“Fae Farm“ im Test Der Zauber des Farmlebens ist nur einen Flügelschlag entfernt
Düsseldorf · Gummistiefel an, Gießkanne in die Hand und ab aufs Feld: „Fae Farm“ krempelt die Welt der Farming-Simulationen ordentlich um. Wir verraten, ob der kunterbunte Mix aus Strategie, Fantasy und Rollenspiel gelingt.
„Story of Seasons“, „Stardew Valley“ oder „Animal Crossing“ – die Liste kunterbunter Farm-Simulationen ist lang. Seit der erste „Harvest Moon“-Teil im Dezember 1997 für den Game Boy erschien, ist der Hype um das Genre ungebrochen. Und wer träumt nicht insgeheim manchmal davon, einmal Bauer zu sein, Tiere zu pflegen und auf dem Dorffest die große Liebe zu finden. „Fae Farm“ vom kanadischen Entwickler Phoenix Labs will nicht nur auf den Zug der Farming-Simulationen aufspringen, sondern ihn auch in ganz neuem Glanz erstrahlen lassen. Ob das gelingt?
Von Feen und Farmleben
Die Story von „Fae Farm“ ist schnell erzählt. Unser Charakter findet eine Flaschenpost und landet in der magischen Feenwelt Azoria. Die ist anfangs gar nicht so magisch, denn im ersten Teil des Spiels begegnen uns eher durchschnittliche Bewohner. Die sind aber trotzdem charmant gestaltet und man lässt sich schnell dazu verleiten, sich bereits früh für einen der Junggesellen oder Junggesellinnen zu entscheiden. Wer Geduld hat, wird aber schon nach wenigen Stunden mit einem neuen Gebieten und vielen neuen Bekanntschaften belohnt.
Die Handlung des Spiels ist nicht sehr tiefsinnig, aber das hat uns auch nicht wirklich gestört. In erster Linie geht es ja darum, Kontakte zu knüpfen und sich auf seiner Farm auszutoben. Hier und da hätten wir uns mehr Antwortmöglichkeiten und spannendere Gespräche gewünscht, denn manche Charaktere haben sehr wenig zu sagen. Die Zwischensequenzen sind liebevoll gestaltet, aber nicht unbedingt notwendig.
Harvest Moon 2.0
In Sachen Farming-Simulation erfindet „Fae Farm“ das Rad nicht wirklich neu. Ernten, Tiere pflegen, Unkraut rupfen – alles bereits bekannt. Allerdings haben sich die Entwickler die Fehler der Konkurrenz zu Herzen genommen und größtenteils ausgebügelt. Die Werkzeuge müssen beispielsweise nicht mehr manuell ausgewählt werden. Stehen wir vor einem Stein, wählt unser Charakter automatisch die Spitzhacke. Positionieren wir uns am Blumenbeet, greift er zur Gießkanne. Die Zeiten, in denen wir versehentlich mit der Sichel die Ernte zerkleinert haben, gehören endlich der Vergangenheit an.
Auch die Möglichkeit, überall auf der Farm Brunnen und Verkaufsstände aufzubauen, ist extrem komfortabel. Kein stundenlanges Gerenne über die Farm, nur um die Gießkanne aufzufüllen oder Kartoffeln in die Verkaufsbox zu werfen. Was so komfortabel wirkt, hat aber auch seine Nachteile. Denn wirklich fordernd ist „Fae Farm“ dadurch nicht. Das Spiel nimmt uns viel Arbeit ab und navigiert ihn behutsam durch alle anfallenden Aufgaben. Das sorgt für eine entspannte Spielerfahrung, ist aber nichts für anspruchsvolle Spieler.
Melken oder metzeln?
Neben den alltäglichen Arbeiten auf der Farm bietet das Spiel uns einiges an Abwechslung. So können wir beispielsweise mit einem Kescher Schmetterlingen, Glühwürmchen und anderen Insekten nachjagen. Kommt euch das bekannt vor? Uns auch, „Animal Crossing“ lässt grüßen. Glücklicherweise gibt es in „Fae Farm“ keine aggressiven Vogelspinnen und angriffslustigen Skorpione. Dafür ist die Insektenjagd aber auch nicht ganz so befriedigend. Immerhin lassen sich die kleinen Krabbler auf dem Marktplatz verkaufen.
Wer seine Kampfkraft unter Beweis stellen will, kann das in der Salzwasser-Mine am Strand tun. Dort müssen wir uns allerhand Krabbelviechern stellen, um wertvolle Erze zu sammeln. Denn nur so können wir unsere Werkzeuge und damit auch unsere Farm verbessern. Die Kämpfe an sich sind nicht gerade fordernd und werden schnell langweilig. Immerhin haben wir die Möglichkeit, die einzelnen Ebenen der Mine miteinander zu verbinden, sodass wir uns nicht immer wieder von vorne durchkämpfen müssen. Dennoch sind die Minen nicht mehr als eine nette Spielerei.
Charmante Grafik, hakelige Steuerung
Auf der Switch hat uns „Fae Farm“ optisch nicht gerade vom Hocker gerissen. Aber das muss es auch nicht. Wer ein hochauflösendes Grafik-Feuerwerk sucht, gehört wahrscheinlich eh nicht zur Zielgruppe dieses Spiels. Für ein fröhliches, kurzweiliges Simulations-Game ist die Optik des Spiels völlig ausreichend. Die Charaktere sind zwar relativ verspielt und reduziert gestaltet, besitzen aber viel Charme und passen zum Stil des Spiels. Im direkten Vergleich zu Genre-Konkurrenten wie „Animal Crossing“ macht „Fae Farm“ optisch einen ordentlichen Eindruck.
Kommen wir zu etwas, das uns im Gegensatz zur Grafik überhaupt nicht gefallen hat – die Sprungeinlagen. Es ist schön, dass unser Charakter überhaupt vom Boden abheben kann, aber aufgrund der hakeligen Steuerung rutschen wir immer wieder ab und verfehlen das Ziel. Es ist ermüdend, immer wieder aus Gräben und Teichen zu klettern, nur um kurz darauf wieder hineinzufallen. Hier hätten wir uns eine ausgefeiltere Steuerung gewünscht. Oder zumindest mehr Möglichkeiten, ohne erneute Sprungeinlage entspannt aus dem Wasser zu kommen.
Fazit
„Fae Farm“ ist eine charmante Farming-Simulation, der man die Leidenschaft ihrer Entwickler anmerkt. Das Spiel eignet sich perfekt für einen gemütlichen Sonntag auf der Couch, wenn es draußen stürmt oder schneit. Dank des niedrigen Schwierigkeitsgrads sind Frustmomente selten und es bedarf keiner großen Vorbereitung, um ins Spiel zu finden. Obwohl wir viel Spaß hatten, dürfte „Fae Farm“ nicht jedermanns Sache sein. Wer hohe Ansprüche an Grafik, Steuerung oder Story hat, wird hier nicht glücklich. Fans von „Cozy Games“ sollten aber unbedingt zugreifen und sich verzaubern lassen.
„Fae Farm“ ist am 8. September für PC und Nintendo Switch erschienen. Hier geht es zum offiziellen Trailer.