Gamescom 2024 in Köln Die Jagd ist eröffnet
Köln · Obwohl am Mittwoch nur Fachbesucher Einlass finden, sind die Hallen der diesjährigen Gamescom in Köln schon gut gefüllt. An einem Stand reichte die Schlange bereits über die halbe Hallenlänge.
Ein Spiel scheint besonders zu magnetisieren: „Monster Hunter Wilds“ von Capcom. Spieler können darin fantastische und teils gigantisch große Monster jagen. Die menschliche Schlange davor reichte schon kurz nach Messestart durch die halbe Halle. Am Wochenende wird der Andrang bei der Publikumsmesse noch erheblich größer werden, der Samstag ist bereits seit Wochen ausverkauft.
Nachdem im vergangenen Jahr so viele große Titel erschienen waren, dass einige Entwickler schlicht untergegangen sind, befürchtete mancher, dass nachfolgend eine Flaute drohen könnte. Der Blick in die Gamescom-Hallen jedoch beruhigt, es kommt weiter viel Neues auf die weltweite Spielerschaft zu. „Indiana Jones und der große Kreis“ etwa und das neue „Star Wars Outlaws“, das schon in wenigen Tagen veröffentlicht wird, setzen auf Markenbekanntheit.
Mit „World of Warcraft“ und „Diablo“ bekommen zudem zwei der langjährigsten Franchises der Spielebranche in Kürze neue Inhalte spendiert. Besucher können am „World of Warcraft“-Stand mittels VR schon einmal in die Welt des neuen Add-ons eintauchen. Groß ist auch der Auftritt Microsofts in diesem Jahr. Der Konzern hat rund ein Drittel von Halle sieben gebucht und mit über 30 Spieletiteln bestückt.
Das Spiel „inZOI“ will dagegen als Lebenssimulation mit fotorealistisch anmutender Grafik dem Platzhirsch „Die Sims“ künftig die Spieler abluchsen. Der südkoreanische Publisher Krafton hat dafür einen surreal anmutenden Stand aufgebaut, der mit viel weiß und viel freien Flächen ein bisschen einem Science-Fiction-Labor gleicht. Wäre da nicht die riesige Katze, die von oben auf die Besucher herabblickt.
Während internationale Publisher ganze Riegen von Anspielstationen aufbauen, geht es in der Indie-Arena gemütlicher zu. Die meisten Titel dort laufen auf exakt einem Computer, nebeneinander stehen oft mehr als fünf grundverschiedene Spiele. Die Entwickler, nahbar und gesprächsbereit, helfen bei Fragen und dem Spieleinstieg. Wer dort genau hinsieht, kann etwa den Kiosk-Simulator probespielen, an dem vier junge Entwickler aus Köln arbeiten. Der Clou: Das Spiel basiert auf einem echten Kölner Kiosk-Besitzer, der in der Zeitung landete, weil sein Laden überfallen wurde und er die Räuber Teller werfend vertrieb.
Neu in diesem Jahr ist ein Bereich für Brett- und Kartenspiele. Dort gibt es unter anderem Tische für verschiedene Sammelkartenspiele, aber auch für den bekannten Titel „Dorfromantik“. Das Spiel hat seine Karriere als Indie-Spiel begonnen und war als Brettspiel zum „Spiel des Jahres 2023“ gekürt worden. Die Messe „Spiel“ in Essen muss sich allerdings keine Sorgen machen, der Bereich ist zumindest in diesem Jahr noch sehr überschaubar.
Während Entwickler nach dem globalen Stellenkahlschlag der vergangnen zwölf Monate verhalten optimistisch in die Zukunft blicken, ist Felix Falk, Geschäftführer des Branchenverbandes game deutlich kritischer eingestellt. So waren in der ersten Hälfte des Jahres 2024 die Umsätze mit Gaming-Artikeln in Deutschland um sechs Prozent gesunken. „Wurden 2020, als die bundesweite Games-Förderung an den Start ging, noch 93 neue Games-Unternehmen in Deutschland gegründet, waren es im vergangenen Jahr nur noch 33“, sagte Felix Falk unserer Redaktion im Vorfeld der Gamescom. „Neben dem herausfordernden Investitionsklima trägt zu diesen Entwicklungen leider auch das Hin und Her rund um die Fördersituation in Deutschland bei“.
Einerseits erschwere der mittlerweile eineinhalbjährige Förderantragsstopp die Entwicklung neuer Projekte. Auch bereits zugesagte zusätzliche Fördermittel bei der Kulturstaatsministerin seien noch immer nicht verfügbar. Andererseits sehe der aktuelle Haushaltsentwurf des Bundeskabinetts weiterhin lediglich 50 Millionen Euro für Games-Förderung ab 2025 vor und damit deutlich weniger als das, was eine durch das Wirtschaftsministerium eigens beauftragte Evaluation als notwendigen Bedarf festgestellt hatte, so Falk.