Neuer Nintendo 3DS als Diagnoseinstrument Diskussion über Nutzen von 3D-Spielen

New York (RPO). Es ist schon eine seltsame Debatte, die da um die Technik der neuen 3D-Konsole Nintendo 3DS entbrannt ist. Der Hersteller selbst rät, dass Kinder unter sechs Jahren besser nicht mit dem Gerät spielen sollten, da es möglicherweise zu belastend für die noch nicht voll entwickelten Augen der Kinder sein könnte. Dem widersprechen ausgerechnet einige Augenspezialisten in den USA.

So funktioniert der Nintendo 3DS
15 Bilder

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Gerade Kinder unter sechs Jahren sollten das Gerät ausprobieren. Es schade nichts, könne im Gegenteil sogar helfen, Sehstörungen zu erkennen, die früh behandelt werden müssten, sagt Michael Duenas von der Vereinigung der Optometriker in den USA (American Optometric Association).

Optometriker sind Augenoptiker, die sich mit der Behandlung von Fehlsichtigkeiten beschäftigen. "Der 3DS könnte ein Geschenk Gottes sein, um Kinder zu entdecken, die eine Seh-Therapie bräuchten", sagt Duenas.

Die neue 3D-Konsole ist in Japan schon im Handel und kommt in Deutschland am 25. März heraus. Das besondere an ihr ist, dass zum Betrachten der 3D-Bilder keine besondere Brille notwendig ist. Der 3DS hat wie ihre Vorgänger zwei Bildschirme, der obere davon kann die dreidimensionalen Bilder zeigen. Mit der Kamera des 3DS können auch dreidimensionale Aufnahmen gemacht werden.

Wenn Kinder den 3D-Effekt nicht sehen, dann kann das ein Zeichen dafür sein, dass sie eine Sehstörung wie Amblyopie, die sogenannte Schwachsichtigkeit haben, die durch eine unzureichende Entwicklung des Sehsystems während der frühen Kindheit entsteht. Diese oder andere Störungen können dann zu Problemen beim Lesen führen, sagt Duenas. Auch Kinder die Schwindelgefühle oder Unwohlsein bei 3D-Spielen verspürten, sollten untersucht werden, empfiehlt Duenas.

Viele ungeklärte Fragen bei der 3D-Technik

Zwar könne man sich auch einen 3D-Film auf einem entsprechenden Fernseher oder im Kino ansehen, aber die 3DS werde den Kindern wohl häufiger vor die Augen kommen. "Das ist für meinen Berufsstand, die Optometriker, eine wunderbare Gelegenheit", sagt Joe Ellis, Präsident der Vereinigung der US-Optometriker.

Das sehen die Augenärzte nicht ganz so. David Hunter, ein Kinderaugenarzt am Kinderkrankenhaus in Boston, hält gar nichts von der Idee, einfache, im Handel erhältliche 3D-Spiele zur Erkennung von Sehstörungen wie Amblyopie zu benutzen. Kinder mit Amblyopie hätten im normalen Leben keine Tiefenerfahrung, erklärt Hunter.

Deshalb würden sie beim Betrachten eines 3D-Spiels auch nichts sagen, da es für sie keinen Unterschied gebe. Es sei natürlich nicht unmöglich, dass 3D-Spiele bei der Erkennung von Sehstörungen helfen könnten, sagt Hunter, aber da sei doch viel Spekulation dabei.

In der Tat gibt es beim ganzen Thema 3D noch viele Fragen. So war auch die Warnung, die Nintendo im Dezember aussprach, sehr vage gehalten. Auf konkrete wissenschaftliche Erkenntnisse wurde dabei nicht verwiesen. Duenas vermutet deshalb, dass sich der japanische Konzern vor allem vor Schadenersatzklagen schützen wollte.

Die Optometriker haben bislang noch keine Erkenntnisse, dass 3D-Bildschirme zu längerfristigen Schäden führen können. Sie räumen aber auch ein, dass bislang noch wenig darüber bekannt ist, wie uns das 3D-Sehen beeinflusst.

Andere Ärzte verweisen auch darauf, dass Augenprobleme nicht das Gesundheitsproblem Nummer eins seien, wenn es um das Spielen an der Konsole oder am Computer gehe. Das sei immer noch die Fettleibigkeit, weil sich die Kinder nicht genug bewegten.

(apd/csr)
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