die Inhalte auslesen und so Seite für Seite auf dem Fernseher in interaktive Szenen verwandeln, in denen man mit der Bewegungsteuerung Move interagieren kann.

Die Harry-Potter-Autoren J. K. Rowlings hat bereits das "Book of Spells" beigesteuert, mit dem Kinder in die Welt der Magierschule Hogwarts eintauchen, Zaubersprüche lernen und ihre Kräfte im Duell beweisen können. Aber Sony setzt auch auf Edutainment: Bei der Pressekonferenz wurde das Wonderbook "Walking with Dinosauers" angekündigt. Zusammen mit der BBC lässt Sony die Welt der riesigen Echsen vor 65 Millionen Jahren lebendig werden — samt vieler Details zu den Dinos und ihrem Lebensumfeld.

Generell scheint Sony sich zum Ziel gesetzt zu haben, die Playstation nun noch einmal zu pushen. Ab dem 5. September wird Gamern, die zum ersten Mal ein Plus-Jahres-Abo im Playstation Store abschließen zwei Wochen lang ein 25-prozentiger Rabatt auf die sonst üblichen 49,99 Euro gewährt. Das Plus-Angebot wird zudem auf die Vita ausgedehnt. Und mit den "Essentials"-Spielen möchte man eine Reihe von erstklassigen Klassikern wie "Uncharted: Drake's Fortune", "Infamous" oder "Little Big Planet 1" zum Preis von 19,99 Euro anbieten.

(jov)
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