Auftakt der Videospielmesse in Köln Warum die Gamescom am Fachbesuchertag (noch) nicht überzeugen konnte

Meinung | Düsseldorf · Die Gamescom ist zurück! Nach zwei Jahren Pandemie-Pause findet die weltgrößte Videospielmesse vom 24. bis 28. August wieder in den Kölner Messenhallen statt. Wie eine Gamerin die Messe erlebt hat.

Gamescom 2022 : Diese neuen Games lohnen sich wirklich
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Die spannendsten Spiele des Fachbesuchertages

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Foto: dpa/Oliver Berg

Zwei lange Jahre mussten Videospiel-Fans aus ganz Europa warten, bis es ab dem 24. August 2022 wieder heißt: „Be part of the game“. Nachdem die Messe in den letzten beiden Jahren nur digital stattgefunden hatte, werden in diesem Jahr wieder über 350.000 Besucher in Köln erwartet. Von der erhofften Euphorie war am Fachbesuchertag noch wenig zu spüren.

Einlass-Chaos und Warteschlangen sorgen für Frust

Pünktlich um 9 Uhr öffneten die Tore der Kölnmesse am Mittwoch ihre Tore für Fachbesucher, Journalisten und Content Creator. Und schon beim Einlass zeigte sich, dass das Interesse an der Gamescom auch nach zwei Jahren Pandemie ungebrochen ist. Obwohl Privatbesucher mit einer Wildcard (Zugang am Fachbesuchertag) erst ab 13 Uhr auf die Messe gelassen wurden, kam es bereits hier zu langen Schlangen und Wartezeiten. Der Veranstalter hatte im Vorfeld angekündigt, den Einlass übersichtlicher zu gestalten, was am ersten Messetag allerdings noch so richtig klappen wollte. Verwirrende Beschilderungen und unterschiedliche Regelungen für Aussteller, Journalisten und Creator sorgten schon vor Beginn der Messe für Frust und Verwirrung bei den Besuchern.

Auch in den Hallen zeigte sich ein bekanntes Bild: Überfüllte Rolltreppen, lange Warteschlangen und nur vereinzelt Masken in den Gesichtern der Besucher. Zwar wirkten die Wartebereiche an den Ständen breiter und besser organisiert, die meiste Zeit herrschte jedoch das übliche Gamescom-Chaos. Bei sommerlichen 33 Grad drängten sich Besucher mit großen Tüten, Klappstühlen und Schaumstoff-Waffen durch die Hallen. Aufgrund der hohen Temperaturen war es in vielen Hallen sehr heiß und auch in den Außenbereichen gab es kaum schattige Plätze. Sonnenschirme und mehr Getränkestände hätten hier helfen können, die Besuchermassen zu entzerren. Im Großen und Ganzen war dennoch zu spüren, dass der Veranstalter sich Gedanken um ein geeignetes Sicherheitskonzept gemacht hat.

Die erhofften Highlights blieben aus

Im Mittelpunkt der Gamescom sollten auch in diesem Jahr die Videospiel-Highlights stehen. Und davon gab es leider viel zu wenige. Schon im Vorfeld der Messe hatten bekannte Publisher wie EA, Sony, Nintendo, Activision Blizzard oder Square Enix ihre Teilnahme abgesagt. Obwohl im Indie Arena Booth über 120 Spiele von kleinen Studios vorgestellt wurden, fehlte das große Gamescom-Highlight. Vielversprechende Titel wie „Skull and Bones“ von Publisher Ubisoft oder „The Last Oricru“ aus dem Hause Plaion konnten zwar überzeugen, sorgten jedoch nicht für so viel mediale Aufmerksamkeit wie die Spiele-Highlights von 2018 und 2019. Die überraschende Ankündigung des Zombie-Shooters „Dead Island 2“ war einer der wenigen Höhepunkte des ersten Messetages.

Die Event-Area in Halle 6 blieb bisher ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Am Stand des Hamburger Streaming-Kanals „Rocket Beans TV“ hatten sich trotz riesiger Fan-Gemeinde nur wenige Besucher eingefunden und auch vor den anderen Bühnen war im Vergleich zu 2019 wenig los. Ob das an der Pandemie oder an den Absagen der großen Publisher liegt, lässt sich nur spekulieren. Während die Gänge und die Wartebereiche gut gefüllt waren, wollte in der Event-Area keine richtige Stimmung aufkommen. Auch die Cosplayer, die 2019 noch zu den beliebtesten Foto-Motiven zählten, ließen sich am Fachbesuchertag 2022 nur vereinzelt blicken.

Die Ankündigung des Zombie-Shooters „Dead Island 2“ gehörte zu den größten Überraschungen des Fachbesuchertages.

Die Ankündigung des Zombie-Shooters „Dead Island 2“ gehörte zu den größten Überraschungen des Fachbesuchertages.

Foto: PLAION

Gute Laune in der Retro-Area

Ein etwas anderes Bild zeigte sich in der Retro-Area. Seit Jahren ist dieser Bereich zusammen mit der Indie Area Booth ein beliebter Rückzugsort für Gamescom-Besucher, die sich eine Auszeit vom Trubel der Entertainment Area nehmen möchten. Und auch 2022 war Halle 10 wieder gut besucht. Die beliebtesten Retro-Konsolen der 80er und 90er luden zum gemütlichen Zocken und zum Austausch über die Lieblingsspiele der Kindheit ein. Auch an alten Arcade-Automaten und frühen Computern konnten sich die Besucher austoben. In der benachbarten Indie Area Booth präsentierten kleine Entwicklerstudios aus 31 Ländern ihre neusten Titel in gemütlicher und persönlicher Atmosphäre. Viele junge und ältere Besucher ließen den ersten Gamescom-Tag dort bei einem kühlen Getränk ausklingen.

Mehr Programm-Highlights ab Donnerstag

Auch wenn der Fachbesuchertag wenig Überraschendes geboten hat, dürfen sich Fans auf die nächsten Gamescom-Tage freuen. Der Donnerstag könnte besonders für Musikliebhaber spannend werden. Ab 19 Uhr spielen die Metal-Stars Matt Heafy (Trivium), Alissa White-Gluz (Arch Enemy), Mikael Stanne (Dark Tranquillity), Dennis Lyxzén (Refused/INVSN) und James Dorton (Black Crown Initiate) ein Konzert auf der Gamescom. Die Musiker haben sich am Soundtrack des Rhythmus-Spiels „Metal: Hellsinger“ beteiligt, das vier Mal für den Gamescom-Award 2022 nominiert ist. Am Samstag und Sonntag finden außerdem die Turniere der Snapdragon Pro Series statt, bei denen eSports-Profis in Spielen wie PUBG Mobile, Clash of Clans und Brawl Stars gegeneinander antreten werden.

Ob die Gamescom 2022 an den Erfolg des Jahres 2019 anknüpfen kann, wird sich am kommenden Wochenende zeigen. An den letzten beiden Messetagen ist erfahrungsgemäß mit dem größten Besucheransturm zu rechnen.

(cwi)
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