Spielekritik Deus Ex: The Fall — Adrenalinkick für iPad und iPhone

Düsseldorf · Nach der grandiosen Neuauflage der Deus-Ex-Reihe 2011 ist es wieder ruhig geworden um die Dystopie. Nun gibt es endlich wieder Neues aus dem Cyberpunk-Universum – aber nur für Apples iOS-System.

Deus Ex: The Fall – Adrenalinkick für iPad und iPhone
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Nach der grandiosen Neuauflage der Deus-Ex-Reihe 2011 ist es wieder ruhig geworden um die Dystopie. Nun gibt es endlich wieder Neues aus dem Cyberpunk-Universum — aber nur für Apples iOS-System.

"Deus Ex: The Fall" spielt in gar nicht so ferner Zukunft: 2027 lassen Menschen mit dem entsprechenden Bankkonto ihre Körper mit Prothesen und Implantaten aufrüsten oder besiegen so Krankheiten. Allerdings reagiert die Physis darauf schnell mit Abstoßungsreaktionen. Dagegen hilft das Medikament Neuropozyn, das aber plötzlich knapp wird. Auch die Spielfigur, der SAS-Agent Ben Saxon, ist längst kein gewöhnlicher Mensch mehr, sondern zum Teil bereits Maschine. Und er will dem plötzlichen Mangel an Neuropozyn auf den Grund gehen — vor allem wegen seiner Kollegin Anna Kelso, die zunehmend unter den Implantaten leidet.

"The Fall" basiert auf dem Roman "Icarus Effect" und spielt mehr oder weniger während der Ereignisse der Deus-Ex-Neuauflage "Human Revolution". Und wer das gespielt hat, wird sich im iOS-Game sofort zu Hause fühlen. Denn Vieles wurde aus dem großen Bruder übernommen. Die Serien-Veteranen werden sich zudem darüber freuen, dass sie über E-Books, E-Mails und Dialoge jetzt noch weiter in die komplexe Welt einsteigen können. Entwickler N-Fusion hat sich um einen ähnlichen Tiefgang wie beim großen Bruder für PC oder Konsole bemüht. Dennoch ist es gelungen, den Einstieg so leicht zu machen, dass auch unerfahrene Spieler sich nicht verloren fühlen — in einer Welt, die umwerfend gut aussieht.

Grafisch eine Augenweide

Denn grafisch hat N-Fusion alles aus den iOS-Systemen herausgeholt, was nur irgendwie geht. Es macht Spaß sich in dem seltsam düsteren Look mit Gold-Farbstich zu bewegen oder sich seinem Ziel im grellen Neonschein der Reklametafeln und zwischen den hell erleuchteten Hochhäusern zu nähern. Atmosphärisch tun sich das aktuelle "The Fall" und das zwei Jahre alte Spiel "Human Revolution" nichts. Zumal der Sound immer stimmig ist und das Geschehen passend untermalt. Dennoch muss man sich an einigen Stellen der Limitierung der Technik geschlagen geben: Zwischensequenzen wurden mit Spielgrafik umgesetzt und erreichen nie die Klasse des großen Bruders. Auch die Charaktere wirken etwas starr, leblos, puppenhaft und dadurch langweilig. Das ist schade, denn die Story selbst ist spannend — wenn auch mit sechs bis acht Stunden etwas kurz geraten.

Ben Saxon steuert man aus der Ego-Perspektive — außer, wenn er in Deckung geht. Dann wechselt "The Fall" automatisch zur Third-Person-Ansicht. Zur Steuerung nutzt das Spiel den gesamten Touchscreen aus: Über den rechten Rand lässt sich die Blickrichtung steuern, über den linken die Bewegung. Das funktioniert mit zwei Daumen auf einem Apple-Tablet sehr gut. Auf einem iPhone wird das schon schwieriger. Erst recht, wenn die vielen Buttons für das Inventar, die Nahkampfattacken, das Pausenmenü, das Radar, die Energie-Anzeige oder die Köperhaltung (stehen oder ducken) den freien Bildschirmbereich noch kleiner machen. Auf dem iPad Mini stört das nicht wirklich. Beim Apple-Smartphone dagegen kann es vorkommen, dass man aus Versehen eine Aktion ausführt, die man so nicht beabsichtigt hat. Das wird nur zum Teil dadurch aufgefangen, dass man Saxon auch durch einen doppelten Fingertipp automatisch zu einer Stelle lotsen kann, wo er selbstständig in Deckung geht.

Gut mit dem iPad, schwierig mit dem iPhone

Und egal, ob auf dem iPad oder iPhone: Schnelle Schusswechsel gegen viele Gegner sind schwierig und trotz Auto-Zielfunktion nur schwer zu meistern. Doch typisch für die Deus-Ex-Reihe gibt es mehrere Wege zum Ziel. Statt mit brachialer Gewalt kann man sich auch lautlos schleichend bewegen und unbemerkt bleiben. Das wird vom Spiel mit mehr Erfahrungspunkten sogar deutlich besser honoriert als die Holzhammer-Methode. Diese Punkte kann man dann in Updates für die Implantate oder Prothesen investieren. Mit Geld aus geplünderten Schubläden oder Kisten kauft man dagegen Zielfernrohre, Betäubungs-Granaten oder Schalldämpfer. Ungeduldige Spieler können das zwar auch mit echtem Geld tun, aber zwingend notwendig ist das nicht.

Fazit

Für knapp sechs Euro im AppStore bietet The Fall eine ganze Menge: grandiose Grafik, ein komplexe Welt, eine spannende Geschichte und ein gutes Gameplay. Nur die Gegner-KI hätte besser sein können, aber da soll ein Update Abhilfe schaffen.

Grafik 9,0 von 10

+ grandios aussehende Spielwelt

Sound 9,0 von 10
+ stets stimmiger Sound

Gameplay 7,0 von 10
+ als Stealth-Game macht es Spaß

+ passende Rollenspiel-Elemente

- als Ego-Shooter frustierend

- teils simples Level-Design

Steuerung 7,5 von 10
+ auf dem iPad sehr gute Steuerung

- auf dem iPhone kann es schwierig werden

Story 8,0 von 10
+ spannende Geschichte

+ sehr komplexe Welt

- starre puppenhafte Charakter ohne Charisma

Gesamtwertung: 8,0 von 10

(felt)
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