Digitale Spieletipps für Weihnachten Katzen, Götter, Umzugs-Kisten

Düsseldorf · Das Spiele-Jahr 2022 ist voller Fortsetzungen – und trotzdem ein gutes. Denn wer dachte, er hätte schon alles gesehen, wird eines Besseren belehrt. Die digitalen Spiele-Tipps zum Fest.

God of War, Monkey Island, Stray​: Spieletipps zu Weihnachten
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Die digitalen Spieletipps für Weihnachten 2022

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Foto: Santa Monica Studio/Artwork

Weihnachten naht und damit Zeit und Gelegenheit, etwas Neues auf den heimischen Bildschirm zu bringen. Nachdem wir im vergangenen Jahr geflüchtet sind in ausnahmslos gewaltfreie Gefilde, suchen wir diesmal die Konfrontation. Nicht miteinander, sondern mit Spielen, die uns mit ihren Bildern, Geschichten und Eigenheiten in ihre Welt ziehen wollen.

Die Bildgewaltigen

Filmreif, Action-Spektakel und Bombast-Grafik sind jene Attribute für die Spiele in dieser Gruppe. Spieler, die einfach eine gute Show genießen wollen, sind hier richtig.

  • God of War/God of War Ragnarök Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft darf der griechische Gott Kratos wieder die nordische Sagenwelt unsicher machen. Zum zweiten Teil Ragnarök auf der Konsole gesellte sich Anfang des Jahres auch der PC-Release des ersten Teils. Doch auch wer God of War auf der Playstation spielen möchte, ist gut beraten, mit dem 2018er-Teil anzufangen. Denn Ragnarök setzt recht unvermittelt dort an, wo der erste Teil aufhörte, ohne allzu viel zu erklären. Spielmechanisch baut Ragnarök vor allem aus, revolutioniert aber nicht. Auch die Geschichte zwischen Vater und Sohn wird fortgeführt, macht aber nicht mehr den konzentrierten roten Faden aus. (Santa Monica Studio, erschienen am 14. Januar 2022/9. November 2022, Spielzeit 20 bis 35 Stunden, 49,99 Euro bis 70,99 Euro, Plattformen: Windows (nur erster Teil), Playstation 4/5)
  • Spider-Man/Spider-Man Miles Morales Alle, die keine Playstation, aber einen Windows-PC besitzen, kommen seit diesem Jahr trotzdem in den Genuss der Spider-Man-Spiele. Und es lohnt sich. Selten schwang es sich so flüssig, flott und befriedigend durch New York. Dem PC-Release des ersten Teils hat der Entwickler zudem ein hochauflösendes Remaster zuteilwerden lassen. Der zweite Teil um Spiderverse-Kollege Miles Morales wartet mit den für Fortsetzungen üblichen neuen Fähigkeiten und Gimmicks auf, bleibt der grundlegenden Struktur aber treu. (Insomniac Games, erschienen am 12. August 2022/18. November 2022, Spielzeit 17 bis 25 (erster Teil) bzw. 7 bis 12 Stunden, 45,99 Euro/49,99 Euro, Plattformen: Windows, Playstation 4/5)
  • A Plague Tale: Requiem Die Geschichte zweier Geschwister im Frankreich des 14. Jahrhunderts wird fortgesetzt. Der Spieler geht dem Ursprung der fiktiven und gleichsam fantastischen Rattenplage weiter auf den Grund. Auch hier gilt: Der zweite Teil baut aus, aber nicht um. Schleich- und Kampfpassagen wechseln sich ab, hinzu kommen spektakuläre Verfolgungsfahrten. Getragen wird die Reihe einmal mehr von einer eindrücklichen und grafisch hochwertigen Darstellung eines wahrlich finsteren Mittelalters. Atmosphäre und Klangkulisse, damit kann A Plague Tale: Requiem punkten. Mit einer kohärenten und logisch nachvollziehbaren Geschichte nicht immer. (Asobo Studio, erschienen am 17. Oktober 2022, Spielzeit 17 bis 20 Stunden, 49,99 Euro, Plattformen Windows, Playstation 5, Xbox X/S, Switch)

Die Kleinen

Einige Spiele gelten als kleine Spiele – nicht aufgrund ihrer Länge, sondern weil die Teams dahinter klein sind. Doch besonders Entwickler, die nicht an millionenschwere Triple-A-Budgets und die entsprechenden Erwartungen gebunden sind, können oft fantastisches vollbringen.

