Action-RPG in Entwicklung Der Indie-Titel „Last Epoch“ bringt frischen Wind ins Genre

Meinung | Düsseldorf · Während die Welt gebannt auf das nächste Diablo schaut, entwickelt ein kleines Indie-Team im Homeoffice einen Konkurrenten. Der orientiert sich an großen Vorbildern und ist dennoch erfrischend anders.

 „Das Ende der Zeit“ - dort enden alle Bemühungen, das Rätsel um den Untergang aufzulösen.

„Das Ende der Zeit“ - dort enden alle Bemühungen, das Rätsel um den Untergang aufzulösen.

Foto: Eleventh Hour Games/Last Epoch Game Art

Es war einmal ein kleiner, unbekannter Entwickler, der etwas Großes versuchen wollte. Ein Action-RPG in Konkurrenz zu Diablo, Path of Exile und Grim Dawn wollte er bauen und nannte sein Erstlingswerk „Last Epoch“. Im Jahr 2019 machte er das Spiel auf der Plattform Steam als „early access“ der Öffentlichkeit zugänglich. Das Spiel hat kürzlich erst seinen Mehrspielermodus erhalten. Dass es sich spielmechanisch nicht vor seinen großen Vorbildern verstecken muss, hat Indie-Entwickler „Eleventh Hour Games“ hingegen schon längst bewiesen.

Auf den ersten Blick bietet Last Epoch Hausmannskost

Magier, Krieger, Schurkin, Schamane und eine düster dreinschauende Akolythin bilden die Charakterauswahl. Im Detail verstecken sich hinter jeder Klasse jedoch drei Spezialisierungen. Die Akolythin etwa kann im späteren Spielverlauf zur Totenbeschwörerin, zum Lich oder zur Hexenmeisterin spezialisiert werden.

 Feuerpfeile und Mehrfachschuss kombinieren – kein Problem in Last Epoch.

Feuerpfeile und Mehrfachschuss kombinieren – kein Problem in Last Epoch.

Foto: Eleventh Hour Games/Last Epoch Game Art

Zumindest Lich und Totenbeschwörerin spielen sich komplett unterschiedlich: Während ersterer auf seine eigene Kraft setzt und gegebenenfalls Diener dafür opfert, hält sich die Totenbeschwörerin dezent im Hintergrund und delegiert ihre eigene kleine Armee. Die Hexenmeisterin ist noch nicht veröffentlicht.

Kein Talent, das nicht auch anders gespielt werden kann

Die größte Stärke von Last Epoch ist aber das Talentsystem. Jeder Zauber, jeder Angriff, jede Aura kann über mehrere Ecken so angepasst werden, dass unzählige verschiedene Spielstile möglich sind. Ein Beispiel: Die Zauberer-Fähigkeit Elementar-Nova beginnt mit gleichmäßigem Schaden aller drei Elemente (Feuer, Blitz, Eis). Sie kann aber auch in einer, zwei oder auch allen drei Richtungen vertieft werden. Die Talentpunkte sind jedoch begrenzt. Wer alle drei Ausprägungen haben möchte, kann in die jeweiligen Äste nicht so tief vordringen.

Der Teleport-Zauber wiederum bietet im Talentbaum die Möglichkeit, am Zielort, am Startort und sogar auf dem Weg dazwischen ebenjene Nova zu zünden. Der Teleport, der gerade noch ein Rettungsvehikel war, um aus brenzligen Situationen zu entkommen, wird so zur Angriffsmechanik. Jede Fähigkeit in Last Epoch bringt ihren eigenen Talentbaum mit. Damit haben es die Entwickler geschafft, das überkomplexe, aber dennoch sehr gute System eines Path of Exile in kleine Häppchen aufzuteilen. Der Einstieg wird deutlich einfacher, die Synergien in den Spitzen der Talentbäume zu erkennen und zu meistern, bleibt anspruchsvoll.

Nützlich und ohne Ballast – das Gegenstandssystem

Last Epoch hat ein einfaches, aber funktionelles Handwerkssystem. Der Spieler sammelt ganz nebenbei Runen, mit denen er die Boni auf seinen Gegenständen verbessern und, falls noch Platz ist, auch ganz neue Eigenschaften hinzufügen kann. Einzigartige und Set-Gegenstände enthalten zudem oft Eigenschaften, die eine Fähigkeit und damit den damit verbundenen Spielstil stark verändern.

So ändert beispielsweise ein Zauberstab den Schaden des Feuerballs zur Hälfte von Feuer zu Blitz. Das wiederum sorgt dafür, dass nun auch alle Blitzboni für diesen Zauber gelten. Blitzzauber können den Gegner außerdem in Schockzustand versetzen, was bei der Kontrolle größerer Gegnergruppen hilfreich ist.

 Der Kettenblitz ist nur eine von vielen möglichen Fähigkeiten des Zauberers, der sogar Nahkampf kann.

Der Kettenblitz ist nur eine von vielen möglichen Fähigkeiten des Zauberers, der sogar Nahkampf kann.

Foto: Eleventh Hour Games/Last Epoch Game Art

Die Spielwelt von Last Epoch ist hübsch, eng mit der Geschichte verbunden und dank dieser sehr abwechslungsreich. Zeitreise ist das Stichwort. Im Laufe der Kampagne bewegt sich die Spielfigur durch die teilweise gleichen Areale, aber zu unterschiedlichen Zeiten. In der späten Epoche stehen nur noch Ruinen, wo früher noch prunkvolle Paläste standen. Der Wiedererkennungswert bleibt. Es gilt, das Rätsel aufzulösen, wie es zum Untergang kam.

Stand der Entwicklung

Der Start des Mehrspielermodus verlief erwartungsgemäß holprig, der Ansturm auf die Server war mit bis zu 40.000 Spielern gleichzeitig offenbar größer als erwartet. Die gröbsten Probleme haben sich inzwischen gelegt, doch die Ladezeiten im Mehrspielermodus sind aufgrund des Abgleichs immer noch deutlich länger als im Einzelspieler. Dem Spaß am gemeinsamen Spiel tut das jedoch keinen größeren Abbruch.

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Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Das kleine Entwicklerteam arbeitet laut eigener Aussage komplett aus dem Homeoffice heraus und die Mitarbeiter sind über mehrere Kontinente verstreut. Seit Spieler den ersten Fuß in die Welt von Last Epoch setzen konnten, hat sich sehr viel getan. Bis zur Version 1.0 und darüber hinaus haben sich die Entwickler ebenso viel vorgenommen. Der jetzige Eindruck ist sehr vielversprechend und alles, was das Spiel bereits bietet, ist die 33,99 Euro, die der Entwickler dafür verlangt, absolut wert.

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