“Forspoken“ im Test Warum das Action-RPG trotz kleiner Macken Spaß macht

Düsseldorf · Mit seinem Open-World-RPG „Forspoken“ hat sich Publisher Square Enix auf ein neues Terrain gewagt. Und musste dafür heftige Kritik einstecken. Ob die gerechtfertigt ist, verraten wir in unserem Test.

Im Mittelpunkt von „Forspoken“ steht die zerstörte Welt Athia, deren imposante Landschaften ein echter Augenschmaus sind.

Im Mittelpunkt von „Forspoken“ steht die zerstörte Welt Athia, deren imposante Landschaften ein echter Augenschmaus sind.

Foto: Square Enix

Rundenbasierte Kampfsysteme, niedliche Charaktere und übersichtliches Leveldesign - dafür kennen und lieben Fans in aller Welt Square Enix. Bombastische, offene Welten, wie sie aus „The Elder Scrolls V: Skyrim“ oder „Elden Ring“ bekannt sind, gehören nicht unbedingt zu den Stärken des japanischen Entwicklerstudios. Und doch veröffentlicht der Publisher nun mit „Forspoken“ einen Titel, der den Spieler in eine riesige Spielwelt entführt und ihm dort fast komplett freie Hand lässt. Das klingt vielversprechend, hat aber durchaus seine Macken.

Vom Underdog zur Weltenretterin

Die Geschichte von „Forspoken“ erstreckt sich über 30 bis 40 Stunden Spielzeit und ist schnell erklärt. Die junge Außenseiterin Frey Holland muss sich ohne Geld und Wohnung in New York durchschlagen und gerät dort immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. An einem Abend entdeckt sie einem verlassenen Apartment einen magischen Armreif und landet plötzlich in Athia, einer Welt voller Magie und Monster. Und es kommt, wie es kommen muss: Frey wird zur Heldin wider Willen und macht sich auf, Athia vor dem geheimnisvollen „Bruch“ zu retten.

Protagonistin Frey Holland verschlägt es aus New York City in die magische Welt Athia.

Protagonistin Frey Holland verschlägt es aus New York City in die magische Welt Athia.

Foto: Square Enix

Das klingt nicht nur abgedroschen, sondern ist es auch. Die Handlungsstränge sind vorhersehbar und die meisten Charaktere bleiben flach und farblos. „Reif“, Freys magischer Begleiter, sorgt zwar mit seinem sarkastischen Humor für den einen oder anderen witzigen Moment, geht uns aber irgendwann trotzdem auf die Nerven. Hier hätten wir uns eine abwechslungsreichere und tiefer gehende Kommunikation zwischen Frey und ihrem sprechenden Accessoire gewünscht. Selbst gegen Ende des Spiels plappert das Duo an vielen Stellen einfach nur vor sich hin. Dass starke Geschichten und liebevoll gestaltete Charakter durchaus zum Repertoire von Square Enix gehören, beweist die „Final Fantasy“-Reihe schließlich sehr eindrucksvoll.

Ein Paradies in Trümmern

Das menschenleere und vom Bruch zerstöre Athia wirkt auf den ersten Blick bombastisch und malerisch. Wir reisen durch unwirtliche Wüstenlandschaften, blühende Wälder und bedrohliche Vulkankrater. Dank der Parcours-Fähigkeiten von Frey geht das nicht nur schnell, sondern macht auch mächtig Spaß. Leider fällt dabei immer wieder auf, dass es in der riesigen Welt kaum abwechslungsreiche Aufgaben gibt. Neben wenigen Quests und dem Entdecken von Türmen, Labyrinthen und verfallenen Ortschaften, herrscht in Athia gähnende Leere.

 Die offene Spielwelt von „Forspoken“ beeindruckt durch ihre bombastische und detailverliebte Grafik.

Die offene Spielwelt von „Forspoken“ beeindruckt durch ihre bombastische und detailverliebte Grafik.

Foto: Square Enix

Zwischen den Story-Kapiteln kehren wir in die Stadt Cipal zurück, aber auch dort fehlt es an Nebenaufgaben und Rätseln. Die Bewohner sind nicht sehr gesprächig und so ziehen wir uns lieber in eine der Pilgerzufluchten zurück, um zu rasten oder neue Gegenstände herzustellen. Damit der Spieler sich nicht völlig isoliert fühlt, tauchen auf der Karte immer wieder Katzen-Monumente auf. Dort begegnen Frey geheimnisvolle Samtpfoten, die sich zähmen lassen und uns anschließend in den Zufluchten besuchen. Eine charmante Idee, die in der trostlosen Welt für etwas Abwechslung sorgt.

Ein echtes Highlight: das Kampfsystem

Eine der größten Stärken von „Forspoken“ ist das actiongeladene und effektreiche Kampfsystem. Im Laufe des Spiels erlernt Frey verschiedene Arten von Magie, die sich individuell ausrüsten und einsetzen lassen. Die Zaubersprüche sind nicht nur mächtig, sondern sehen auch beeindruckend aus. Es macht Spaß, mit Ranken aus Licht um sich zu schlagen, Feuerlanzen zu werfen oder den Gegner unter riesigen Felsbrocken zu begraben. Zwar wirken die temporeichen Kämpfe manchmal etwas unübersichtlich, fügen sich dafür aber nahtlos in die Welt ein und kommen ohne Ladezeiten aus. Wem das trotzdem zu chaotisch ist, der kann in den Einstellungen bestimmen, das Frey automatisch die Zauber wechselt oder ausweicht.

Die Kämpfe basieren auf mächtiger Magie, die in vier verschiedene Elemente unterteilt ist.

Die Kämpfe basieren auf mächtiger Magie, die in vier verschiedene Elemente unterteilt ist.

Foto: Square Enix

Um neue Zaubersprüche zu erlernen, sammeln wir Magie-Punkte und schalten die Zauber in verschiedenen Talent-Bäumen frei. Freys Fähigkeiten lassen sich außerdem durch neue Umhänge und Schmuckstücke verbessern. Dafür verwenden wir gefundene Ressourcen und setzen sie an den Werkbänken in den Zufluchten ein. Witziges Gimmick: auch Freys Nagellack verfügt über besondere Eigenschaften. Im Laufe des Spiels schalten wir neue Farben frei und können unseren Spielstil so weiter individualisieren.

Fazit

„Forspoken“ ist deutlich besser als sein Ruf. Einige Schwächen der Demo wurden ausgebessert und das Spiel begeistert mit toller Grafik, dynamischem Gameplay und witzigen Spielereien wie Nagellack-Fähigkeiten und magischen Katzen. Der Mix aus Parcours und Magie ist einzigartig und die Story - mit Abstrichen - unterhaltsam. Trotzdem bleiben die Charaktere blass und die riesige Welt hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wer Spiele wie „Infamous: Second Son“ mag, kann hier trotzdem getrost zugreifen.

„Forspoken“ ist am 24. Januar 2023 für PC und Playstation 5 erschienen. Den offiziellen Gameplay-Trailer gibt es hier.

(cwi)
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