  • Return to Monkey Island Fast 31 Jahre nach seinem letzten Mitwirken hat Monkey-Island-Erfinder Ron Gilbert es doch noch getan: Er ist zurückgekehrt zur Insel mit dem großen Affenkopf. Wie immer bei Fortsetzungen von Spielen, die Kultstatus erreicht haben, war die Befürchtung groß, dass ein neuer Teil nicht mithalten kann. Mithalten mit den Erwartungen und dem von Nostalgie verklärten Blick auf die Vorgänger. Doch das Spiel enttäuscht nicht. Return to Monkey Island findet das richtige Maß zwischen Fortsetzung und Neuerfindung, mit der exakt richtigen Prise Augenzwinkern und einem wunderbar melancholischen Ende. Eine Warnung jedoch: Wer die Vorgänger nicht kennt, wird vieles nicht in Gänze würdigen können. Ein rundum gutes Point-and-Click-Adventure ist es aber auch dann noch. (Terrible Toybox, erschienen am 19. September 2022, Spielzeit 10 bis 12 Stunden, 22,99 Euro, Plattformen: Windows, Playstation 5, Xbox X/S, Switch, MacOS, Linux)
  • Somerville Es fängt so idyllisch an: Vater, Mutter, Kind und Hund, ein Haus auf dem Land, gemütlich abends vor dem Fernseher. Doch was wäre eine gute Geschichte ohne ein einschneidendes Erlebnis? Somerville ist etwas für Freunde der düsteren Unterhaltung. Die Klangkulisse verlangt nach guten Kopfhörern. Zudem kommt das Spiel fast gänzlich ohne direkte Tastenhinweise aus, die mit der Immersion brechen würden. Mechanisch wechselt das Spiel zwischen soliden Schleich-, Rätsel- und Fluchtpassagen. Einziger Wermutstropfen ist leider die Steuerung, die immer wieder etwas hakelig von der Hand geht. Dafür können die verschiedenen, teils wirklich bittersüßen Enden überzeugen. (Jumpship, erschienen am 15. November 2022, Spielzeit drei bis vier Stunden, 24,50 Euro, Plattformen: Windows, Xbox One/X/S)
  • Two Point Campus Sport, Wissenschaft, Zauberei – es gibt (fast) nichts, worin Studierende in Two Point Campus nicht ihren Abschluss machen können. Der namensgebende Entwickler, der mit Two Point Hospital und zahlreichen Erweiterungen großen Erfolg feierte, hat das Prinzip „Manage ein Krankenhaus“ jetzt auf die Hochschule transferiert. Der Spieler darf Vorlesungssäle, Wohnheime und sogar den Außenbereich des Campus mit Unmengen liebevoll designter Details ausgestalten. Angenehmer Unterschied: Artete die Krankenhaus-Simulation schnell in Stress aus, weil schließlich „virtuelle“ Menschenleben auf dem Spiel standen, kommt der Job als Dekan ungleich entspannter rüber. Das Schlimmste, was passieren kann: schlechte Noten. Und hey, das hat ja wohl jeder Student selbst zu verantworten. (Two Point Studios, erschienen am 9. August 2022, Spielzeit 25 bis 50 Stunden, 39,99 Euro, Plattformen: Windows, Playstation 4/5, Xbox One/X/S, Switch, Linux, MacOS)
  • Pathfinder: Wrath of the Righteous Pünktlich ein Jahr nach Erscheinen hat der Entwickler seinem zweiten Abenteuer im Pathfinder-Universum die Enhanced-Edition spendiert, die, wie auch schon beim ersten Teil, viele Fehler behebt und Vorschläge aus der Spielergemeinschaft einbaut. Damit ist Wrath of the Righteous jetzt allemal eine Empfehlung wert für Fans klassischer Rollenspiele, die über 100 Stunden tief in die Pathfinder-Welt eintauchen wollen. Gesteuert wird eine kleine Heldengruppe in der Draufsicht, die detaillierte Welt steckt voller Rätsel und gut versteckter Hinweise. Wie immer gilt es, eine kataklysmische Bedrohung aufzuhalten. (Owlcat Games, erschienen am 2. September 2021, Spielzeit 50 bis 130 Stunden, 44,99 Euro bis 49,99 Euro, Plattformen: Windows, Playstation 4, Xbox One, MacOS)

