Gamescom startet virtuell Kostenlose Spiele werden immer beliebter

Köln · Vor dem Beginn der Spielemesse Gamescom zeigt sich, dass der Trend auf dem Spielemarkt immer mehr in Richtung „Free-To-Play-Games“ geht. Dabei sind diese Spiele nicht unumstritten.

Die Gamescom findet auch 2021 ausschließlich digital statt.

Die Gamescom findet auch 2021 ausschließlich digital statt.

Foto: dpa/Marius Becker

Am Mittwoch beginnt die Gamescom, die größte Videospielmesse der Welt – und zum zweiten Mal in Folge wird sie ausschließlich online stattfinden. Dabei hatten die Veranstalter noch lange darauf beharrt, eine hybride Messe stattfinden zu lassen. Daraus wurde jetzt nichts. Doch: „Die Zukunft der Messe ist hybrid“, sagt Oliver Frese, Geschäftsführer der Koelnmesse GmbH, die die Gamescom gemeinsam mit dem Branchenverband „Game“ veranstaltet. Er ist guter Dinge, im kommenden Jahr wieder Besucher in Köln empfangen zu können. „Ganz viel entsteht durch persönliche Begegnung“, sagt Geschäftsführer Frese. Dass dies nun wieder nicht möglich sei, sei schade.

 Die Gamescom fällt in eine Zeit, in der Computer-und Videospiele boomen. Das zeigen die neuen Zahlen, die das Marktforschungsinstitut Gfk und die App Annie erhoben haben. Demnach ist der Umsatz mit Spielen und der dazugehörigen Hardware im ersten Halbjahr 2021 stark gewachsen – auf 4,6 Milliarden Euro. Das sind 22 Prozent mehr Umsatz als im ersten Halbjahr 2020. Das Wachstum setzt sich also fort. Im ersten Halbjahr 2020 setzte die deutsche Games-Branche schon 27 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum.

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Die größte Säule des Umsatzes bilden inzwischen sogenannten „In-Game-Käufe“. Also Käufe, die im Spiel getätigt werden. Das kann etwas sein, dass das Spielen erleichtert oder auch sogenannte „Skins“, die zum Beispiel einen Spiel-Avatar verschönern. Zwei Milliarden Euro Umsatz machte die Spielebranche im ersten Halbjahr 2021 durch diese „In-Game-Käufe“. Laut einer Sprecherin des Branchenverbands Game bilden sie seit 2018 die größte Säule im deutschen Spielemarkt. „Dieser Aufstieg hängt eng mit dem Erfolg der Spiele für Smartphones und Tablets zusammen. Denn hier wird nahezu der gesamte Umsatz mit sogenannten Free-to-Play-Games erwirtschaftet, also Spielen, die kostenlos sind und in denen man Geld für zusätzliche Inhalte oder für die Personalisierung des eigenen Avatars ausgeben kann“, so die Sprecherin. „Noch nie zuvor waren so viele Games für so wenig Geld spielbar“, sagt Games-Geschäftsführer Felix Falk. Deswegen werden die „Free-To-Play-Games“ auch bei der Gamescom eine große Rolle spielen.

Dabei sind sie nicht unumstritten. Verbraucherschützer warnen seit einiger Zeit davor, dass die kostenlosen Spiele eben nicht kostenlos sind, dass Spieler mit falschen Versprechen gelockt werden. „Man kann In-Game-Käufe nicht pauschal verteufeln“, sagt Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Aber oft würden Verbraucher dazu gebracht, „Dinge zu kaufen, die sich vielleicht gar nicht möchten“. Dass der Kauf auf dem Tablet oder dem Smartphone oft mit einem Klick erledigt ist, tue sein Übriges. Besonders kritisiert Flosbach das sogenannte „Lootboxen“. Spieler kaufen hier eine Box, die bestimmte Items oder Charaktere enthält. Was der Spieler dann aber bekommt, ist letztendlich Glückssache. „Das geht schon sehr stark in Richtung Glücksspiel“, sagt Flosbach – und er fordert Transparenz. Es müsse zumindest angezeigt werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, auf der Box ein bestimmtes Item oder einen speziellen Charakter zu ziehen.

Laut einer Umfrage von „YouGov“ jedoch tätigen die meisten Spieler, die „Free-To-Play-Games“ spielen, keine In-Game-Käufe. 68 Prozent der Spielenden gaben demnach an, die kostenlosen Spiele zu spielen, ohne dafür Geld auszugeben.

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