Die Ungewöhnlichen

Folgend drei Spiele, die einfach mal etwas ganz anders machen als der Mainstream und damit dennoch gut ankommen. Für Spieler, die glauben, schon alles gesehen zu haben.

  • Stray Katze und Cyberpunk, was will man mehr? In Stray navigiert der Spieler eine Katze durch eine lebensfeindliche Dystopie, löst Rätsel, flieht vor tödlichen Mäuse-Horden und hilft ausgestoßenen Androiden. So nervenaufreibend diese Teile des Spiels auch sind, Stray lässt Katze und Spieler regelmäßig zu Atem kommen und die Spielwelt genießen. Und wenn Spieleentwickler eines inzwischen wirklich gut können, dann Tiere realistisch animieren. Ob Sprünge von Dach zu Dach oder die für Katzen typische Fellpflege am Ende eines langen Tages – der namensgebende Streuner (englisch stray = streunen) wird perfekt in Szene gesetzt. Auf der PC-Spieleplattform Steam heimst Stray dafür überragende 97 Prozent positive Bewertungen ein. (BlueTwelve Studios, erschienen am 19. Juli 2022, Spielzeit fünf bis sechs Stunden, 26,99 Euro bis 39,99 Euro, Plattformen: Windows, Playstation 4/5)
  • Pentiment Bayern im 16. Jahrhundert. Unsere Spielfigur: ein aufstrebender Künstler. Die Welt voller Politik und Religion. Zugegeben, für Pentiment muss man eine gute Portion Geduld und Muße mitbringen. Das Spiel wirft dem Spieler viele Texte, historische Persönlichkeiten und Hintergrundwissen entgegen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt nicht nur eine ungewöhnliche Optik. Pentiment schreckt nicht davor zurück, sensible gesellschaftliche Themen unverblümt anzusprechen und im Kontext des 16. Jahrhunderts darzustellen. Schon in den ersten Spielminuten wird klar, dass das auch für die Dialogoptionen der eigenen Spielfigur gilt. Der für Obsidian Entertainment fast schon obligatorische schwarze Humor hält selbstverständlich auch in Pentiment Einzug. (Obsidian Entertainment, erschienen am 15. November 2022, Spielzeit 13 bis 18 Stunden, 19,99 Euro, Plattformen: Windows, Xbox One/X/S)
  • Unpacking Auch wenn Unpacking bereits im vergangenen Jahr erschienen ist, passt es einfach zu gut zum Thema der diesjährigen Spieletipps. In Unpacking gilt es, Umzugskartons auszupacken. Was trivial klingt und im realen Leben mehr als lästig sein kann, entpuppt sich im Spiel als erstaunlich entspannende Tätigkeit. Denn anders als im wahren Leben sind die auszupackenden Gegenstände endlich. Und alles kann mit wenigen Klicks wieder umsortiert werden. In der Games-Branche hat sich für diese Spiele der Term „Zen-Gaming“ etabliert, also Spiele, die keine Anstrengung oder große Konzentration verlangen. Genau das Richtige am Ende eines an Aufregung nicht armen Jahres. Und: Was passt besser zu Weihnachten, als das Auspacken von Kartons? (Witch Beam, erschienen am 2. November 2021, Spielzeit drei bis vier Stunden, 19,99 Euro, Plattformen: Windows, Playstation 4/5, Xbox One/X/S, Switch, MacOS, Linux)
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